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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0139
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Von der um 1300 errichteten ehemaligen
Pfarrkirche St. Johannes Ev. haben sich nur
noch die beiden etwa 5,80 m hohen Giebel-
mauern und wallartige Erhebungen im Bereich
der Längswände erhalten, die einen Eindruck
von der rund 9 x 12 m messenden räumlichen
Gestalt der schlichten rechteckigen Kirche ver-
mitteln. Ihr Mauerwerk besteht aus oberfläch-
lich bearbeiteten Bruchsteinen aus Buntsand-
stein unterschiedlicher Größe unter Einbe-
ziehung sorgfältig hergestellter und leicht
scharrierter Eckquaderung. Im Gegensatz zur
völlig ungegliederten geschlossenen West-
wand, zeigt die östliche Giebelwand ein
Spitzbogenfenster ohne Maßwerk. Wie aus den
Baurelikten geschlossen werden kann, war die
Leisenberger Kirche turmlos und offenbar nur
mit einem Dachreiter bekrönt.

KATLENBURG-LINDAU/LINDAU

Am äußeren südöstlichen Rand des
Bearbeitungsgebietes, nahe der Landkreis-
grenzen von Osterode und Göttingen liegt der
Ort Lindau, eingebunden in die häufig von
Hochwasser bedrohte Niederung von Rhume
und Oder. Im frühen Mittelalter zur Gebiets-
gemeinschaft des Lisgau gehörend, der sich
vom Südwestharz bis in die Goldene Mark
erstreckte, zählte Lindau wohl zum Besitz der
Immedinger, später der Grafen von Catlenburg.
Der Siedlungsplatz, erstmals 1184 urkundlich
genannt, erscheint in den Schriftquellen von
1496 als „oppidum“.
Bedeutsam für Orts- und Siedlungsgeschichte
Lindaus waren die mittelalterlichen Burgan-
lagen: Abgelöst wurde die jüngere, südöstlich
der Rhumebrücke entstandene Wasserburg,
deren Anfänge noch ungeklärt sind und von der
sich nur noch schwach ausgeprägte Relikte
eines Grabensystems erhalten haben, durch
den Bau einer spätmittelalterlichen Burganlage
nördlich der Rhume. Hier ließ Bischof Otto II.
von Hildesheim kurz nach 1322 einen unein-
nehmbaren Palas mit hohen Mauern erbauen,
das heute noch vorhandene „Mushaus“, nach-
dem sein Vorgänger von den Herren von Plesse
Teile des Dorfes und die Burg to Lyndowe
erworben hatte. Zunächst gelangte 1434 die
Hälfte Lindaus als Pfand an das Erzstift Mainz,
das 1521 die Pfandherrschaft über ganz Lindau
ausweiten konnte. Neben den Burganlagen
besaß Lindau im Spätmittelalter ein Hospital
zum Hl. Geist, ein Siechenhaus und ein
Hospital der Jakobsbruderschaft (um 1600).
In Mainzer Zeit wurde Lindau Gerichts- und
Verwaltungssitz eines der drei untereichsfeldi-
schen Ämter, in westfälischer Zeit Sitz des
Kantons Lindau. Nach dem Übergang an das
Königreich Hannover erfolgte der Zusammen-
schluss mit dem Amt Gieboldehausen, von
1832-1859 wurde Lindau Sitz des Amtes
Catlenburg-Lindau. In der Folgezeit zunächst
Teil des Kreises Duderstadt, kam Lindau durch
die Verwaltungsreform 1973 als einziger Ort
des Eichsfeldes zum Landkreis Northeim.
Nachdem der Dreißigjährige Krieg Lindau nahe-
zu vollständig zerstört hatte, vernichteten


Gillersheim, Wüstungskirche Leisenberg, ehern. Pfarrkirche St. Johannes Ev., Blick von Südosten

Gillersheim, Lehmkuhle 2, Backhäuschen, Zustand 1987, Archiv NLD


Lindau, Ortsgrundriss, Königl. Preuss. Landesaufnahme, 1876, M 1 : 25 000,Blatt 4326, Lindau (Ausschnitt),
Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen


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