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Durm, Josef
Handbuch der Architektur (Theil 2, Die Baustile ; Bd. 2): Die Baukunst der Etrusker, die Baukunst der Römer — Darmstadt, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.2021#0119
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kamen auch die einfarbigen, griechifchen Sorten, als: pentelifche, hymettifche und
parifche in Gebrauch; fpäter wurden alle farbigen und bunten Marmorarten ver-
wendet, und es trieb mit diefen die Kaiferzeit den erftaunlichften Luxus 68).

Plinius, der zuweilen gern den Römer alten Schlages zu fpielen beliebt, tadelt
die Verwendung folch koftbarer Materialien in etwas gar zu philifterhafter Weife:
»Dafs die Sterblichen dies zu keinem anderen Gebrauche oder zu keinem anderen
Vergnügen thun oder vielmehr leiden, als um zwifchen gefleckten Steinen zu liegen,
und doch hebt das Dunkel der Nacht für die Hälfte des Lebens diefe Freude auf«
(Plinius, Lib. XXXI, i). Er tadelt weiter, dafs man fchwieg, als Scaurus in feinem
Haufe Marmorfäulen aufftellte, sals folch gewaltige Maffen, an den Thongipfeln der
Göttertempel vorüber, in das Haus eines Einzelnen gefchleift wurden« (Lib. XXXVI, 2).

Von fchwarzen Marmorarten wurde der lucullifche und lydifche fehr gefchätzt,
von gelben der numidifche und kappadokifche, fo wie der Onyx oder gelb ge-
flammte Alabafter (Kalk-Alabafter), von grünen der theffalifche und lakonifche, von
den bunten der karyftifche (Cipollin), jafifche und thebanifche.

Säulen, Balken und Mauerquader konnten in grofsen Dimenfionen aus diefem
Materiale gewonnen werden. Die Kunft des Schleifens und Polirens verlieh den
bunten Marmorforten erft den Reiz, der fie in der Folge fo gefucht machte. Die
Haltbarkeit des Materiales hing von der forgfältigen Bearbeitung der Oberfläche ab.
Das Schneiden des Gefteines mit Säge und Sand war bekannt; das Schneiden in
dünne Platten ift nach Plinius (Lib. XXXVI, 6) in Carien (351 v. Chr.) erfunden
worden; der äthiopifche Sand wird von ihm als der befte zum Sägen empfohlen.

In Rom wurde die Bekleidung von Mauerwerk mit dünnen Marmorplatten
wohl aus ökonomifchen Gründen ftark geübt, zuerft am Haufe des Mamurra, eines
Beamten Jul. Caefars. Schwellen aus numidifchem Marmor, im Blocke verwendet,
liefs Lepidus (78 v. Chr.) in feinern Haufe legen.

Die Schönheit der Oberflächen der Steine im Freien ift auch im milderen füd-
lichen Klima von nicht zu langer Dauer, die Politur im Freien von verhältnifsmäfsig
kurzem Befcand, da die farbigen und bunten Marmorforten bald erblinden, die
aus wenig homogenem Gefüge rafch an der Oberfläche verwittern und auch wenig
tragfähig find. Die hellen, homogenen, weifs-gelblichen, weifs-grauen oder voll-
ftändig weifsen Arten verdienen vor allen den Vorzug bei der Verwendung im
Freien; die farbigen und bunten wandern beffer in das Innere der Bauten.

Grüne und rothe Porphyre, fo wie Serpentinfteine wurden neben dem bunten
Marmor mit gleicher Liebe verwendet.

Die Sandfteine Toscanas, deren Gebrauch bei den etruskifchen Bauten (vergl.
Art. 6, S. 4) angeführt wurde und deren fich auch die Römer bedienten (vergl.
Theater und Cyklopen-Mauer bei Faefulae) werden bei den alten Schriftftellern kaum
erwähnt.

Als harte Baufteine find Bafalt, Lava und Granit noch anzuführen. Thür-
gewände, Stürze, Säulen, Kapitelle, Cippen, Pflafter- und Mühlfteine wurden aus
erfteren hergeftellt, aus letzterem die herrlichen, monolithen Säulenftämme gewonnen,
welche durch die Art der Bearbeitung und ihre gewaltigen Abmeffungen uns in Er-
ftaunen fetzen. (Vergl. Säulen der Vorhalle des Pantheon und die fog. Pompejus-
Säule bei Alexandrien, letztere 20,5m hoch bei 2,7i m unterem Durchmeffer.)

Vergl. die Aufzählung folcher in: Gottgetreu, R. Die antiken Marmorarten. Zeitfchr. f. Bauw. 1883, S. 103—132.
 
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