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Die Japyger.
Putignano, Turi.
allerdings gut beobachtetes japygisches Grab inmitten der früheren
(und späteren?) Ansiedlung ist lehrreich von Gervasio“ veröffentlicht
worden (Taf. 37, 1—6). Ein rechteckiger ausgehöhlter Tuffblock, kaum
1 m lang, 60 cm tief, mit einer dicken Tuffplatte gedeckt, enthielt einen
liegenden Hocker, eine typisch peucetische Amphora mit Kammorna-
ment, vier nach dem griechischen Osten, etwa nach Rhodos weisende
Gefäße, darunter eine Schale mit sog. korinthischen Tieren5 6, zwei auf-
fällig schmale Lanzenspitzen aus Eisen. Danach ist das Grab um etwa
600 zu datieren, ein für die Datierung der anderen heimischen Vasen
wichtiges Zusammentreffen.
Putig'nano [8], Turi [7]. Für den Teil Apuliens unterhalb Bari ist
es am besten, wenn wir die heutigen geographischen und siedlungs-
geschichtlichen Tatsachen als Ausgangspunkt nehmen. So ist heute bis
etwa zu einer Ostwestlinie 25 km s. Baris das fruchtbare Land zwischen
den Murge und der Adria auf das dichteste besiedelt, und zwar in der
Form vieler kleiner, aber städt. Siedlungen. Auch weiterhin bis zur Höhe
Brindisi-Tarent folgen sich Ort auf Ort. Wir haben keinen Grund an-
zunehmen, daß es im klassischen Altertum wesentlich anders war,
wenn auch der mit Beginn der römischen Herrschaft vielerorts ein-
setzende Bevölkerungsrückgang und der damit verbundene kulturelle
Abstieg sich wie in ganz Apulien so auch hier früh bemerkbar gemacht
haben wird. Wie in der Daunia so redet auch hier die Gräberwelt eine
eindringliche Sprache. In frühester Zeit war die Besiedelung eine mehr
gelockerte. Das ergibt sich aus der losen Verteilung der Gräber, dem
Fehlen eigentlicher Nekropolen in unmittelbarer Nähe der späteren
Centra. Japygische Sitte, bei allen drei Hauptgruppen festgehalten,
bleibt immer die lose Verteilung der Gräber selbst innerhalb bewohn-
ter Bezirke, jene Sitte, die Tarent aus seiner japygischen Vorzeit so
streng festhielt, daß sie selbst den alten Geschichtsschreibern auffiel1.
So ist denn auch, trotzdem uns ein nur kleiner Teil apulischer Gräber
— die meisten bei Canosa und Ruvo — bekannt geworden sind,
diese vereinzelte Lage überall zu beobachten. Das bedeutet aber, daß
ihre Auffindung dem Zufall überlassen bleiben mußte. Das Gleiche
gilt dementsprechend von ihrer wissenschaftlichen Verwertung. Manche
Gebiete, in denen man viele und auch reiche Gräber voraussetzen
möchte, fallen bis heute aus. In anderen fehlen bis jetzt weite Zeit-
räume, merkwürdigerweise besonders jüngerer Perioden, woraus aber
5 Bronzi arcaici 1921, 66—69, Taf. 8.
6 a. a. O. 68, Abb. 42.
[8] 1 Polyb. 8, 30, 6—9. Dazu s. u. S. 324.
Die Japyger.
Putignano, Turi.
allerdings gut beobachtetes japygisches Grab inmitten der früheren
(und späteren?) Ansiedlung ist lehrreich von Gervasio“ veröffentlicht
worden (Taf. 37, 1—6). Ein rechteckiger ausgehöhlter Tuffblock, kaum
1 m lang, 60 cm tief, mit einer dicken Tuffplatte gedeckt, enthielt einen
liegenden Hocker, eine typisch peucetische Amphora mit Kammorna-
ment, vier nach dem griechischen Osten, etwa nach Rhodos weisende
Gefäße, darunter eine Schale mit sog. korinthischen Tieren5 6, zwei auf-
fällig schmale Lanzenspitzen aus Eisen. Danach ist das Grab um etwa
600 zu datieren, ein für die Datierung der anderen heimischen Vasen
wichtiges Zusammentreffen.
Putig'nano [8], Turi [7]. Für den Teil Apuliens unterhalb Bari ist
es am besten, wenn wir die heutigen geographischen und siedlungs-
geschichtlichen Tatsachen als Ausgangspunkt nehmen. So ist heute bis
etwa zu einer Ostwestlinie 25 km s. Baris das fruchtbare Land zwischen
den Murge und der Adria auf das dichteste besiedelt, und zwar in der
Form vieler kleiner, aber städt. Siedlungen. Auch weiterhin bis zur Höhe
Brindisi-Tarent folgen sich Ort auf Ort. Wir haben keinen Grund an-
zunehmen, daß es im klassischen Altertum wesentlich anders war,
wenn auch der mit Beginn der römischen Herrschaft vielerorts ein-
setzende Bevölkerungsrückgang und der damit verbundene kulturelle
Abstieg sich wie in ganz Apulien so auch hier früh bemerkbar gemacht
haben wird. Wie in der Daunia so redet auch hier die Gräberwelt eine
eindringliche Sprache. In frühester Zeit war die Besiedelung eine mehr
gelockerte. Das ergibt sich aus der losen Verteilung der Gräber, dem
Fehlen eigentlicher Nekropolen in unmittelbarer Nähe der späteren
Centra. Japygische Sitte, bei allen drei Hauptgruppen festgehalten,
bleibt immer die lose Verteilung der Gräber selbst innerhalb bewohn-
ter Bezirke, jene Sitte, die Tarent aus seiner japygischen Vorzeit so
streng festhielt, daß sie selbst den alten Geschichtsschreibern auffiel1.
So ist denn auch, trotzdem uns ein nur kleiner Teil apulischer Gräber
— die meisten bei Canosa und Ruvo — bekannt geworden sind,
diese vereinzelte Lage überall zu beobachten. Das bedeutet aber, daß
ihre Auffindung dem Zufall überlassen bleiben mußte. Das Gleiche
gilt dementsprechend von ihrer wissenschaftlichen Verwertung. Manche
Gebiete, in denen man viele und auch reiche Gräber voraussetzen
möchte, fallen bis heute aus. In anderen fehlen bis jetzt weite Zeit-
räume, merkwürdigerweise besonders jüngerer Perioden, woraus aber
5 Bronzi arcaici 1921, 66—69, Taf. 8.
6 a. a. O. 68, Abb. 42.
[8] 1 Polyb. 8, 30, 6—9. Dazu s. u. S. 324.