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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0152
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dessen breite, durch Mittel- und Eckrisalite ge-
gliederte Straßenfassade sich nordöstlich die
Klosterkapelle anschließt. Die künstlerisch
wie handwerklich schön gestaltete Kapelle
gehört zu den qualitätvollen Leistungen des
Osnabrücker Dombaumeisters Alexander
Behnes, der in seinen zahlreichen, vor und
nach der Jahrhundertwende im Bistum Osna-
brück entstandenen Kirchenbauten eine reine
und höchst einfühlsame Neugotik vertritt. Es
ist eine Saalkirche von fünf Jochen mit polygo-
nal geschlossenem Chor, straßenseitig aus-
geführt in Sandsteinquadern, zum Hof dage-
gen in Bruchstein, und vorzüglich gegliedert
durch schlanke Strebepfeiler und hohe, durch
reiches Maßwerk unterteilte Fenster. Das In-
nere der von Kreuzrippengewölben über-
spannten Kapelle ist heute nach einem Brand
bis auf die erhaltene Grundstruktur des Rau-
mes erneuert.
Mit der Anlage des Stichkanals und Hafens
von Osnabrück in den Jahren 1911-15, die
die Verlegung des Haselaufs im Westen mit
sich brachte, begann die Entwicklung des
südwestlichen Randgebiets von Haste zur In-
dustriezone, die sich vor allem nach 1945

Haste, Christus-König-Kirche, 1933/34,
Architekt A. Feldwisch-Drentrup


Hellern, Im Hakenhof 1, Wohnwirtschaftsgebäude,
1787


Hellern, Tecklenburger Fußweg 10,
Wohnwirtschaftsgebäude, 1811


stark ausweitete und unter der die alte Struk-
tur in diesem Bereich vollständig überlagert
wurde. Im großen Umfang begann in den
zwanziger Jahren des 20. Jh. die Ausberei-
tung von Neusiedlungen, die vom Südrand an
der Bramscher Straße ihren Ausgang nah-
men. Zu ihnen traten westlich anschließend in
den dreißiger Jahren die großen Kasernen-
anlagen auf der Netterheide. Seit dem Ende
des Zweiten Weltkriegs breiten sich geschlos-
sene Neusiedlungen vor allem im Herzen der
Bauerschaft aus und beginnen, das alte Sied-
lungsbild auch hierzu zerstören.
Kath. Christus-König-Kirche
Für die angewachsene Stadtrandgemeinde
im Norden, deren katholische Bevölkerung
zur Dompfarre gehörte, baute die Domkir-
chengemeinde 1933/34 die Christus-König-
Kirche in der Altsiedlung Haste. Der ganz in
Bruchstein ausgeführte Neubau des Architek-
ten Albert Feldwisch-Drentrup fällt auf durch
das mit fast brutaler Konsequenz verfolgte ge-
stalterische Prinzip der Nüchternheit und
Schmucklosigkeit, unter dessen Anwendung
alle Bauteile auf ihre einfachste Form redu-

Hellern, An der Lauburg 52, ehemaliges
Wohnwirtschaftsgebäude, Wohnteil von 1781


Hellern, Dieckriede 1, Wohnwirtschaftsgebäude,
1849


ziert werden. Schiff und Glockenturm bilden,
zur Bramstraße ausgerichtet, mit ihren unge-
gliederten Baukörpern eine scharfkantige
Gruppe, deren Teile in kahler Sachlichkeit, je-
doch nicht ohne architektonische Monum-
entalität, hart nebeneinander stehen.
OSNABRÜCK-HELLERN

Die südwestlich an die Osnabrücker Feldmark
anschließende ehemalige Landgemeinde um-
faßt die Bauerschaft Hellern und in ihrem süd-
östlichen Randbereich die 1937 nach Hellern
eingemeindete Bauerschaft Hörne. Seit 1972
sind Hellern und Hörne der Stadt Osnabrück
eingegliedert. Hellern erstreckt sich über zum
großen Teil flaches, im Bereich Hörnes stärker
hügeliges Gebiet und wird von Südosten nach
Nordwesten von dem gewundenen Lauf der
Düte durchquert bzw. im Nordwesten be-
grenzt. Östlich des Flußlaufs prägen über wei-
te Strecken die Ödlandzonen von Hellerner
und Heringer Heide das Landschaftsbild. Ein-
zige höhere Erhebung bildet der Gesmolds-
berg (106 m) am Südrand Hörnes. Die alten
Fernstraßen nach Lengerich und Rheine
schneiden, von der Stadt herkommend, die
Gemarkung.
Die Bauerschaft Hellern wuchs zusammen
aus mehreren, ursprünglich selbständigen
Siedlungsbereichen, die weit über ihre Ge-
markung verstreut liegen. Der Siedlungskern
mit der Altsiedlung Hellern befindet sich am
Übergang der Straße nach Lengerich über die
Düte mit einer lockeren Gruppe von vier Erb-
höfen am westlichen Düteufer, denen sich
weiter nordwestlich eine Anzahl verstreut lie-
gender Einzelhöfe beiderseits des Flusses
anschließen. Am Ostrand der Bauerschaft,
von der Kernsiedlung durch die Hellerner Hei-
de getrennt, befindet sich der alte Siedlungs-
bereich Honhorst mit mehreren Einzelhöfen,
im äußersten Nordwesten ehemals ein ein-
zeln liegender Meyerhof (zu Heringen, nicht
erhalten). Die kleine Bauerschaft Hörne im
Südosten umfaßte ursprünglich fünf Höfe, von
denen jeweils zwei in paarweiser Anordnung
am Nord- bzw. Südrand liegen, während sich
im Zentrum am rechten Düteufer ehemals ein
alleinliegender Erbhof befand (nicht erhalten).
Bis ins 17. Jh. gehörte auch der unweit südlich
ebenfalls am Düteufer gelegene Hörnehof in
Sutthausen zur Bauerschaft (s. S. 158f.). An
der Grenze Hörnes zu Sutthausen verläuft
entlang der 1871 erbauten Bahnlinie Osna-
brück-Münster ein ca. 1 km langer Land-
wehrabschnitt zwischen Osnabrücker Land-
wehr und Düte (s. S. 98).
Die alte Siedlungsstruktur, die sich noch bis
ins 20. Jh. hinein wenig veränderte, ist heute
nach Entwicklung Hellerns zur Stadtrandge-
meinde bereits teilweise gestört. Eine Anzahl
von Erbhöfen besteht nicht mehr. Seit dem Er-
sten Weltkrieg und verstärkt nach 1945 brei-
ten sich beiderseits der Lengericher Landstra-
ße und an den alten Feldwegen auf der Heller-
ner Heide ausgedehnte Neusiedlungen aus,
die den Charakter des Ortsteils allmählich ver-
ändern.
Der Baubestand der alten Hofanlagen wurde
vielfach im Verlauf des 19. und 20. Jh. erneu-
ert, die erhaltene Bausubstanz geht nicht über

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