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Kellmann, Thomas
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,3): Stadt Einbeck — Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.65609#0385
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obwohl überwiegend östlich vom Dreckgraben,
dem Marktkirchspiel zugeschlagen. Auf dem
rückwärtigen, bis 1833 zur Ratsapotheke gehö-
renden Grundstück von Langer Brücke 12 trifft der
Dreckgraben von Westen auf das Petersilienwas-
ser, das sich auf 3,5 m verbreitert. Dieser Teil des
Dreckgrabens wurde nach den Kämmereirech-
nungen erst 1716/17 eingewölbt.
In Verbindung mit der Bebauung der Langen Brü-
cke erfolgte zwischen dem 13. und 16. Jahrhun-
dert eine extreme Aufschüttung des Baugrundes
um bis zu 3,2 m (vgl. Hausstellenkatalog Nr. 2/4).
Mit dem Brand der Häuser Lange Brücke 10 und
12 mit drei Vorderhäusern im Jahr 1946, dem
Abbruch der Hausstellen Lange Brücke 9 und 11
im Jahr 1969 und dem Brand der Vorderhäuser
Lange Brücke 1,3, 5 und 7 im Jahr 2005 wurde
einer der wertvollsten Straßenzüge in Einbeck mit
einem lückenlosen Bestand aus dem 16. und frü-
hen 17. Jahrhundert auf das Schwerste getroffen.
Indem die anschließend weitgehend entkernten
Kubaturen von Nr. 1,3,7,10 und 12 beim Wieder-
aufbau teilweise erhalten blieben, konnte zumin-
dest die städtebauliche Gesamtwirkung der Lan-
gen Brücke gewahrt bleiben. Von mindestens
acht erhaltenen Spitzsäulendachwerken gingen
seit 1946 sieben verloren. Dabei hatte die Lange
Brücke schon einmal, nämlich zwischen 1902 und
1927, ihr Gesicht vollständig gewandelt, als die
komplett verputzten Fassaden freigelegt und his-
torisierend überarbeitet wurden. Beim Ausbau mit
Ladenlokalen in den Erdgeschosszonen wurde
dabei der dichte Bestand hoch liegender Gewöl-
bekeller teilweise entfernt und die bis heute erhal-
tenen Schaufensterfronten mit Renaissancedekor
eingebaut.
Vom Wiederaufbau nach dem Stadtbrand von
1540 über den teilweise übernommenen spät-
mittelalterlichen Gewölbekellern sind im Kern die
Vorderhäuser Lange Brücke 8 (östliches Haus)
und Nr. 10 erhalten. Die im Bäckergildebuch über-
lieferte zeitgenössische Chronik von Schottelius
berichtet in Versform über den Brand von 1549,
wonach die Häuser vom Marktplatz „bis an Jobst
Bensen Haus“ abermals zerstört wurden. Dies
deckt sich mit dem Bestand. Der in einer Bauin-
schrift im Torsturz von Nr. 8 (östliches Haus)
genannte „Jost“ „Bensen“ und die von Mithoff
(1873) und Friese (1893) überlieferte inschriftliche
Datierung von Nr. 10 mit „1546“ bestätigen die
Angaben bei Schottelius. Die Häuser Lange Brü-
cke 2, 4 und 6 sind vermutlich kurz nach dem
Stadtbrand von 1549 entstanden, als Stubener-
ker zum üblichen Bauprogramm gehörten. Dies
lässt sich mustergültig bei Nr. 6 nachvollziehen.
Auf der erhaltenen Erkerschwelle, die sich zurück-
gelegt über die volle Breite der beheizbaren Stu-
be im ehemaligen Zwischengeschoss erstreckt,
ist das Wappenschild des Bauherrn mit einem


Lange Brücke nach Südwesten zum Marktplatz, Knoche, 01.11.2007

Helm und den Initialen dargestellt. Küchemann
(2001) hält ein sogenanntes sprechendes Wap-
pen für möglich, wonach der dargestellte Helm in
Verbindung mit der Initiale „H“ auch als Name

„Helm“ gedeutet werden könnte. Von den erhal-
tenen Bauten an der Langen Brücke lassen sich
wenige Vorderhäuser jahrgenau datieren, so Lan-
ge Brücke 10 mit „1546“(i), Lange Brücke 5 mit


Gesamtaufnahme der Langen Brücke vor Entfernung der Außenputze, vor 1907, StAE

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