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brachen und rechts und links von derfelben mit 22 Arkaden decorirt, deren ehemalige Bekleidung mit
Marmorplatten noch feftzuftellen ift. Gärten, Exedren, Statuen und Stoen waren auf dem mauerumfchlof-
fenen Tempelbezirk angelegt und errichtet.

23) Verwandte Detailbildung, namentlich in den Kapitellen, welche mit denen zwiichen den Anten
in Aizani ziemlich übereinftimmen, zeigt die Säulenftellung an der Skene des Theaters in Laodikeia.

24) Schliefslich waren noch der kleine Porticus an einem Bade in Knidos zu erwähnen, mit feinen
hübfchen Säulen in antis, fo wie

25) zwei jonifche Votivfäulen bei Mylafa, «

26) Refte eines Apollo-Tempels von Klaras bei Kolophon und

27) Reite des Haupttenipels von Peffmus in Galatien.

Allgemeines.

C. Die korinthische Ordnung.

11. Kapitel.
Entwickelung.

Die korinthifche Ordnung tritt nicht, wie die dorifche und jonifche, mit durch-
weg eigenthümlichen Formen in die Erfcheinung; fie lehnt fich vielmehr an die
beiden letztgenannten, fchon früher zur Reife und Vollendung gelangten Bau-
weifen an. Aber »auch fie ift in ihren äufseren Merkmalen uralt und vorhiftorifch«.
(Vergl. Semper, Braun und Reber.) Das am meiften charakteriftifche Merkmal, die
Säule mit dem Kelch- oder Glocken-Kapitell findet fich fchon an den Prachtbauten
der 19. Dynaftie (1447 bis 1273 v. Chr.) in dem ägyptifchen Theben; wir finden fie
aber auch auf ninivitifchen Sculpturen, ferner fehr alte Anfätze dazu an den Grotten
auf Thera und, an die Bildung letzterer wieder erinnernd, bei dem grofsen, aufsen
jonifchen milefifchen Tempel, ferner an alten Reften, die an der kleinafiatifchen
Südweftküfte gefunden und durch Newton bekannt geworden find, und auf dem
griechifchen Feftlande im Apollo-Tempel zu Phigaleia, der kurz nach der Vollen-
dung des Parthenon erbaut wurde.

Vitruv läfft das Kapitell durch den Bildhauer Kallimachos ss) erfunden werden **i-

.,, _. -kh t ia f • Vitruvianifche

und erzählt dabei den bekannten anmuthigen Mythos von der Amme, die einen Lehre.
mit einer Steinplatte überdeckten Blumenkorb auf das Grab ihrer jungen Herrin
in Korinth ftellte, der dann von auffproffendem Akanthos umrankt wurde und fo
dem vorübergehenden Kallimachos das Motiv für die neue Kapitell-Form abgegeben
habe. Nach diefem Vorbilde foll er dann den Korinthiern Säulen gemacht haben,
die zufammenftimmenden Mafsverhältniffe feftgeftellt und die Gefetze für die Er-
richtung von Bauwerken korinthifcher Ordnung entziffert haben. (Vgl. Vitruv,
Lib. IV, 9 und 10.)

Der erft einige Jahre nach Perikles thätige Erfinder wird aber überflüffig, wenn
wir bedenken, dafs vor demfelben im genannten Phigaleia das Kapitell auf helleni-
fchem Boden fchon fefte Form angenommen hatte. Seine Verdienfte um die Aus-
bildung deffelben follen ihm dadurch nicht gefchmälert werden; denn wohl nur
um diefe kann es fich bei Vitruv handeln, und in der von ihm erzählten Weife
werden keine Architekturformen erfunden.

Im vierten Buche führt er weiter aus, dafs die korinthifche Ordnung felbft

38) Wahrfcheinlich aus Athen, lebte um Olymp. 93, Verfertiger der goldenen Lampe im Erechtheion, war als Bild-
hauer, Architekt, Toreut und auch als Maler thätig.
 
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