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Sänger, Falk-Reimar [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 21): Landkreis Lüchow-Dannenberg — Braunschweig, 1986

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https://doi.org/10.11588/diglit.44260#0191
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Wustrow, Stadtplan, 1771, Niedersächsisches Staatsarchiv Hannover, 32i Wustrow


WUSTROW

Die kleine Landstadt Wustrow liegt an der Ein-
mündung der Dumme in die Jeetzel etwa auf
halbem Weg zwischen den Städten Lüchow
und Salzwedel, in deren Schatten sie immer
stand. Wie viele vergleichbare Orte ist auch
diese Stadt in Anlehnung an einen befestigten
Adelssitz entstanden. Ein Geschlecht von
Wustrow wird zuerst 1217, eine Burg zu Wu-
strow 1334 das Städtchen 1377 genannt. In
einer Urkunde des Jahres 1388 wird erwähnt,
daß zur Burg eine Vorburg gehörte, die Stadt
eine Mühle besaß und bereits befestigt war,
das Blütlinger-, das Teplinger- und das Müh-
lentor werden ausdrücklich genannt. Damit
sind Schema und Größe des Stadtgrundris-
ses, wie er bis ins 19. Jh. hinein bestand, be-
reits angedeutet.
Nach dem Aussterben der Familie von Wu-
strow im Jahre 1615 gelangte der Besitz als-
bald an das fürstliche Haus Lüneburg. Wu-
strow wurde zum Kern des gleichnamigen
Amtes, aus der Burg entwickelte sich der
Amtssitz. Der sehr kleine Bezirk ging 1859 im
Amt Lüchow auf.

Wustrow, Lange Straße 16,14 Wustrow, Kirchstraße 18,16,14,
Bürgerhäuser, Ende 18. Jh./Anfang 19. Jh.



Wustrow, Kirchstraße, 10, 8, 6, 4, Bürgerhäuser, Ende 17,/Anfang 19. Jh

Nach verschiedenen kleinen Bränden ver-
nichtete ein Schadenfeuer am 17. September
1691 den gesamten Ort Wustrow mit 49 Haus-
stellen. Erhebliche Beschädigungen erlitt
auch die Kirche. Sogar auf dem etwas abseits
gelegenen Amtshof gab es Verluste. Hier wur-
den die Amtsstube sowie das herrschaftliche
Brauhaus eingeäschert, während das alte
Amtshaus erhalten blieb. Vor dem Wiederauf-
bau hatte die Landesherrschaft eine teilweise
Neuordnung des Stadtgrundrisses angeord-
net, der in einer skizzenhaften Flurkarte von
1771 überliefert ist. Sie zeigt die bescheidene
Ausdehnung des kleinen städtischen Ge-
meinwesens, welches von mehreren Wasser-
läufen umgeben, aber auch durchquert wur-
de. Sie gingen offenbar auf die mittelalterliche
Befestigung des Ortes zurück. Das Lüchower
Tor am Westende der Kirchstraße, das Salz-
wedeler Tor im Osten im Verlauf der heutigen
Bahnhofstraße, der Amtshof im Norden und
die Wallstraße (im 17. Jh. Bürgerwall) bildeten
die Grenzen.
Zur Wirtschaft der kleinen Landstadt, in der re-
gelmäßig Jahrmärkte abgehalten wurden, ge-
hörte neben Ackerbau, Handwerk und Handel
auch die Leineweberei. Auf Ersuchen der Wu-
strowschen Kaufmannschaft wurde 1792 eine
Linnenlegge eingerichtet. Gut 80 Jahre spä-
ter, im Jahre 1874, erfolgte die Gründung ei-
ner mechanischen Weberei, die als erster In-
dustriebetrieb des Kreisgebietes gelten kann.
Eisenbahnanschluß an die Bahnlinie Salzwe-
del - Lüchow bekam Wustrow im Jahre 1891.
Der Bahnhof entstand östlich des Ortes und
beeinflußte die Zunahme der Bebauung am
rechten Jeetzelufer. Zu einer kräftigen, aber
kurzen Blütezeit kam es in Wustrow durch den
Kaliabbau in der Umgebung. Während des
Zeitraumes 1908-1926, als auf Schacht Ru-
dolph bei Schreyahn Kalisalze gefördert und
über den Bahnanschluß Wustrow verfrachtet
wurden, erfolgte der Ausbau des Ortes zur
kleinen Industriestadt. Danach kam es wieder
zur wirtschaftlichen Stagnation, die nach dem
Zweiten Weltkrieg durch die Grenzlage zur
DDR noch verstärkt wurde. Die einzige Bau-

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