Allgemeines.
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und bemalter Gefäße eine neue Gruppe von Siedlern folgt, die zwar
die Kenntnis der Bronzebearbeitung besaß, aber qualitativ sehr hinter
der Kunst der Verfertiger der bemalten Vasen zurückblieb9. Wir kennen
die rohe Art der Verzierung mit dem Fingernagel, verbunden mit ähn-
lichen Gefäßformen, außer aus Molfetta von den Tremitiinseln, Sera-
petrona (Marche) und Matrensa (Sizilien). Dazu kommen im Picenum
noch Monte Colombo und die Grotta S. Angelo zu der Valle Vibrata.
Den bisher äußersten Punkt bilden die Arene Candide in Ligurien.
Damit gewinnt der Gedanke M. Mayers und v. Duhns10 an Wahrschein-
lichkeit, daß diese an Qualität geringere, in vielem zurückstehende,
aber mit der Bronzetechnik vertraute Bevölkerung aus dem Norden
nach dem Picenum und Apulien kam. Woher, ist im einzelnen noch
nicht zu sagen. In unserem Zusammenhänge genügt jedoch die Fest-
stellung einer weit verbreiteten älteren Bevölkerung des 2. Jahr-
tausends, da sie archäologisch ausreicht, die Ergebnisse der Sprach-
wissenschaft zu bestätigen; wir denken dabei besonders an die „Asili-
Theorie“ E. Nordens, der nach Silius Italicus 8, 443 ff.* 11 die Sprache
der Novilara-Stelen als die eines „Urvolkes“ bezeichnet hatte. Die
Kultur dieses „Urvolkes“ bezeugt somit kulturell gesehen Beziehungen
zum gegenüberliegenden Ufer des Balkanes (Butmir). Diese, uns be-
sonders durch die bandkeramische Ornamentik erschlossenen Zu-
sammenhänge gelten für das gesamte Picenum, gliedern es in einen
größeren Verband ein, der südlich des Po beginnt und bis Süditalien
reicht. Durch diese Beziehungen gewinnt die Überlieferung einer
„pelasgischen“ Einwanderung an Wahrscheinlichkeit, wobei wir
pelasgisch jetzt nur als Namen einer Schichtung werten. Wir fassen
zusammen: Auf dem Boden des späteren Picenum erkennen wir aus
den Bodenfunden aus dem Neolithikum, der Kupferzeit und Bronzezeit
folgende vier Kulturgruppen: 1. Das bandkeramische Element, dessen
Spiralmuster sich bald zu Mäandergruppen umgestalten. Die Beziehun-
gen weisen nach dem Balkane und zu den bandkeramischen Kulturen,
die sich auch über Süddeutschland ausgebreitet haben. 2. Das sikulische
Element, dessen Spuren über Rivoli im Vibratatale nicht heraufreichen.
3. Die Volksgruppe mit der rohen Keramik, die bereits die Bearbeitung
der Bronze kennt und vom Norden Italiens bis Matera nachgewiesen
ist. Als 4. fügen wir die Brandgräberschicht von Pianello di Genga18
9 S. Biagio bei Fano: EphDac 5, 1932, 306 Abb. 34.
10 M. Mayer, Molfetta und Matera (1924). von Duhn außer Reallex Art. Mol-
fetta Taf. 96—97. DLZ 1924, 1995 ff.
11 E. Norden, Alt-Germanien (1934). Dazu Krähe, IF 54, 1936, 221.
13 Reallex 10, 154ff. Säflund, Eranos 33, 1935, 92ff.
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und bemalter Gefäße eine neue Gruppe von Siedlern folgt, die zwar
die Kenntnis der Bronzebearbeitung besaß, aber qualitativ sehr hinter
der Kunst der Verfertiger der bemalten Vasen zurückblieb9. Wir kennen
die rohe Art der Verzierung mit dem Fingernagel, verbunden mit ähn-
lichen Gefäßformen, außer aus Molfetta von den Tremitiinseln, Sera-
petrona (Marche) und Matrensa (Sizilien). Dazu kommen im Picenum
noch Monte Colombo und die Grotta S. Angelo zu der Valle Vibrata.
Den bisher äußersten Punkt bilden die Arene Candide in Ligurien.
Damit gewinnt der Gedanke M. Mayers und v. Duhns10 an Wahrschein-
lichkeit, daß diese an Qualität geringere, in vielem zurückstehende,
aber mit der Bronzetechnik vertraute Bevölkerung aus dem Norden
nach dem Picenum und Apulien kam. Woher, ist im einzelnen noch
nicht zu sagen. In unserem Zusammenhänge genügt jedoch die Fest-
stellung einer weit verbreiteten älteren Bevölkerung des 2. Jahr-
tausends, da sie archäologisch ausreicht, die Ergebnisse der Sprach-
wissenschaft zu bestätigen; wir denken dabei besonders an die „Asili-
Theorie“ E. Nordens, der nach Silius Italicus 8, 443 ff.* 11 die Sprache
der Novilara-Stelen als die eines „Urvolkes“ bezeichnet hatte. Die
Kultur dieses „Urvolkes“ bezeugt somit kulturell gesehen Beziehungen
zum gegenüberliegenden Ufer des Balkanes (Butmir). Diese, uns be-
sonders durch die bandkeramische Ornamentik erschlossenen Zu-
sammenhänge gelten für das gesamte Picenum, gliedern es in einen
größeren Verband ein, der südlich des Po beginnt und bis Süditalien
reicht. Durch diese Beziehungen gewinnt die Überlieferung einer
„pelasgischen“ Einwanderung an Wahrscheinlichkeit, wobei wir
pelasgisch jetzt nur als Namen einer Schichtung werten. Wir fassen
zusammen: Auf dem Boden des späteren Picenum erkennen wir aus
den Bodenfunden aus dem Neolithikum, der Kupferzeit und Bronzezeit
folgende vier Kulturgruppen: 1. Das bandkeramische Element, dessen
Spiralmuster sich bald zu Mäandergruppen umgestalten. Die Beziehun-
gen weisen nach dem Balkane und zu den bandkeramischen Kulturen,
die sich auch über Süddeutschland ausgebreitet haben. 2. Das sikulische
Element, dessen Spuren über Rivoli im Vibratatale nicht heraufreichen.
3. Die Volksgruppe mit der rohen Keramik, die bereits die Bearbeitung
der Bronze kennt und vom Norden Italiens bis Matera nachgewiesen
ist. Als 4. fügen wir die Brandgräberschicht von Pianello di Genga18
9 S. Biagio bei Fano: EphDac 5, 1932, 306 Abb. 34.
10 M. Mayer, Molfetta und Matera (1924). von Duhn außer Reallex Art. Mol-
fetta Taf. 96—97. DLZ 1924, 1995 ff.
11 E. Norden, Alt-Germanien (1934). Dazu Krähe, IF 54, 1936, 221.
13 Reallex 10, 154ff. Säflund, Eranos 33, 1935, 92ff.
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