Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,2): Landkreis Göttingen, Teil 1: Altkreis Münden mit den Gemeinden Adelebsen, Bovenden und Rosdorf — Braunschweig, 1993

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44171#0109
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
des 18. Jh. und das gegenüber der Kirche, ver-
mutlich um 1800 errichtete Pfarrhaus Bever-
straße 18 beachtenswert. An exponierter
Stelle, an der Straßengabelung Triftstraße/
Obere Straße liegt das Wohnhaus der Hofan-
lage Obere Straße 15, ein straßenseitig verklei-
deter, doppelgeschossiger Fachwerkbau wohl
aus der 2. Hälfte des 18. Jh.
Ev. Kirche
Inmitten eines ehemaligen Kirchhofs erhebt
sich auf einer Anhöhe die ev. Kirche - ein fünf-
achsiger Rechtecksaal, dem im Osten ein im
Kern mittelalterlicher querrechteckiger Turm
vorgelegt ist. Wie die Inschrift-Kartusche ober-
halb des Südportals ausweist, wurde der Putz-
bau 1772 errichtet. Fenstergewände, Eckqua-
derung sowie die Rahmung des schlichten
Rechteckportals sind in Werkstein gearbeitet.
Zwischen 1980 und 1982 wurde die Kirche
gründlich renoviert.

BÜHREN

„Bühren vor dem Walde” liegt in einer vom
Schedebach durchflossenen Talmulde am
Westrand der Samtgemeinde Dransfeld und
reicht im Westen bis an die Ausläufer des Bram-
waldes.
Der Rollbachweg und die Unterdorfstraße, die
in den Grund übergehen, umschließen angerar-
tig einen kleinen Siedlungsbereich, auf dessen
Südseite Kirche undTieplatz markante Akzente
setzen. Offenbar bildete sich hier die Keimzelle
des im 9. Jh. erstmals urkundlich erwähnten
„Burian”.
Wie die Kurhannoversche Landesaufnahme
von 1784, die für Bühren 89 „Feuerstellen”
nennt, und die „Karte der Buehrener Forst-Re-
viere” von 1826 ausweisen, konzentrierte sich
die Bebauung an der Unterdorfstraße, dem
Nitzgrund, der Oberdorfstraße und der Hinter-
gasse. Während der Kernbereich zumeist aus
kleinen unregelmäßg zugeschnittenen Hof-
grundstücken besteht, bilden schmale Strei-
fenparzellen die Randbereiche des Ortes. Von
ortsbildprägender Bedeutung sind die trauf-
ständigen, von der Straßenflucht zurückge-
setzten Fachwerkbauten, die sich auf der Nord-
seite der Unterdorfstraße in lockerer Bauweise
aneinanderreihen. Aus dem Bestand der gut
erhaltenen Fachwerkbauten sind Nr. 4/6, 18
und 20 sowie die auf der Südseite gelegenen
Hofanlagen Nr. 3 und Nr. 7/9 bemerkenswert.
Während der um einen späteren Anbau erwei-
terte Fachwerkbau Nr. 4/6 wohl aus dem spä-
ten 18. Jh. stammt, sind die gut erhaltenen
traufständigen Bauten Nr. 18 und 20 (Pfarrhaus)
um 1800 errichtet, bestimmt durch einen stren-
gen achsialsymmetrischen Fassadenaufbau.
Am östlichen Rand, eingebunden zwischen
Unterdorfstraße und Schedebach, liegt die in
der 2. Hälfte des 18. Jh. entstandene, später
erweiterte Hofanlage Nr. 7/9, deren stockwerk-
weise abgezimmertes Hauptgebäude hervor-
hebenswert ist. Gleichwohl bilden die Hofanla-
gen Hintergasse 7 und 13, von 1839 bzw. aus
der 2. Hälfte des 18. Jh., ferner das an expo-

nierter Stelle, an einer Straßengabelung gele-
gene Wohnwirtschaftsgebäude Nitzgrund 1
aus dem Ende des 18. Jh. markante Punkte.
Am nordwestlichen Ortseingang liegt das ver-
mutlich aus dem frühen 18. Jh. stammende
Fachwerkgebäude Nitzgrund 13, dessen Gefa-
che noch durch Lehmstakung geschlossen
sind. In unmittelbarer Nähe von Kirche und Tie-
platz entstand um 1800 an der Oberdorfstraße
5 die Schule, die ebenso wie das Wohnwirt-
schaftsgebäude Grund 9, dessen Wohnteil
Ende des 18. Jh. errichtet wurde von straßen-
bildprägender Bedeutung ist. Am südlichen
Ende derTiestraße, außerhalb der Ortslage, ist
die von einer hohen Baumgruppe umstandene
Fachwerkscheune mit Längsaufschluß beach-
tenswert.
Markante Akzente setzen ferner der 1768 er-
baute und später aufgestockte Fachwerkbau
Tiestraße 16 und der reich verzierte doppelge-
schossige Bau Tiestraße 15.
Ev. Kirche, Tieplatz
Neuere Grabungsbefunde und -ergebnisse
konnten wesentlich zur Erhellung der Bauge-
schichte der Bührener Kirche beitragen, die um

1150 an der sich platzartig erweiternden Ober-
dorfstraße als zweigeschossige Kapelle mit
Ostapsis über annähernd quadratischem
Grundriß (9,80 x 9,20 m) angelegt wurde. Er-
weitert wurde der Erstbau um 1220 um einen
ursprünglich als Wehrturm konzipierten West-
turm mit tonnengewölbtem Erdgeschoß und
gekuppelten Schallarkaden, den man Ende des
18. Jh. mit einem Pyramidendach versah. Im
letzten Bauabschnitt nach 1308 entstand an-
stelle der Halbrundapsis an der Ostseite ein
leicht eingezogener Rechteckchor. Das saalar-
tige flachgedeckte Kirchenschiff, wie der West-
turm in Bruchsteinmauerwerk errichtet, geht
auf einen Umbau von 1757-1777 zurück. Erhal-
ten habe sich noch zwei Glocken, die kleinere
inschriftlich 1473 datiert, die andere wohl vor
1350 gegossen, wird Nicolaus von Stettin, dem
Schöpfer der Mündener Taufvase in St. Blasii,
zugeschrieben.
Etwa 40 m östlich der Kirche auf einer natürli-
chen Geländeerhebung liegt der von einem
Bruchsteintrockenmauerwerk umschlossene
und von 12 Linden eingefaßte malerische Tie
mit steinernem Tisch. Seine ursprünglich runde
Form wurde durch Straßenbaummaßnahmen

Bühren, Unterdorfstraße 8, lOff


Bühren, Tieplatz und Kirche


107
 
Annotationen