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Dudík, B.; Weselsky, J. [Hrsg.]
Die Kleinodien des Deutschen Ritterordens: beschrieben und geschichtlich erläutert — Wien, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.21286#0121
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der einen das Maximilianische Wappen, wägen 1 Mark 14 Loth.“ Im nächsten Jahre 1660 treffen
wir diese Schalen schon zu Mergentheim, wo sie bis 1673 verblieben. Im Inventare von diesem Jahre
erhielten sie ihre wahre Benennung: „zwei Credenz-Schalen, vergoldet, mit einem silbernen, schönen
Figurenstich.“ Darauf kamen sie, der Kriege halber, nach Regensburg, und als 1703 die Feindes-
gefahr vorüber war, kehrten sie nach Mergentheim zurück, wo ihnen jedoch die grösste Gefahr
vernichtet zu werden drohte. Im Februar des genannten Jahres brachen nämlich Juden in das
untere Gewölbe des Archivs ein, wo der Ordensschatz lag, und entwendeten mit vielen anderen
Pretiosen auch diese zwei Kunststücke. Durch ein emsiges und umsichtiges Verfolgen der Diebe
hat man zwar das Gestohlene zum grossen Theile zurückerhalten, aber nicht mehr im vorigen
guten Zustande; so z. B. waren auch unsere Schalen ganz verbogen. In dem Verzeichnisse der
wieder erlangten Pretiosen heisst es: „zwei silberne vergoldete Credenz-Schalen mit Figuren-
stichen seindt auch entwendet, aber zusammengebogen ganz wieder bekommen.“ Dass sie, um ihre
vorige Gestalt zurückzuerhalten, ausgeklopft wurden, und das ziemlich ungeschickt, sieht man
besonders der Schale Kr. 1 an; sie hat durch die ungeschickte Hand gelitten. Damals schätzte
man diese Kleinodien auf 60 Gulden! Als Credenz-Schalen hatten sie noch ihre Postamente;
nach 26 Jahren aber, als sie abermals im Hauptinventare vom Jahre 1729 Vorkommen, wird
schon gesagt: „zwei silberne vergoldete Schalen, innwendig mit Kupferstecher-Arbeit, wovon die
eine mit Erzherzog-Deutschmeister’schem Wappen, die andere aber ohne Wappen und beide ohne
Fuss.“ Diese Beschreibung überging in die Inventare der Jahre 1732, 1757 und 1784 mit dem
Zusatze: dass beide 1 Mark 10 Loth 1 Quint, im Gewichte haben. In späterer Zeit hatte man
an der Stelle, wo der Fuss mit der Schale in Verbindung stand, unzierliche Knöpfe angebracht,
um daran die Schalen, die seit 1733 auf einmal „concave runde Scheiben mit geätzten heiligen
Scenen“ genannt werden, aufzuhängen, die ohne weitere Schicksale im Jahre 1805 nach Wien
kamen, wo sie im D. O. Schatze noch zu sehen sind.

Solche Credenz-Schalen gehörten mit zum Prunke eines fürstlichen Haushaltes; sie standen
im Prunk- oder Speisesaale mit anderen Schaugefässen auf einem eigenen Tische, welcher mit
kostbaren Tüchern bedeckt war. Noch im letzten Inventare des souverainen Meisters in Mergentheim,
des Erzherzogs Anton Victor, vom Jahre 1805 werden zwei rothe Credenz-Tiicher angeführt, eines
mit goldenen, das andere mit silbernen breiten Borden. Auf solchen Tischen sah man in Mergent-
heim nach den Inventaren von 1526 silberne Schalen mit dem Wappen des Deutschmeisters Adel-
man von Adelmansfelden; 1585, zwei vergoldete Schälchen über einander mit Milchling’s Wappen,
die 1606 als doppelte vergoldete Schalen bezeichnet wurden, zwei vergoldete hohe Schalen mit
dem Wappen des D. O. Ritters Diemer (1606 war nur noch eine vorhanden), 10 hohe vergoldete
Confectschalen, 11 weisse silberne Confectschalen; 1606 eine vergoldete Schale sammt dem Deckel
mit Neuhaus’ Wappen, 12 silberne, vergoldete Schalen, 2 gleiche vergoldete Schalen von ge-
triebener Arbeit, ein silbernes Schälchen mit einer Handhabe, 1 runde, kleine, vergoldete Silber-
schale, 4 silberne durchbrochene Confectschalen, ganz kleine silberne Confectschälchen; 1632 zwei
silberne, auf die Zier vergoldete Schälchen, 4 silberne, niedere Confectschälchen mit Buckeln,
dazu ein silbernes Confect-Schäufelein, 9 silberne und vergoldete Confectschalen von getriebener

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