Einleitung.
Bei dem Plane, Veneter, Picenter und Japyger in dem zweiten
Bande der Italischen Gräberkunde zusammen zu fassen, wurde Friedrich
von Duhn von der Überzeugung geleitet, daß die italischen Stämme
längs der adriatischen Ostküste kulturell und geschichtlich so viel ver-
binde, daß sie nur in engstem Zusammenhänge untereinander und mit
den Volksgruppen der adriatisch-balkanischen Westküste richtig ge-
wertet werden könnten. Gestützt auf die Ergebnisse der Sprachwissen-
schaft1 war für ihn ferner die Ansicht maßgebend, daß in allen Gauen
auf beiden Seiten der Adria sich gleiches Volkstum und gleiche Kultur
offenbare. Veneter, Picenter und Japyger wurden damit gleichermaßen
in die große Gruppe von Stämmen eingeordnet, die von den Griechen
und Römern — soweit unsere Quellen reichen2 — seit dem 5. Jh. v.
Chr. als Illyrier bezeichnet wurden. Illyrisch bedeutet somit nach der
Formulierung Friedrich von Duhns im wesentlichen westbalkanisch,
ohne damit vollkommene Rassengleichheit und Sprachgemeinschaft be-
haupten zu wollen.
Diese These hat sich für die Veneter und Japyger als richtig, im
Falle der Picenter aber nicht in vollem Umfange als tragfähig erwiesen,
selbst nachdem durch die Forschungen der italienischen Vorgeschichtler
in dem letzten Jahrzehnte eine Verschiebung in der Wertung der
italischen Substratvölker3 eingetreten ist. Der Unterschied liegt in der
Stärke der Behauptung des neuen „illyrischen“ Elementes gegenüber
dem einheimischen neolithischen-bronzezeitlichen, das z. B. in Verteuert
unterjocht wurde, im Picenum dagegen die liburnischen Zuwanderer
aufsog.
1 Buck, Elementarbuch der oskisch-umbrischen Dialekte (1905), 5f. Kretsch-
mer, Einl. 266ff. befürwortet eine Trennung zwischen Nord- und Südillyrier. Hirt,
Festschrift Kiepert 181 ff., Pedersen, Kuhnsche Zeitschrift 36, 1900, 299ff. Sämt-
liche Autoren sind sich dabei einig in der Ablehnung von Pauli, Die Veneter (AIF 3).
2 E. Wiken, Die Kunde der Hellenen von dem Lande und den Völkern der
Apenninhalbinsel bis 300 v. Chr. (Lund 1937).
3 Beste Übersicht: R. Battaglia, Boll. St. Med. 5, 1934,87—91. Verwertet im
Forschungsbericht: Messerschmidt, Bronzezeit und frühe Eisenzeit (1935) 18. Die
Ulyrier = Pelasger setzt in wenig überzeugender Weise Budimir, Revue internationale
des Etudes balcaniques 3, 1936, 195ff.
1 v. Duhn-Messerschmidt, Gräberkunde II.
Bei dem Plane, Veneter, Picenter und Japyger in dem zweiten
Bande der Italischen Gräberkunde zusammen zu fassen, wurde Friedrich
von Duhn von der Überzeugung geleitet, daß die italischen Stämme
längs der adriatischen Ostküste kulturell und geschichtlich so viel ver-
binde, daß sie nur in engstem Zusammenhänge untereinander und mit
den Volksgruppen der adriatisch-balkanischen Westküste richtig ge-
wertet werden könnten. Gestützt auf die Ergebnisse der Sprachwissen-
schaft1 war für ihn ferner die Ansicht maßgebend, daß in allen Gauen
auf beiden Seiten der Adria sich gleiches Volkstum und gleiche Kultur
offenbare. Veneter, Picenter und Japyger wurden damit gleichermaßen
in die große Gruppe von Stämmen eingeordnet, die von den Griechen
und Römern — soweit unsere Quellen reichen2 — seit dem 5. Jh. v.
Chr. als Illyrier bezeichnet wurden. Illyrisch bedeutet somit nach der
Formulierung Friedrich von Duhns im wesentlichen westbalkanisch,
ohne damit vollkommene Rassengleichheit und Sprachgemeinschaft be-
haupten zu wollen.
Diese These hat sich für die Veneter und Japyger als richtig, im
Falle der Picenter aber nicht in vollem Umfange als tragfähig erwiesen,
selbst nachdem durch die Forschungen der italienischen Vorgeschichtler
in dem letzten Jahrzehnte eine Verschiebung in der Wertung der
italischen Substratvölker3 eingetreten ist. Der Unterschied liegt in der
Stärke der Behauptung des neuen „illyrischen“ Elementes gegenüber
dem einheimischen neolithischen-bronzezeitlichen, das z. B. in Verteuert
unterjocht wurde, im Picenum dagegen die liburnischen Zuwanderer
aufsog.
1 Buck, Elementarbuch der oskisch-umbrischen Dialekte (1905), 5f. Kretsch-
mer, Einl. 266ff. befürwortet eine Trennung zwischen Nord- und Südillyrier. Hirt,
Festschrift Kiepert 181 ff., Pedersen, Kuhnsche Zeitschrift 36, 1900, 299ff. Sämt-
liche Autoren sind sich dabei einig in der Ablehnung von Pauli, Die Veneter (AIF 3).
2 E. Wiken, Die Kunde der Hellenen von dem Lande und den Völkern der
Apenninhalbinsel bis 300 v. Chr. (Lund 1937).
3 Beste Übersicht: R. Battaglia, Boll. St. Med. 5, 1934,87—91. Verwertet im
Forschungsbericht: Messerschmidt, Bronzezeit und frühe Eisenzeit (1935) 18. Die
Ulyrier = Pelasger setzt in wenig überzeugender Weise Budimir, Revue internationale
des Etudes balcaniques 3, 1936, 195ff.
1 v. Duhn-Messerschmidt, Gräberkunde II.