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Duhn, Friedrich
Ein Ritt durch den nördlichen Peloponnes vor vierzig Jahren — Stuttgart, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.43815#0024
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der allein die ganze Reiſe gelohnt hätte. Leider verriet ein Träger, den ich
mitnahm, um mein Material zu tragen, einem franzöſiſchen Gelehrten, der nach
meiner Rückkehr in Athen von diesen Funden hörte und sofort hinreiste, die
sämtlichen Steine, welche mit ebenſo großer Schnelligkeit wie Heimlichkeit in
der Zeitſchrift des französischen archäologiſchen Konkurrenzinstituts veröffentlicht
wurde, so daß meine Veröffentlichung überflüſſig wurde, wenn auch später die
genauere Lesung und bessere Kopie von berufenen Seiten meinen in Athen
deponierten Abschriften zuerkannt wurde. Des Instituts wegen, das mich auf
diese Reiſe gesandt hatte, tat mir dieser Fall später leid, ſo gleichgültig ich
sonst gegenüber Prioritätsfragen stets geweſen bin, wenn nur überhaupt die
Veröffentlichungen erfolgen.

Am Abend des zweiten Tages ſollten wir Ali- Tſchelebi erreichen, einen
einſamen Wartturm aus türkiſcher Zeit, neben kleinem Dörfchen, wohin wir zur
Aufnahme empfohlen waren. Es war ſchon die Landſchaſt Elis, in der wir
ritten, diesmal allein, ohne jeden Begleiter, weit und eben hingebreitet und mit
lichtem Walde bestanden. Bei topographiſchen Kundſchaftungen hatten wir die
Landstraße verlassen und uns weit ins Land verloren. Als es zu dunkeln be-
gann, war die Straße nicht zu finden und nirgends ein erhöhter Punkt oder
gar in dieser menschenleeren Gegend irgend jemand, den man hätte fragen
können. Das spärliche Licht des im Süden immer raſch heraufkommenden
Abends, später Wachszündhölzer, ermöglichten mit einiger Not, noch gelegentlich
einen Blick auf die Karte und den Kompaß. Wir machten uns ſchon bereit,
im Freien zu kampieren - glücklicherweiſe war es nicht mehr geradezu kalt,
wenn auch friſch , Freund Lolling richtete sein Lager auf dem immerhin
feuchten Boden, und ich suchte mir zwei Bäume aus, um mich hungrig daran
aufzuhängen, als ich noch einen lettten Verſuch, in öſtlicher Richtung vorzu-
dringen, machte, der vom Glück begünstigt war; nach kaum einer guten Viertel-
stunde entdeckte ich, beinahe daranstoßend, Telegraphenstangen, die einer ge-
raden Linie durch den Wald folgten, aber doch, wenn auch im Dunkel mit
nicht geringer Mühe, schließlich auf die Straße führten, wohin beträchtlicher
Stimmaufwand dann auch Lolling lockte. Nach einer halben Stunde waren
wir in der glücklichen Lage, den ersſtaunten Wirt im Turm von Ali- Tſchelebi
aus dem erſten Schlaf zu rufen und bald darauf bei behaglich und auch kuli-
narisch zweckdienlich praſſelndem Feuer der vergangenen Not beruhigt und be-
luſtigt zu gedenken.

Zwei Tage später gegen Abend bogen wir um die letzte Ecke, welche
Olympia vor uns verbarg. Von halber Höhe des Hügels, auf dem das Dorf
Druva, die Wohnstätte unſrer deutſchen Ausgräber, lag, erblickten wir die
heilige Altis, erkannten die Stätte des Zeustempels, welche ſchon frei aufgedeckt
dalag, sahen öſtlich und westlich von ihr große Trümmermaſssen hell schimmern,
vom deckenden Erdreich befreit,, am Nordrand, hart unter dem bewaldeten Hügel
des Kronion, andre liegende Säulenreihen, aufgehende Mauersſtücke und da-
zwiſchen die leuchtende Fläche von Steinplatten: das Heraion; dazwiſchen und
 
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