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Durm, Josef
Handbuch der Architektur (Theil 2, Die Baustile ; Bd. 2): Die Baukunst der Etrusker, die Baukunst der Römer — Darmstadt, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.2021#0102
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dann die frühere Verfaffung umgeftaltet haben, wie ihm auch das Befeftigungswerk
der Stadt — die fog. Servianifche Mauer — zugefchrieben wird.

Diefe Regenten werden von der Tradition als etruskifchen Stammes bezeichnet,
die fich als die fähigeren und früher gebildeteren Elemente in beftimmter Zeit an
die Spitze des Gemeinwefens geftellt hatten. Die Vertreibung der letzteren kann
defshalb auch als eine nationale Erhebung der Lateiner angefehen werden und als
deren erfte politifche That. Der unter etruskifcher Autorität emporgewachfene
Römer war mündig geworden; das Königthum machte der Republik Platz (510
v. Chr.).

Mit der Schlacht am Regillus (496 v. Chr.) war in dem darauf folgenden
grofsen Lateiner-Krieg die Selbftändigkeit Roms entfchieden. Zwei Confuln mit
dem Senat, erftere als Vollftrecker, letzterer als höchfter Staatsrath, bildeten die
Regierung; mit den priefterlichen Functionen wurde der Rcx facrorum, eine politifch
bedeutungslofe Perfönlichkeit, betraut, während dem gefammten Religionswefen der
Pontifex maximus vorftand. Parteikämpfe der Stände und kleinere Kriege mit den
Nachbarstaaten befeftigten und vergröfserten den jungen Staat. Den Streitigkeiten
im Inneren wurde gefteuert, indem (457 v. Chr.) die Plebs gefchriebene Gefetze er-
hielt ; die Gegenfätze in den Anfprüchen der Patricier und Plebejer lernten fich auf
dem gefetzlichen Boden vertragen.

Der emporblühende Staat erfcheint plötzlich durch das Eindringen der über
den Apennin ftürmenden fenonifchen Gallier in Frage geftellt, als feine Legionen
vor den Thoren Roms gefchlagen (18. Juli 390 v. Chr.) und die Stadt felbft ver-
brannt wurde. Hierbei gingen auch die hiftorifchen Urkunden verloren, und es
wird defshalb erft von diefer Zeit an das gefchichtliche Material ficherer.

Rafch erholte fich das emporftrebende Rom vom erlittenen Schlage. Nach-
dem auch die lateinifchen Städte bezwungen, wurden zur Sicherung der Macht-
ftellung Heerftrafsen angelegt (Via Appia 312 v. Chr.), zur Wohlfahrt der Stadt die
Wafferleitungen.

Durch die glücklich geführten Etrusker-Kriege (311—298 v. Chr.), den grofsen
Sieg des Q. Fabius über die Gallier, den Sieg des M. Curius Dentatus über den
epirotifchen König Pyrrhus bei Benevent (272 v. Chr.) wurde ganz Mittel- und
Unteritalien unterworfen, und wir fehen Rom als Grofsmacht aus diefen Kämpfen
hervorgehen.

Während bis hierher die meiften Kunftwerke noch etruskifchen Charakter
trugen, erhielten fie von diefer Zeit ab griechifches Gepräge.

Der erfte punifche Krieg (264—250 v. Chr.) läfft uns Rom nach aufsen ftark,
nach innen ruhig fehen.

Seine Grenzen erweitern fich durch die Einverleibung von Sicilien; ein ge-
fährlicher Feind, vom Norden hereinbrechend, ein Heer von 70000 Galliern wird
bis auf den letzten Mann vernichtet. Zum zweiten Male droht der SfHat aus^ den
Fugen zu gehen, als im zweiten punifchen Kriege Hannibal die römifche Kriegs-
macht beinahe vernichtete (218—216 v. Chr.). Die Fertigkeit des Volkes und Se-
nates überwand auch diefen harten Schlag, und fchon wenige Jahre fpäter hatte
der Staat fich fo weit erholt, dafs Spanien zur römifchen Provinz gemacht werden
konnte; die Punier aber wurden im eigenen Lande bei Zama gefchlagen und ver-
nichtet. Die republikanifche Verfaffung erfcheint auf ihrem Höhepunkte, das Volk
in feinem fchönften Ruhme und Heldenglanze.
 
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