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Dümichen, Johannes
Bauurkunde der Tempelanlagen von Dendera: in einem der geheimen Corridore im Innern der Tempelmauer aufgefunden und erläuternd mitgetheilt — Leipzig, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.5932#0006
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Am linken Ufer des Nil, gegenüber der in merkantilischer Hinsicht
für Aegypten wichtigen Stadt Kenne, liegt das arabische Dorf Dendera, in
dessen Nähe, etwa eine Stunde von den Ufern des heiligen Stromes ent-
fernt, sich die Baureste des alten Tentyra befinden. Hier, am Rande der
Wüste, auf einem Hügel, rings umgeben von Schutthaufen, steht, so recht
wie ein Götterwerk der Vergangenheit neben den verfallenen Kothhütten
der Gegvnwart, einer der besterhaltenen altägyptischen Tempel, der Pracht-
tempel der hehren Göttin der Liebe, der Freude und des Gesanges zum
Saitenspiel, der schöngesichtigen Herrin, die da erfüllt Himmel und Erde
mit ihren Wohlthaten, der grossen Hathor von Dendera. Vergleicht man
ihn mit den Riesentempeln von Karnak, so bleibt er allerdings, was die
Grossartigkeit der Anlage betrifft, weit hinter denselben zurück, doch ist
er deshalb nicht minder schön in seiner Art: er ist vor allen Dingen maass-
voll in allen seinen Verhältnissen, ein durchaus edles Bauwerk, würdig
seines Zweckes. Eine glückliche Mischung von ägyptischem Ernste und
griechischer Grazie, die sich in seinem Baustyle ausspricht, wirkt unendlich
angenehm auf das Auge des Beschauers und der Wanderer fühlt sich hier
in den Sälen der ägyptischen Aphrodite heimischer als unter der von 134
riesenhaften Säulen getragenen Decke der allgewaltigen Halle des Gottes
von Theben. — Wie der Tempel von Abydos durch Auffindung der Königs-
listen sich in der gelehrten Welt einen bleibenden Namen gemacht, so ver-
dankt das Heiligthum von Dendera seine gegenwärtige Berühmtheit dem

Thierkreise, welchen man hier in einem der Osiriszimmer des oberen Stock-

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