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DER HAGEN

Neben den bereits bestehenden Siedlungs-
kernen Burg, Altewiek und Altstadt entstand
mit der für Herzog Heinrich den Löwen be-
zeugten Gründung des Hagen in den sechzi-
ger Jahren des 12. Jh. als planmäßige Auf-
siedlung ein neues Weichbild. Etwa gleichzei-
tig wurden die älteren Ansiedlungen, noch
unter Ausschluß der Altewiek, mit Mauer und
Graben umgeben, die den in der Mitte liegen-
den Burgbereich mit einschlossen, so daß
sich unter diesem doppelten Schutz in der
Folgezeit rasch städtische Lebensformen
entwickeln konnten.
Der Hagen warvor seiner Besiedlung ein tief-
liegendes Feuchtgebiet in der Okerniede-
rung, auf der Ostseite des Flusses gelegen
und nördlich an die auf etwas höherem Ge-
lände liegende Altewiek anschließend. Zur
Urbarmachung und Ansiedlung wurden von
Heinrich dem Löwen flandrische und friesi-
sche Siedler ins Land gerufen, die nicht nur
in der Trockenlegung von Sümpfen erfahren
waren, sondern auch als Tuchmacher und
Wollweber ein Handwerk in der Stadt ansäs-
sig machten, auf dem die wirtschaftliche
Blüte und Bedeutung Braunschweigs im Mit-
telalter zu einem großen Teil beruhte.
Wie bereits im Nordteil der Altstadt erfolgte
die Anlage der Straßenzüge in diesem neuen,
von Beginn an mit dem Stadtrecht ausge-
zeichneten Weichbild in Nord-Süd Erstrek-
kung, wobei die mittlere und am tiefsten lie-
gende der drei Erschließungsstraßen, die
heutige Wilhelmstraße, in der Mitte einen
Wassergraben führte, der in der Art holländi-
scher Grachten rechts und links von Wegen
begleitet war. Dieser erst um 1840 geschlos-
sene Graben wurde von der Oker gespeist
und von ihr im Süden des Hagen, ungefähr in
der Höhe des heutigen Rathauses abge-
zweigt.
Als der Hagen gegründet und mit Mauer und
Graben umgeben wurde, istdie südlich davon
liegende Altewiek mit dem Aegidienkloster-
bezirk zunächst noch nicht in den Mauergür-
tel miteinbezogen worden. Die südliche und
südöstliche Befestigung der neuen Teilstadt
verlief daher zwischen Altewiek und Hagen
entlang einer Linie, die ungefähr dem südli-
chen Bogen der heutigen Georg-Eckert-
Straße und dem noch existierenden nördli-
chen Reststück der Friesenstraße entspricht.
Im Osten verlief die Stadtmauer entlang der
heutigen bebauten Seite des Theaterwalles
und im Nordosten am Rande der Grund-
stücke auf der Südseite des heutigen Wen-
dentorwalles. Hier hat sich als schmale, auch
heute noch wasserführende Rinne ein Stück
des die mittelalterliche Stadtmauer begleiten-
den Wendenmühlengrabens erhalten. Auf
seinem weiteren Verlauf ist der Graben ver-
rohrt und tritt südlich des Gaußberges wie-
der aus, wo er zusammen mit dem Bossel-
graben (s. Neustadt) und dem ebenfalls ab
hier wieder offenen Burgmühlengraben wei-
terfließt.
Die Grenze des Weichbildes im Westen war
die Oker, ehemals offen von Süd nach Nord
durch die Stadt fließend und Burgmühlen-
graben genannt, nach der an der Stelle des
heutigen Ruhfäutchenplatzes betriebenen

Plan der Stadt Braunschweig, 1798 (Culemann Plan), Ausschnitt Hagen (Mertens/Moderhack 1981)


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