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mitten durch die Stadt fließenden Hauptarm
der Oker, während das Kattreppeln genannte,
nach Südosten abbiegende Straßenstück zur
Langen Brücke führte, einer steinernen Ge-
wölbebrücke, die über den breiten Zusam-
menflußzweier Okerarme hinweg die Verbin-
dung mit St. Ägidien und dem Ägidientor her-
stellte.
Ebenso wie am Hutfiltern sind an diesen bei-
den Straßenzügen schon sehr früh Wohnge-
bäude entstanden-auf unsicherem Grund im
Überschwemmungsgebiet der Oker, so daß
hier die Bebauung häufiger als in den höher
gelegenen Stadtgebieten erneuert wurde.
Auch schon vor den Zerstörungen des Zwei-
ten Weltkrieges reichte das Alter der Bausub-
stanz in diesem Gebiet nur in einem Falle bis
in das frühe 16. Jh. zurück (Damm 4)\ der
größte Teil der ehemaligen Damminsel wurde
im Zuge der Trockenlegung des gesamten
Gebietes am Ende des 19. Jh. neu bebaut.
Lediglich die Osthälfte des Dammes und der
mittlere Teil von Kattreppeln behielten damals
noch eine größere Anzahl von Bauten des 17.
und 18. Jh., die dann aber 1944 vernichtet
wurden. So sind diese Teile des ehemaligen
Niederungsgebietes heute von Nachkriegs-
architektur geprägt, während die Westhälfte

des Dammes und Hutfiltem noch einige
schöne Beispiele älterer Architektur aufwei-
sen.
Kurz hinter dem Kohlmarkt liegen an der
Nordseite des Hutfiltem zwei Fachwerkbau-
ten, Hutfiltem 5 und 6, von denen der eine,
viergeschossig mit Zwerchhaus auf schma-
lem Grundstück hoch aufragend, wohl aus
der Mitte des 19. Jh. stammt, während der an-
dere mit nur drei Geschossen, fünf Fenster-
achsen und ohne Dachausbau als mehr breit
gelagerte Architektur der 2. Hälfte des 18. Jh.
angehört. Bei beiden Bauten sind die Erdge-
schosse durch unproportionierte Ladenein-
bauten entstellt. Das Fachwerkgerüst von Nr.
5, das nicht als Sichtfachwerk konzipiert ist,
wurde erst nach 1975 freigelegt, während Nr.
6 mit seinem überschlämmten, einen Stein-
bau imitierenden Holzgerüst eine Bauauffas-
sung vertritt, die für das 18. Jh. im Bereich der
Holzarchitekturtypisch ist.
Die drei anschließenden, schon als Wohn-/
Geschäftshäuser konzipierten Massivbauten,
Hutfiltem 7, 8 und Damm 1, stammen von
1904,1887 und 1890. Der mittlere und größte
der drei Bauten, durch den heute die Burg-
passage verläuft, ist ebenso wie der östlich

Hutfiltern 5 und 6


anschließende von dem Maurermeister F.
Röper errichtet und in reichen Neorenais-
sanceformen dekoriert.
Zwischen Hutfiltem 8 und Damm 1 verläuft
die Nahtstelle zwischen der früheren Dam-
minsel und dem Kohlmarktgebiet. Hier
kreuzte der von Südwesten kommende
Okerarm die Straße und wurde von der
„Kurzen Brücke“ überquert. Das verhältnis-
mäßig große Grundstück, auf dem Hutfiltern 8
steht, ist erst durch die Verrohrung des Was-
serlaufes entstanden, der heute unter dem
Gebäude entlangfließt. Auf dem von C. Allers
in den Jahren 1876-1881 vermessenen und
von der städtischen Bauverwaltung ergänzt
1885 herausgegebenen Plan der Innenstadt
ist die Kanalisierung bereits als abgeschlos-
sen eingetragen, das Grundstück aber noch
nicht bebaut.
Während Hutfiltern 8 mit seiner aufwendigen
ZiegeL/Werksteinfassade und Schweifwerk-
giebeln in den Obergeschossen nahezu un-
verändert erhalten ist, wurde bei Damm 1 die
üppige Putzornamentik im ersten Oberge-
schoß abgeschlagen; auch im Dachbereich
ist die ornamentale Ausgestaltung verein-
facht worden. Wie bei diesen beiden Bauten

Hutfiltern 7,1904, Architekten Wellmann und Barth


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