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Durm, Josef
Handbuch der Architektur (Theil 2, Die Baustile ; Bd. 2): Die Baukunst der Etrusker, die Baukunst der Römer — Darmstadt, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.2021#0066
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59

F""g- 53-

XiVi/sfaschro^iegel aus Sfy'usi.

Die Ziegel waren von rechteckiger Geftalt, grofsplattig, bei einer Stärke von
3 cm aus hellem Thone gebrannt, hatten durchschnittlich 4 cm hohe, lothrecht auf-
gebogene Ränder an den Langfeiten, mit zurückgefetzten Falzen gegen die untere
Schmalfeite; die Fläche innerhalb der Ränder war trapezförmig (Fig. 53). In Chiufi
gefundene Ziegel meffen 0,85 m in der
Breite und 1,15 m in der Höhe, andere
wieder nur 0,5i X 0,85 m, in Fiefole auf-
bewahrte 0,475 X 0,66 m etc.

Diefe Plattenziegel wurden durch
Hohlziegel abgedeckt, deren unterfte, die
Traufziegel deckenden an der Stirnfeite ge-
fchloffen und mit Palmetten oder Köpfchen
gefchmückt waren. Den Firft deckten
grofse, im Querfchnitt halbkreisförmige
Hohlziegel (0,46 bis 0,56m Durchmeffer),
welche zur Aufnahme der Dachhohlziegel
befondere Einfchnitte oder vorftehende
Anfätze hatten (Fig. 54). Diefe Firftziegel
hatten an einer Stirnfeite 5 bis 10 cm vor-
fpringende Anfätze, um unter einander eine
wafferdichte Verbindung der Länge nach
zu ermöglichen. Auch farbigen Schmuck
zeigen fie, indem die Oberfläche mit
einem feinen, graugelben Thone überzogen

wurde, auf den mit rothbrauner Farbe Zickzack- oder Rautenmufter gemalt waren
(Fig. 5 5). Exemplare folcher Hohlziegel befinden fich im Mufeum des Confervatoren-
Palaftes in Rom und wurden auf dem esquilinifchen Todtenfelde (»SuppeIIetiüe fu-
nebre provegnenle dalla Necropoli Esquilinaz) gefunden. Da der Esquilin die ältefte
Begräbnifsftätte ift, fo gehörten diefe Ziegel urfprünglich ficher auch den älteften,
von Etruskern ausgeführten Bauten an.

Die Flachziegel zeigen vielfach mit einem fpitzen Werkzeug nach dem Brennen
eingeriffene etruskifche Buchftaben und beftätigen fomit ihre etruskifche Abkunft 5 *).

Bunt bemalte Stirnziegel alten Stils im Mufeo nazionale zu Neapel (Abth.
Terrecotte e vetri) find Analogien und geben Auskunft über die formale und poly-
chrome Bildung und Behandlung diefer Theile der Dachdeckung (Fig. 55). Die
Farben daran find weifslich gelb, roth und fchwarz. Das Medufen-Haupt als De-
coration ift an den Stirnziegeln wohl fo üblich gewefen, wie bei den alt-ficilianifchen,
für welche Anficht auch das Gorgonen-Haupt am Giebelrande des Grabes in Norchia
fpricht.

Mehrere Afchenkiften im Mufeo archeologico zu Florenz zeigen übrigens auch
ein Untergreifen der Dachhohlziegel unter ftark überhöhte Firfthohlziegel.

Die grofse Ausladung der Gefimfe auch an den Giebelfeiten machte (wie dies
Vitruv verlangt) ein Abdecken derfelben nöthig; eine Afchenkifte im eben genannten
Mufeum weist zwifchen den Sattelfchwellenköpfen auf dem horizontalen Giebel-

Dachdeckung.

5i) -«Nuüitnz enim figuli aiit officinae ßgnlijtariae nonten in Ulis imfireffum efl . . . . fed tantum mortuorum tituli,
in ipfa tegulartiin jarn coctarum fronte graphio ditcti atque mcifi* .... (Gori, A. F, Mufeum Etruscnm. Florenz 1737—43.
Bd. III. Grabziegel).
 
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