Fig. 2.
3ossa«,t<jM<|rr mih^aumstlik« bri Etsulw.
19.
Mauern
ron
Arretium.
eine fpätere Entftehungs-
zeit fchliefsen. Man fieht,
ciafs der Baumeifter be-
ftrebt war, eine horizon-
tale Schichtung durchzu-
führen, dabei aber keinen
Materialverluft erleiden
wollte. Er band fich an
die Geftalt der Steine,
wie fie der Bruch ergab.
Lang geftreckte Quader
(1 : 3 und 1 : 4) wechfeln
daher mit in der Anfichts-
fläche quadratifchen ab,
hakenförmige mit trapez-
förmigen. Die Ecken find dabei forgfältig verzwickt, die Stofs- und Lagerfugen
gut fchliefsend, erftere bald lothrecht, bald fchräg (Fig. 2).
Interefiant find die Umränderungen der einzelnen Quader mit 3 bis 6 cm breiten
Saumfchlägen mit geraden und fchrägen Stelzungen und die kräftig vortretenden
Boffen im Spiegel mit 20 bis 30 cm Ausladung. Form und Behandlung (Boffen mit
Saumfchlag) der Quader erinnern an die ähnliche Ausführungsweife bei manchem
kleinafiatifchen Gemäuer13).
Es mag diefe Behandlung der Quader-Anfichtsfläche nicht ohne Einflufs auf das Quadergemäuer
der Florentiner Paläfte der Renaiffance gewefen fein. Wir finden fie wieder an einigen etruskifchen
Brückenquadern (in Bieda), an einzelnen Quadern der Servianifchen Mauer in Rom, an einigen
Schichten des Tuffgemäuers der Roma quadrata auf dem Palatin und an Unterbauten von Aquäducten,
z. B. der Aqua Marcia bei Porta maggiore in Rom, in Viterbo u. a. O. Das Vorkommen ift feiten, und
dies mag zu der in allerneuefter Zeit wieder von einigen Forfchern vertretenen irrthümlichen Meinung
Veranlaffung gegeben haben, dafs der umränderte Boffenquader an etrusko-römifchem Mauerwerk nie geübt
worden wäre. Dafs folche in Griechenland und Kleinafien in früher Zeit vorkommen, wurde dabei wohl
überfehen*').
Uebrigens zeigen auch einzelne Quader der Römermauer in Lindau am Bodenfee Boffen mit
Saumfchlag, und bei den jüngften Ausgrabungen (1883) des Caftells in Oberfcheidenthal (Baden) wurden
Boffen-Quader mit Saumfchlägen oder Randbefchlag gefunden.
Weniger gut erhalten, aber nach gleichem Principe, wie die zuerft gefchilderten
Mauern von Faefulae conftruirt, find die aus der gleichen Steinart (aber von fchlech-
terer Qualität) hergeftellten Mauern von Arretium (Fig. 3).
Die Steine find dabei weniger grofs, die Schichtenhöhe 40cm, die Längen 80 bis 100 em-
Conftructiv von gröfstem Intereffe, weil einzig in der Art, ift der füd-füdöftliche, leider ftark ver-
witterte Theil diefer Stadtmauer. Er ift als Trockenmauer mit Anzug (Böfchung) aufgeführt und durch
Strebepfeiler verftärkt. Diefe treten 90 bis 100cm über die Mauerflucht heraus, haben eine Breite
von 2,oo bis 2,49 m und laffen einen Zwifchenraum von 4,2 bis 4,3 m zwifchen fich. Diefes Mauerftück
zwifchen den Strebepfeilern ift aber nicht gerade geführt, fondern flachbogenförmig mit 30cm Stich ein-
gebaucht (Fig. 3).
Die von Dennis I5) gebrachten Beobachtungen und Folgerungen über diefen Gegenftand möchte ich
hier nach den eigenen Untersuchungen an Ort und Stelle in ihrem ganzen Umfange beftätigen.
Is) Vergl. z. B. die Kyklopen-Mauer auf Knidos im vorhergehenden Bande diefes »Handbuches«, S. 45.
M) Vergl. z. B. im gleichen Bande die Boflage-Quader der Terrafienmauern des Olympieion auf S. 47 u. 48, fo wie
die eben erwähnte Mauer auf Knidos. *
15) A. a. O., S. 646 bis 648.
3ossa«,t<jM<|rr mih^aumstlik« bri Etsulw.
19.
Mauern
ron
Arretium.
eine fpätere Entftehungs-
zeit fchliefsen. Man fieht,
ciafs der Baumeifter be-
ftrebt war, eine horizon-
tale Schichtung durchzu-
führen, dabei aber keinen
Materialverluft erleiden
wollte. Er band fich an
die Geftalt der Steine,
wie fie der Bruch ergab.
Lang geftreckte Quader
(1 : 3 und 1 : 4) wechfeln
daher mit in der Anfichts-
fläche quadratifchen ab,
hakenförmige mit trapez-
förmigen. Die Ecken find dabei forgfältig verzwickt, die Stofs- und Lagerfugen
gut fchliefsend, erftere bald lothrecht, bald fchräg (Fig. 2).
Interefiant find die Umränderungen der einzelnen Quader mit 3 bis 6 cm breiten
Saumfchlägen mit geraden und fchrägen Stelzungen und die kräftig vortretenden
Boffen im Spiegel mit 20 bis 30 cm Ausladung. Form und Behandlung (Boffen mit
Saumfchlag) der Quader erinnern an die ähnliche Ausführungsweife bei manchem
kleinafiatifchen Gemäuer13).
Es mag diefe Behandlung der Quader-Anfichtsfläche nicht ohne Einflufs auf das Quadergemäuer
der Florentiner Paläfte der Renaiffance gewefen fein. Wir finden fie wieder an einigen etruskifchen
Brückenquadern (in Bieda), an einzelnen Quadern der Servianifchen Mauer in Rom, an einigen
Schichten des Tuffgemäuers der Roma quadrata auf dem Palatin und an Unterbauten von Aquäducten,
z. B. der Aqua Marcia bei Porta maggiore in Rom, in Viterbo u. a. O. Das Vorkommen ift feiten, und
dies mag zu der in allerneuefter Zeit wieder von einigen Forfchern vertretenen irrthümlichen Meinung
Veranlaffung gegeben haben, dafs der umränderte Boffenquader an etrusko-römifchem Mauerwerk nie geübt
worden wäre. Dafs folche in Griechenland und Kleinafien in früher Zeit vorkommen, wurde dabei wohl
überfehen*').
Uebrigens zeigen auch einzelne Quader der Römermauer in Lindau am Bodenfee Boffen mit
Saumfchlag, und bei den jüngften Ausgrabungen (1883) des Caftells in Oberfcheidenthal (Baden) wurden
Boffen-Quader mit Saumfchlägen oder Randbefchlag gefunden.
Weniger gut erhalten, aber nach gleichem Principe, wie die zuerft gefchilderten
Mauern von Faefulae conftruirt, find die aus der gleichen Steinart (aber von fchlech-
terer Qualität) hergeftellten Mauern von Arretium (Fig. 3).
Die Steine find dabei weniger grofs, die Schichtenhöhe 40cm, die Längen 80 bis 100 em-
Conftructiv von gröfstem Intereffe, weil einzig in der Art, ift der füd-füdöftliche, leider ftark ver-
witterte Theil diefer Stadtmauer. Er ift als Trockenmauer mit Anzug (Böfchung) aufgeführt und durch
Strebepfeiler verftärkt. Diefe treten 90 bis 100cm über die Mauerflucht heraus, haben eine Breite
von 2,oo bis 2,49 m und laffen einen Zwifchenraum von 4,2 bis 4,3 m zwifchen fich. Diefes Mauerftück
zwifchen den Strebepfeilern ift aber nicht gerade geführt, fondern flachbogenförmig mit 30cm Stich ein-
gebaucht (Fig. 3).
Die von Dennis I5) gebrachten Beobachtungen und Folgerungen über diefen Gegenftand möchte ich
hier nach den eigenen Untersuchungen an Ort und Stelle in ihrem ganzen Umfange beftätigen.
Is) Vergl. z. B. die Kyklopen-Mauer auf Knidos im vorhergehenden Bande diefes »Handbuches«, S. 45.
M) Vergl. z. B. im gleichen Bande die Boflage-Quader der Terrafienmauern des Olympieion auf S. 47 u. 48, fo wie
die eben erwähnte Mauer auf Knidos. *
15) A. a. O., S. 646 bis 648.