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8o

flächen

Conftruction.

wie am Parthenon; oder es befteht an älteren Monumenten aus einem von zwei Plätt-
chen eingefafften Wulfte, wie an einem Tempel in Selinus; am Demeter-Tempel
in Partum macht es einem Laub- oder Eierftab mit einer niederen Abplattung Platz.
Die Leiflchen find in der Blüthezeit nur wenig zurückgefetzte, im Querfchnitt recht-
eckige Plättchen von der Breite der Triglyphen 19), während fie an älteren Monu-
menten trapezförmig (Affos) oder in der Vorderfläche etwas gefchweift (Selinus) ge-
ftaltet find. Am Parthenon waren fie mit einer abwärts gerichteten, aufgemalten
Palmettenverzierung gefchmückt, demnach als hängende Verzierung charakterifirt.

Am Tempel in Affos find diefe Leiftchen ohne weitere Anhängfei gelaffen;
am fog. Abfalom-Grab tragen fie 4 herabhängende Quarten oder Tropfen, am Bu-
lenterion in Olympia deren 5, an den Monumenten der Blüthezeit in der Regel 6.

Die Tropfen weichen in den meiften Fällen nur wenig von der Cylinderform
ab, verjüngen ficht alfo nur mäfsig (Parthenon, Thefeion), oder fie bilden vollftändig
cylindrifche Zapfen (Selinus); fie berühren mit dem gröfsten Umfang den Architrav
oder hängen frei herab (vgl. Fig. auf S. 79).

Diefe Tropfenregulen bereiten gewöhnlich auf die Triglyphen vor, werden als mit
denfelben zufammengehörig, als organifch nothwendig angefehen; aber fie kommen
auch an den Architraven der Cella-Wände und an den Säulenftellungen im Inneren
der Tempel vor. In den gleichen Intervallen, wie am Architrav, hängen fie unter
dem Figurenfries des Parthenon, unter und zwifchen den Säulen an den Architraven
des Mittelfchiffes des Tempels auf Aegina, auch unter dem ganz glatten äufseren
Cella-Friefe des gleichen Tempels. In letzterem Falle hört das Voranzeigen und
Vorbereiten eines beftimmten Baugliedes durch eine beftimmte andere Verzierung auf.

Die innere Fläche des Architravs zeigt eine einfachere Bildung. Diefelbe ift
entweder ganz fchlicht behandelt, wie am Parthenon und am Zeus-Tempel in Olympia;
fie fteht am erftgenannten Monumente etwas über den Fries vor; fie liegt am
letzten in gleicher Flucht damit und Hellt unter Vernichtung der Fuge und Fries-
theilung durch den Stucküberzug einen einzigen grofsen bis zur profilirten Auf-
lagerfchichte des Deckengebälkes reichenden Architrav dar. Oder es krönt die
Innenfläche nur eine fchmale Saumleifte (Plättchen oder Karnies) ohne jede weitere
Zuthat. (Vgl- Propyläen und Thefeion in Athen.) Nur am Tempel der Nemefis
zu Rhamnus wird auch an der inneren Seite des Architravs eine Tropfenregula mit
glattem Fries darüber, den ein breites Kopfband krönt, angegeben.

Die Stücke, aus denen die Epiftylien beliehen, haben bei Marmor-Monumenten
gewöhnlich unter fich die gleiche Breite; bei folchen aus poröfen Kalkfteinen , die
Stucküberzug erhielten, differiren diefelben öfters in den Mafsen, fo dafs z. B. am
Zeus-Tempel in Olympia die drei neben einander geftellten Architrav-Platten 78,
51 und 71 cm in der Breite meffen.

Die einzelnen Stücke berühren fich wieder nur in fchmalen, etwa 6cm breiten
Saumftreifen, während der übrige Theil der Fläche rauh zurückgefpitzt ift, oft fo
tief, dafs der Zwifchenraum von einem Stück zum anderen in der Mitte 24 cm be-
trägt (vgl. Propyläen). Die Tragfähigkeit wurde durch diefen Steinfchnitt und diefe
Bearbeitung nicht gefchwächt, aber ein genauer und guter Fugenfchlufs in leichter
Weife ermöglicht.

Auch Schichtungen der Höhe nach kommen an den Architraven des Riefen-

I9) Am älteren grofsen Burgtempel in Athen waren, wie die Stücke an der Kimon'fchen Mauer zeigen, die Tropfen-
regulen etwas breiter als die Triglyphen.


 
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