Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Durm, Josef
Handbuch der Architektur (Theil 2, Die Baustile ; Bd. 2): Die Baukunst der Etrusker, die Baukunst der Römer — Darmstadt, 1885

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2021#0118
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
III

zwei Jahre vor ihrer Verwendung zum Bauen, und zwar im Sommer gebrochen
und dann am gefchützten Orte gelagert werden. Die innerhalb diefer Zeit fchadhaft
gewordenen konnten noch beim Grundbau verwerthet werden; die unbefchädigten
dienten zum Bauen über der Erde. Diefe Vorfchrift galt fowohl für Quader, als
auch für gewöhnliche Bruchfteine.

Zu den weichen Steinen wurden die rothbraunen Tuffe an der Via Flaminia
oder aus der Gegend von Cervaretta, ferner die fidenater und gabienfer Steine ge-
rechnet, auch der albaner Stein von grau-grünlicher Farbe (Peperin). In Campanien
wird der rothe und fchwarze Tuff erwähnt, in Umbrien, in Picenum und im Vene-
tifchen ein weifser Tuff, »der mit der gezahnten Säge wie Holz gefchnitten werden
konnte« {Vitruv, Lib. II, 7).

Von Plinius (Lib. XXXVI, 44) wird ein weifser Stein in der belgifchen Provinz
angeführt, der fich noch leichter wie Holz fchneiden liefs und ftatt der Flach- und
Hohlziegel auch als Deckmaterial bei den fog. »Pfauenfchwanzdächern« diente.
Wohl die heute noch in gleicher Weife zur Bearbeitung und Verwendung kommen-
den Grobkalke des nordfranzöfifchen Beckens.

Den gabienfer Stein, »welcher auch der rothe heifst«, bezeichnet Strabo
(Lib. V, 3,10) als den nutzbarften für Rom, wefshalb auch die meiften Bauwerke der
Stadt daraus aufgeführt würden.

In Pompeji ift ein fchwärzlich-grauer, oft in das Grünliche fpielender, fein-
körniger Tuff als Quader oder zu Parements oder als Würfelftein beim Opus reti-
culatum verwendet und zu gleichen Zwecken ein weicher, gelblicher mit vielen ein-
gefprengten Bimsfteinen, der, bruchfeucht weich, an der Luft erhärtet, aber leicht
verwittert.

Von mittlerer Härte ift der tiburtiner Stein (Travertin), ein weifser in das Gelb-
lich-graue fpielender Kalkftein, der heute noch bei den römifchen Bauten verwendet
wird und deffen Brüche aus alter und neuer Zeit, unfern voneinander, an der Via
Tiburtina liegen (Baumaterial des Coloffeumsj. Die Haltbarkeit feit bald 2000 Jahren
an den verfchigdenften Bauten fpricht am b^ftejnjur_die_^ualität diefes MateriäTes.
Vitruv führt von ihm an, dafs es jede Belaftung aushalte, dem Wetter trotze, aber
nicht feuerfeft fei _-^_fo wenig, wie ein_anderer Kalkftein.

Die Steine von Antemninae und vom Monte Soracte find gleichfalls hier ein-
zureihen, fo wie die Sarno-Kalkfteine, welche z. B. in Pompeji bei den unteren
Theilen der Stadtmauer angewendet find. Den anicinifchen Steinen, der Farbe
nach den albanifchen gleich, im Gebiete von Tarquinii, deren befte Brüche am
Vulfiner See und in der Präfectur von Statonia fich befanden, werden die heften
Eigenfchaften beigelegt; »weder Zeit noch Feuer könnten ihnen etwas anhaben.«
Alle Bauten Roms wünfcht Vitruv aus diefen gemacht. Die Bauten von Ferentum
find daraus hergeftellt.

Ganz Ligurien, hauptfächlich aber Pifa und Luna und von diefen beiden das
letztere, waren durch Kalkfteinbrüche berühmt. Sie lieferten fowohl weifses, als
bläulich geflecktes Material in grofsen Stücken und fo ergiebig, »dafs die meiften
ausgezeichneten Bauwerke in Rom und in anderen Städten davon errichtet waren.«
»Der Stein war bequem zu transportiren, da die Brüche nahe über dem Meere
lagen, aus dem Meere aber der Tiber Zufuhr aufnimmt« [Strabo, Lib. V, 2, I5).

Neben diefem einfarbigen, kryftallinifchen Kalkfteine im Lande, der wohl zu-
nächft wegen feiner Fertigkeit und nicht wegen feiner Pracht herangezogen wurde,
 
Annotationen