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Rüttgerodt-Riechmann, Ilse [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,1): Landkreis Göttingen: Stadt Göttingen — Braunschweig, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.44170#0035
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„BURGBEREICH” UND „JAKOBMERTEL”
Ursprünglich bildete der Ritterplan mit dem
nördlichen Abschnitt der Jüdenstraße den
Zuweg (1419 „reddingehusenstrate”) von
der Weender Straße auf den Königshof, aus
dem die 1289 erwähnte, 1387 zerstörte her-
zogliche Burg Balruz hervorging.
Im Laufedes13. und14.Jh.geselltensichder
Burg auf dem Gelände des ehemaligen
Königshofes nördlich und südlich des Ritter-
plan bis etwa zur Speckstraße drei adlige
Höfe und der erste Hof der Walkenrieder
Mönche bei; letzteren tauschte der Abt bald
gegen einen anderen Hof östlich des Pauli-
ner Klosters ein.
Südlich lehnte sich an den späteren Burgbe-
reich eine vielleicht im Laufe des 12. Jh.
gewachseneSiedlung, deren geistlicher Mit-
telpunkt der Vorgängerbau der Jakobikirche
von etwa1210wurde. Diese Kirchespielte im
politischen Leben der späteren Stadt inso-
fern eine Rolle, als der Landesherrübereine
längere Periode hinweg Beurkundungen
und Vertragsabschlüsse auf dem Kirchhof
vornahm.

Jüdenstraße 38, 39,18. Jh.


Lange Geismar Straße 57 f
und Kurze Geismar Straße 23


Nördlicher Abschnitt Jüdenstraße/Ritter-
plan
An dem historischen Zuweg findet sich
heute an älterer Bebauung nur noch das
Eckhaus (Weender Straße 78), ein großes,
dreistöckiges Fachwerkgebäude mit Teilen
aus dem 16. Jh., und die ehemalige kurfürst-
lich hannoversche Post von 1739 (Jüden-
straße 39). Dieses gut erhaltene dreistök-
kige Fachwerkhaus, eines der letzten mit
Vorkragungen, bekam im 3. Viertel des 18. Jh.
Anbauten (Jüdenstraße 38 und Ritterplan 8),
in denen wohl ein Gasthaus undStälle unter-
gebracht waren. Nachdem diese Gebäude
1865-79 die Höhere Mädchenschule
beherbergten, gehören sie nun zum
Museumskomplex.
Am Ritterplan 7 steht der sogenannte Har-
denbergsche Hof von 1592 mit reichem
Renaissancefachwerk, der nach wechseln-
der Nutzung 1897 zum Museum umgebaut
wurde. Diesem Umbau verdankt das
Gebäude die Dachlösung mit Zwerchhaus
und Dachhäuschen, den „Kapellenanbau”
nach Plänen von Gerber und den
„Museumsgarten”, in dem u. a. die Fassade

Kurze Geismar Straße 40,
Architekt G. H. Borheck, 1785-90


Kurze Geismar Straße 40, Treppenhaus


des Siedentopfschen Hauses aus der Roten
Straße konserviert ist.
Nördlich und östlich des Museumsgrund-
stücks wurde ab etwa 1885 bis 1910 auf dem
Gelände des zugeschütteten Grabens der
ersten Befestigung (s. o.; Mauerrest hinter
Ritterplan 6) ein Schulzentrum aus Volks-
und Gewerbeschulen gebildet. Auf derSüd-
seite des Ritterplan (Jüdenstraße 36) wurde
in einem neuen Feuerwehrhaus von ca. 1908
die damals gegründete städtische Feuer-
wehr untergebracht.
Jakobikirche
Kurz nach der Mitte des 14. Jh. wurde mit
dem Bau der heutigen Kirche begonnen:
1350 gab der Landesherr die Erlaubnis zum
Neubau, eine Inschrift von 1361 findet sich in
der Vorhalle; die Datierung 1402 des Altars
im Chor gibt einen Hinweis auf die Fertigstel-
lung des Langhauses. Der Westturm wurde
1427 - 33 durch Hans Rutenstein aus Hildes-
heim erbaut, allerdings entstanden Fach-
werkaufsatz und kuppelförmiger Abschluß
mit Laterne erst nach einem Brand im Jahre
1555.

Weender Straße 78, 16. Jh.


Ritterplan 7, 1592. innen ältere Reste.
Umbau 1897


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