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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 22,1): Hansestadt Lüneburg mit Kloster Lüne — Petersberg, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.44419#0166
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wand massiv, Rückgiebel in Fachwerk aufge-
führt. Für das vermutlich bereits im 18.Jh. voll-
ständig zweigeschossig durchgebaute Haus
sind ab der 2. Hälfte des 19. Jh. bis 1913 meh-
rere Umbauphasen (Grundrissveränderungen
des Erdgeschosses durch Ladeneinbau, Dach-
ausbau durch einen Kniestock auf der Ostseite)
nachgewiesen. Sechsachsiger Dachausbau
der freistehenden westlichen Traufseite nach
Brand des Dachwerks 1930 als Ersatz für zwei
Zwerchhäuser aufgesetzt. Die Südfassade
oberhalb des 1960 großflächig durchfensterten
Erdgeschosses von einer spätklassizistischen
Putzgliederung mit faschengerahmten Fenstern
bestimmt. Unter dem nordwestlichen Hausbe-
reich ehemals ein Balkenkeller.

AM BERGE
Mit einer Länge von 210 Metern stellt die 1996
neu gestaltete Straße Am Berge die nordsüdli-
che Hauptverbindung zwischen dem Platz Am
Sande und dem Hafenviertel dar. Ihre Benen-
nung, erstmals 1313 als „supra montem“ und
1443 „uppe dem berghe“ urkundlich belegt,
verdankt sie ihrer mittleren, auf etwa 15 Meter
Höhe über NN verlaufenden Teilstrecke. Der
Stadtplan Appuhns von 1802 unterscheidet
drei Abschnitte: den südlichen bis zur Zollstraße
mit dem Namen „Vor dem Berge“, denjenigen
„Beim Heiligenthal“ zwischen Zoll- und Münz-
straße und schließlich den nördlichen „Auf dem
Berge“. Auf dem Stadtplan von 1856 findet sich

dann die heute für die gesamte Straße geläufi-
ge Namengebung „Am Berge“.
Das südliche Teilstück erweitert sich an der
Einmündung der Zollstraße trichterförmig zu
einem kleinen Platz, einer Situation, die nach
Keyser (1958, 182) auf eine mittelalterliche
Bebauungsgrenze hindeutet. Im Norden wird
der Platz von dem nach Osten vorgeschobenen
Baublock mit den Häusern Am Berge 16 und
17 begrenzt; Letzteres durch ein Obergeschoss
und einen Steilgiebel in Fachwerk des 17. Jh. im
Straßenbild auffallend. Sein Erdgeschoss hin-
gegen zeigt sich ebenso verändert wie die bei-
den Gebäude der westlichen Platzwand Nr. 18
und Nr. 20. Das 1956 erneuerte Haus Am
Berge 18 an der Südostecke der Zollstraße
birgt im Keller noch Bausubstanz eines Giebel-
hauses des 16. Jh., und das giebelständige
Haus Nr. 20, seit 1959 mehrfach und zuletzt
durch die Einbeziehung in ein Kaufhaus 1994-
96 umgebaut, geht auf die Zeit um 1600
zurück. Im 18,Jh. gehörte es als Nebenhaus zu
dem Stadthaus des Klosters Medingen, das
sich auf dem durch einen Neubau besetzten
Grundstück Nr. 21-24 an der Ecke zur Münz-
straße befand. Nachdem dieses 1796 für eine
Erweiterung des Bauhofes in städtischen Besitz
übergegangen war, wurde das Klosterwohn-
haus in private Hände veräußert. Von 1888—
1955 befand sich an dieser Stelle in einem lang-
gestreckten Gebäude des 19.Jh. eine Senf-
und Essigfabrik. Auch die Propstei Isenhagen
besaß „Supra montem“ ein nicht näher zu loka-
lisierendes Eckhaus, das sie 1468 an Johan

vame Lo verkaufte. Die größte Fläche des auf
der Ostseite gelegenen Baublocks zwischen
Papenstraße im Süden, Conventstraße im
Norden und Wandfärberstraße im Osten nahm
das Areal des Prämonstratenserklosters
Heiligental ein, das hier 1382 angesiedelt und in
den folgenden Jahren mit neuen Gebäuden ein-
schließlich einer Kirche ausgestattet wurde.
Nach seiner Auflösung im Zuge der Reforma-
tion 1530 brach man die Klostergebäude 1564
ab, an deren Stelle an der Papen- und Wand-
färberstraße Wohnhäuser traten. Die mit ihrer
Westfassade unmittelbar in die östliche Stra-
ßenfront vorstoßende Klosterkirche, deren
Dachreiter man bereits 1715 abtragen musste,
wurde 1801 auf Abriss verkauft. Zu der nach-
folgenden profanen Bebauung gehört u.a. das
traufständige Fachwerkgebäude Am Berge 34.
Nach Süden markieren außerdem die Häuser
Nr. 33 und 33a das ehemalige Klosterterrain.
1910/11 veranlasste der damalige Eigentümer
von Nr. 34, H. Gundlach, die Schließung der
Baulücke auf der Parzelle Nr. 33 durch ein drei-
geschossiges Wohnhaus, dessen Backstein-
fassade Maurermeister Püschel späthistoris-
tisch mit einem zweigeschossigen Fachwerk-
erker und einem dreiachsigen Zwerchhaus mit
Staffelgiebel instrumentierte. Für den 1919 fol-
genden Ladeneinbau zeichnete bereits ein
neuer Besitzer, der Kaufmann Johann Bier-
mann, verantwortlich. Er ließ 1926/27 das un-
mittelbar anschließende und gleichfalls dreige-
schossige Wohn-/Geschäftshaus Nr. 33a nach
Abbruch eines langgestreckten Gebäudes des

Am Berge, Westseite nach Norden, Nr. 8, 7, 6


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