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Dudík, B.; Weselsky, J. [Hrsg.]
Die Kleinodien des Deutschen Ritterordens: beschrieben und geschichtlich erläutert — Wien, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.21286#0173
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deutschen Orden herrührt; weiter eine grosse Deutschmeister’sche Uhr mit schwarzgebeiztem
Holz eingefasst; ferner eine runde, durchbrochene Schlaguhr, gleichfalls vom Deutschen Orden
stammend, und endlich eine übergoldete, mittlere hohe Tischuhr, welche Hercules auf dem Kopf
hält, dem Deutschmeisterthum gehörig.“ In dieser letzteren Beschreibung finden wir unsere Uhr,
die also schon vor dem Jahre 1659 dem Deutschmeisterthume gehörte. Sie ist in ihren ver-
goldeten Partien von Messing, sonst von Silber und in der schönsten Renaissance von dem Uhr-
macher Hanns Buschmann, wie wir Grund haben anzunehmen, in Augsburg gearbeitet. Der Name
des Uhrmachers erscheint im Werke bei der doppelten Unruhe, und dass er in Augsburg um
das Jahr 1637 lebte und arbeitete, wissen wir aus einem Briefe an Caspar Griessburg, Kammer-
diener und Schatzmeister der Herzogin Claudia, vom 6. April 1637, in welchem er, wie uns
Sacken in seiner Ambraser-Sammlung II. 135 angibt, sich anheischig macht, ein künstliches Spiel-
werk, das die genannte Sammlung bis zur Stunde aufbewahrt, zu repariren, woraus wir schliessen,
dass Hanns Buschmann zu den berühmtesten Uhrmachern und Mechanikern seiner Zeit gehörte
und unsere Uhr in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts angefertigt hatte. Sie schlägt
Stunden und Viertelstunden und zeigt die Mondphasen; der Stand der Sonne nach dem Thier-
kreise, die Monate und die ihnen entsprechenden Tage, so wie ein Wecker haben im Piedestal
der Uhr ihr getrenntes Räderwerk. Die Arbeit ist sehr rein und fleissig, der Träger der Uhr,
Hercules in der Löwenhaut, so wie die drei Sphynx-Fiisse sind weiss gehalten, alles andere
aber ist stark vergoldet und besonders schön und zierlich das Gitterwerk um das mit Pfauen
nett decorirte Zifferblatt gearbeitet; man findet an demselben die vier Jahreszeiten durch eben so
viele Figuren repräsentirt. Statt Glas ist überall Krystall angebracht, die Unruh-Perpendikel
doppelt, das Räderwerk aus der Hand mit grosser Genauigkeit und Zierlichkeit durchgeführt —
überhaupt die Form eine gefällige und praktische. Ihre ganze Höhe beträgt 26 Cent.

Von den Schicksalen dieser Uhr ist uns bekannt, dass sie am 28. December 1659 im
Deutschen Hause zu Wien auf bewahrt wurde, dass sie 1660 im Monate Juni in die Schatz-
kammer des Erzherzogs Deutschmeisters Leopold Wilhelm wanderte, und dass sie 1673 nach
Mergentheim kam. „Eine Messing-Uhr, vergoldet, auf einem Stöckel, welche von einem
silbernen Mann in Forma Herculis gehalten wird“, so beschreibt sie das Inventar von 1673.
Damals lagen im D. 0. Schatze auch noch „ein goldenes Uehrlein mit roth und weiss geschmelzter
Arbeit und mit 7 Rubinen versetzt, in einem silbernen Gehäuse, und dann eine auf 15 Cronen
geschätzte goldene geschmelzte Uhr in Form eines Hochmeisterkreuzes.“ Weiter nach den D. O.
Inventaren finden wir unsere Uhr im Januar 1701 in dem D. 0. Hause zu Regensburg, im
Februar 1717 in Nürnberg, 1729 in Mergentheim, ebenso 1732, dann 1757 in Frankfurt a. M.,
1784 wieder in Mergentheim, 1792 in Nürnberg, 1801 in Mergentheim und seit 1805 in Wien —
so oft musste der Ordensschatz eingepackt und geflüchtet werden, um ihn vor Plünderung und
Feindesgefahr zu schützen.

Im Inventar von 1729 liest man: „Die grosse Stockuhr mit 9 Figuren, mit Türkisen
und anderen Steinen besetzt, so aber Reparirens brauchet“, ebenso in jenen von 1732 und 1757,
und im Inventare von 1789: „eine Uhr mit silber vergoldetem Laubwerk, verschiedenen Figuren
 
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