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Duhn, Friedrich von
Pompeji: eine hellenistische Stadt in Italien — Aus Natur und Geisteswelt, Band 114: Leipzig, Berlin: Verlag und Druck von B.G. Teubner, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.67652#0044
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ZH III. Vas Forum
auch wichtige Interessen des Gemeinwesens zu besprechen. Der-
artige Benutzung eine; Platzes verlangt für ihn eine gewisse Ab-
geschlossenheit- er darf nicht wie so oft in modernen nach der
Schablone angelegten Großstädten nur ein großer Raum sein,
auf dem verschiedene breite Straßen sich kreuzen und in dessen
Mitte ohne Hintergrund und häufig ohne das richtige Größen-
verhältnis irgendein Denkmal sich erhebt, sondern er muß einen
intimen geschützten Charakter haben, der zum verweilen einlädt,
keinen Windstößen und Staubwolken zum Spielplatz dient, auch
wenn irgend möglich gegen Sonne und Regen, je nach Bedürfnis,
Schutz gewährt. Das ist noch heute das Ideal der italienischen
„Piazza" - daß dieselbe sich meistens vor dem Hauptgebäude der
Stadt ausbreitet, sei das nun eine Rirche oder das Rathaus,
sichert ihr einen ruhigen großen beherrschenden Hintergrund, dem
auch jener eigenartige historische Zauber nicht fehlt, der geeignet
ist, den Blick aus der Alltagsmisere emporzureißen, durch Erinne-
rung an Früheres, Anderes, höheres den Bürgerstolz zu nähren
und doch wieder den Regungen des Augenblicks gegenüber be-
scheiden zu halten. Jedem Besucher Italiens sind Beispiele solcher
Plätze auf der Zunge: besonders gern erinnere ich an die einst
so schöne Piazza Colonna in Rom - wer aber z.B. den Hauptplatz
von Brescia oder von Terracina gesehen hat, der hat auf antiken
Plätzen solcher Art gestanden, Plätzen, die trotz des veränderten
Aussehens der umgebenden Bauwerke deswegen noch genau so
wirken, weil jene Bauwerke genau auf den Baulinien der antiken
Vorgänger stehen und weil die Architekten dieser neueren Bauten
sich völlig klar darüber waren, was diese Bauwerke für die ästhe-
tische Wirkung des Platzes bedeuten mußten. Die Plätze von Terra-
cina und Brescia, übrigens auch noch manche andere in Italien und
Südfrankreich, lehren uns, wie das Forum von Pompeji gewirkt
haben muß, als seine Umfassungsbauten noch zu voller höhe
standen.
Die allmähliche Gestaltung dieses Platzes, sein erst ganz all-
mählich vollzogenes Anpassen an das im hellenistischen Grient
ausgebildete Ideal offenbart sich uns aus der Betrachtung seiner
Form und der ihn umgebenden Bauwerke.
heute stellen die inneren Umfassungslinien des Forums ein
regelrechtes langgestrecktes Rechteck dar. (Abb. 12.) Dagegen weicht
 
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