Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
154

I05-

Monumente.

i) Der Zeus-Tempel zu Nemea (deffen Erbauungszeit unbekannt) , ein Peripteros von 6 : 13
Säulen auf dreifhifigem Unterbau, die Cella mit Vor- und Hinterhaus in antis , aus weifsgrauem, jetzt mit
einer dunkeln Flechte auf der verwitterten Oberfläche überzogenem, kryftallinifchem Kalkfteine erbaut.

Die Säulen find fchlank, mit geringer Entafis verfehen und aus einzelnen Tambours conftruirt, deren
untere Durchmeffer das ftattliche Mafs von 1,57m haben; 20 Hohlftreifen umgeben den Stamm; der
Echinos des Kapitells ift niedrig und fteil; vier Reifchen zieren denfelben. Heute flehen noch drei Säulen,
von denen zwei dem Pronaos angehörten und welche noch ein Gebälkftück tragen — ein geborftenes
Architrav-Stück und darüber eine verwitterte Triglyphe, die mit der einen anftofsenden Metope aus einem
Stücke gearbeitet ift, während die andere ftumpf anftöfst. Es war fomit das vollftändige Triglyphon über
dem Pronaos durchgeführt. Der Tempelboden ift noch erhalten und von herabgeftürzten gewaltigen Trüm-
mern ganz bedeckt. Das Detail erfcheint noch nicht verflacht, und die Ruinen hinterlaffen beim Befchauer
noch einen bedeutenden Eindruck.

2) Vom Nike-Tempel zu Meffana reichen die Bruchftücke nicht aus, um das Syftem des
Tempels feftftellen zu können. Die Säulen waren wenig verjüngt, der Echinos fteil und geradlinig, mit
drei Reifchen verfehen. Der Abacus hatte eine Leiftenbekrönung; ein Halseinfchnitt war nicht vorhanden;
die Tropfenplatten am Gefimse waren verfenkt.

3) Der Porticus des Philippos auf Delos zeigt ähnliche Verhältniffe und Detailbildungen, wie
die unter 1. und 2. gefchilderten.

4) Diefer fpäten Zeit dürfte auch »ein grofser Tempel in Olympia in dorifchem Stil, der den
Namen Metroon hat«, angehören, von dem Paufanias berichtet, dafs er Bildfäulen römifcher Kaifer ent-
hielt, und ebenfo

5) die Propyläen in Eleufis, eine in pentelifchem Marmor ausgeführte, fchlechte Nachbildung
der athenifchen. Das Detail war an diefen leichtfertig ausgeführt und nicht mehr fein empfunden. Femer

6) die Stoen der pergamenifchen Fürften, des Attalos im Kerameikos (175 v. Chr.) und des Eume-
nes U., zwifchen dem Bakchos-Theater und dem Odeion in Athen, von denen nur noch Subftructionen und
Bruchftücke erhalten find.

7) Die kleinen Heiligthümer des Aeskulap und der Themis auf dem Wege vom Bakchos-
Theater zum Burgaufgang, deren Refte neuerdings durch Wegführen der Schutthalden auf der Südfeite des
Burgfelfens blofsgelegt wurden. Die dort gefundenen Kapitelle haben theils am Abacus Bekrönungsleiften,
theils Rundftäbchen ftatt der Reifchen.

8) Das Marktthor in Athen, ein fchön ausgeführter Marmorbau, von dem 4 Säulen und 1 Ante
fammt dem darüber liegenden Gebälke und dem Giebel noch exiftiren, deffen Gefimfe aber zum Theil
herabgefallen ift, wurde nach der Infchrift auf dem Architrav auf Kofteu des yulms Cäfar und des Au-
gujhis der Athene Archegetis geweiht. Die Säulen find fchlank, wie die von Nemea, wenig verjüngt und
mit geringer Entafis verfehen und flehen in ungleich weiten Abftänden, einen mittleren Durchgang, wie bei
den Propyläen laffend, und mit der gleichen Anordnung im Friefe. Zwanzig Hohlftreifen umgeben den aus
6 Trommeln conftruirten Schaft; der Echinos des Kapitells ift rundlich und niedrig. Auf der Giebelfpitze
ftand eine Statue des L. Cäfar, Enkels des Augußus.

9) Dorifche Refte auf Samos, deren urfprüngliche Beftimmung unbekannt, weifen Säulen mit
jonifchen Bafen, Abaken, Triglyphen und Metopen mit Bekrönungsleiften und verfenkte Tropfenplatten am
Gefimfe auf.

10) Bei den Bruchflücken von einem Gebäude der Agora in Priene find die Canneluren durch
breite Stege von einander getrennt und gerade abgefchloffen; unter dem Echinos fitzen zwei Rundftäbchen; ■

der Abacus hat eine Be-
KäpiWIt äp^4bv&

r

krönungsleifte; eben folche
haben die Triglyphen und
Metopen, von denen er-
ftere eigenthümliche Fur-
chenendigungen an den
Ecken aufweifen. Die
Tropfenplatten am Geifon
find auch hier verfenkt.

11) Die Tempelrefte
in Myus (Kleinafien),
wohl von einem kleinen
Tempel in antis flammend,
 
Annotationen