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Duhn, Friedrich; Messerschmidt, Franz [Oth.]
Italische Gräberkunde (Band 1) — Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.42904#0114
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100 Sardinien.

Molafä. Sinnai.

den beiden Mauern mit Bruchstein und Lehmmörtel ausgefüllt und
mit im Viertelkreis von der äußeren Mauer zur Krone der inneren
gelagerten Platten gedeckt war, so daß das Gesamtgrab die Gestalt
eines im Querdurchschnitt dem Halbkreis sich nähernden Tumulus
erhielt (Mackenzie, Pap. Brit. Sch. Rome V, 110, 112, 121). Die
Form des Tumulus muß ungefähr derjenigen eines mit dem Kiel
nach oben liegenden Schiffes entsprochen haben (s. z. B. Not. 1915,
115, Fig. 5—6): ähnliche Grabanlagen auf den Balearen (abg. z. B.
bei Montelius, Orient und Europa 54—57; Bezzenberger, Zs. f.
Ethnol, 1907, 626), jedenfalls stammverwandt, heißen bekanntlich
beim dortigen Volke heute „Navetas“. Mayr, Globus LXXXVI,
136 erinnert an Sallust. Jug. 18, 8 von den Bauernhäusern der
Numidier: ceterum adhuc aedificia Numidarum agrestium quae
mapalia illi vocant oblonga curvis lateribus tecta quasi navium
carinae sunt. (Gräber in Schiffsform auch im nordwestlichen
Deutschland und Skandinavien: z. B. Schumacher, X. Ber. d.
röm.-germ. Comm. 1917, 12 ; Ebert, Präh. Zs. XI—XII, 179—196.)
Es ist in diesem Zusammenhang beachtenswert, daß der hochaui-
gerichtete Frontblock (s. o. 98), wie er in seinem oberen Abschluß'
die Dachlinie der zugrunde liegenden Hausform darstellen wird,
so in seiner Einteilung in Sockel (in welchen die Tür hineinführt)
und horizontale Dachspreize, die dort, ihren Platz hat, wo die
Rundung des Daches anfängt, ebenso deutlich die Front eines
Holzhauses darstellt wie die bekannten lykischen Sarkophage; s. die
Abb.; ML. XI, tav. XIX und S. 259—260 und Not. 1916, 261, Fig.
21, sowie Ausonia III, 44; auch Montelius, Orient und Europa
153—154. Es ist klar, daß diese „Hünengräber“ nicht, wie die
moderne Bezeichnung meint, für riesengroße Leiber angelegt sind,
sondern planmäßig von einer ansässigen Familie gebaut, vermut-
lich in Verbindung mit dem zugehörigen Nuraghen, um als Fa-
miliengrab zu dienen. Haben wir leider, bei der leichten Zu-
gänglichkeit in diesem Hirtenlande natürlich, keine intakten Gräber
dieser Art bis jetzt fachmännisch geöffnet, so kann es doch nicht
zweifelhaft sein, daß die Toten meistens nicht ausgestreckt, son-
dern, worauf die Schmalheit des Ganges führt, als sitzende Hocker
beigesetzt, wurden (s. Taramelli, Not. 1915,395), umgeben von ihren
Waffen undeinigemEß- und Tonge-schirr, das gelegentlich gefunden ist.
Zusammenstellung von Fundstücken aus den T'ombe dei Giganti
bei Pin za, ML. XI, 267—271. Über die Tombe dei Giganti selbst
ebenda 255—267, namentlich aber Mackenzie, Pap. Brit. Sch.
Rome V, 1910, 108—125, 130—132, pl, V—IX, XI—XII. Inter-
essante Variante die in den Sandstein gehauene Tomba dei Giganti
im Norden bei Molafä [200a] : 123—125, pl. IX. Ferner, außer dem
noch zu erwähnenden, besonders zu nennen ein solches Grab
bei Sinnai [201], wegen der Ausstattung mit schönen Bronzen,
 
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