Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Duhn, Friedrich; Messerschmidt, Franz [Bearb.]
Italische Gräberkunde (Band 1) — Heidelberg, 1924

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.42904#0612
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
598 Sabina.

Poggio Sommavilla.

XXIV, 1902, 406ff.; Not. 1907, 150—151) zu der sonderbaren Ver-
mutung verleiteten, man habe aus rituellem Grunde den Toten be-
deckt mit einem der beiden Flügel seiner Haustür bzw. mit der
Haustür, wenn dieselbe nur einflügelig war. Daß< es noch heute
Sitte sei, im Trauerhause nur den einen der beiden Türflügel zu
schließen, als ob der andere fehle, kann zur Stützung dieser An-
sicht ebensowenig verwendet werden wie der Mittelalterbrauch,
der in ganz Mittelitalien üblich gewesen sei, den Toten durch eine
Nebentür des Hauses hinauszutragen, die man später zugemauert
habe: letzteres geschah natürlich, um die Lebenden nicht der Ge-
fahr auszusetzen, vom Toten nachgezogen zu werden. Siehe auch
Bendinellis Gegenbemerkungen ML. XXIII, 672—674.
Damit sind die älteren Gruppen der bis jetzt aus dem Innern der
Sabina bekannt gewordenen Gräber erschöpft, wenn auch die
Einzelfundstücke in den Lokalsammlungen und dem Museo preisto-
rico in Rom zeigen, wieviel unbeobachtet gegraben und gefunden
worden ist und andauernd wird. Je mehr nach Westen, nach dem
unteren Tiberlauf zu, um so stärker macht sich begreiflicherweise
die Nähe Etruriens; und des Faliskerlandes bemerkbar. So in
Poggio Sommavilla [522], gegenüber der Treiamündung (s. oben
S. 368). Hier erheben sich unmittelbar südöstlich vom Stadtberg,
durch eine schmale Ebene vom Tiber getrennt, zwei Hügel neben-
einander, welche eine Nekropole des 6.—4. Jahrhunderts bergen
(Bull. Ist. 1836, 172—173; 1837, 65—67, 70—73, 209—213; 1838,
71); eine andere Gruppe von Kammergräbern, nördlich des; Ortes
(Not. 1896, 476—489), bis jetzt viel weniger zahlreich — Pasqui
berichtet nur von fünf aufgedeckten, jedoch vom Vorhandensein
sehr vieler anderer —, scheint früher wie die andere begonnen
zu sein, dann jedoch durch sukzessive Nachbestattung in den alten
Gräbern bis in das 3.—2. Jahrhundert hinabzugehen. Um solche
Nachbestattungen ausführen zu können, wurden nach der in Süd-
etrurien und dem Faliskerlande üblichen Weise Loeuli in die Seiten-
wände des alten Grabes geschnitten, wie sie übrigens auch in den
Gräbern der südöstlichen Gruppe bezeugt 'werden. Auch von „Kopf-
kissen“, aus dem Tuff geschnitten, in den Loeuli wird berichtet.
Die leichte Erreichbarkeit der Gräber setzte sie früher Plünderung
aus, so daßi der vielfach beraubte Inhalt sich jetzt meist auf die
Loeuli, den Boden und den Zugang verteilt und nur noch in ein-
zelnen Fällen, z. B. Not. 486—489, genaue Zuteilung auf die ein-
zelnen Gräber zuläßt. Die Form der in den Tuff geschnittenen
und schon Kammern zu nennenden Gräber (genaue Maße fehlen)
ist meist rechteckig, aber auch quadratische und trapezförmige
kommen vor. Einmal ist eine Seitenkammer festgestellt. Archi-
tektonischer oder gemalter Schmuck fehlt, auch türartige Behandlung
der Eingangsöffnung, die in seltenen Fällen durch einen dromos-
 
Annotationen