Gesamtansicht ehern. E-Werk Bismarckstraße 1 von Westen, Keilmann, 02.04.2016
Obwohl ab 1927 der Anschluss an das regionale
Stromnetz gesucht wurde, blieb es bis zum Zwei-
ten Weltkrieg bei einer überwiegend lokalen
Stromerzeugung. Viele kleine, dezentrale Stand-
orte wie die Wasserturbinen der Walkemühle (Wal-
kemühlenweg 40) ab 1912 und der Mittelmühle
(Benser Straße) ab 1935, die mit Kohle oder Gas
betriebenen Dampfkraftwerke auf dem ehemali-
gen Werksgelände von Stukenbrok (Teichenweg
1) ab 1934 und das Städtische Gas-Werk (Grim-
sehlstraße 17) ab 1938 wurden dem wachsenden
Bedarf zunächst gerecht. Begonnen hatte alles
am 1. November 1907, als die Stadt Einbeck
beschloss, an der Bismarckstraße eine eigene,
zentrale Stromversorgung aufzubauen. Im Sep-
tember 1909 konnte das soeben fertiggestellte
Oberlicht der Akkumulatorenhalle vor der Umnutzung, Lucka, 1991
Städtische Elektrizitäts-Werk seinen Probebetrieb
aufnehmen. In der Aula des neu erbauten Real-
gymnasiums (siehe Goetheschule Schützenweg
1) wurde erstmals eine elektrische Beleuchtungs-
anlage in Betrieb genommen. Vereinzelt wurden
private Anlagen bereits einige Jahre zuvor instal-
liert. Zur Grundausstattung gehörten zwei mit
Steinkohle befeuerte Dampfmaschinen, deren
Leistung 1926 durch eine weitere Maschine er-
höht werden konnte. 1954 wurde die Stromer-
zeugung in der Bismarckstraße eingestellt. 1958
war die seit 1928 laufende Umstellung von Gleich-
auf Drehstrom abgeschlossen. Die technischen
Anlagen und der Schornstein hinter dem Kessel-
haus sind nicht erhalten. Das stark ruinöse, von
Leerstand gekennzeichnete E-Werk wurde
schließlich in zwei Bauabschnitten 1996 und 2001
für gewerbliche Zwecke (Zahnarztpraxis und Wer-
beagentur) umgenutzt. Dabei wurde die ehemali-
ge Turbinenhalle mit dem ovalen Oberlicht weit-
gehend verbaut.
Auf der Rückseite des E-Werks liegen die Reste
des 1909/10 unmittelbar angebauten Schlacht-
hofes der Stadt. Eine Planung von April 1909 zeigt
den ausgeführten Entwurf des zweiten Bauab-
schnittes mit dem Schlachthofgelände. Wasser-
turm und Eisfabrik wurden bereits im ersten Bau-
abschnitt mit dem E-Werk erstellt und sind als
Bestand verzeichnet. Gegenüber dem Entwurf
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