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Firftziegeln läfft den Gebrauch derfelben nicht als allgemein oder als gewöhnlich
üblich erfcheinen. Sie überdeckten zwei Hohlziegelbahnen und waren mitten auf
der Flachziegelbahn geftofsen. Der Länge nach waren fie durch 3 bis 5 cm vorftehende
Zungen verbunden, deren Anfatz gut ausgedacht ift (Fig. 192). Seitlich hatten fie
zur Aufnahme der Dachhohlziegel entweder halbkreisförmige Einfchnitte oder röhren-
artige Anfätze (Fig. 192 u. Art. 51, S. 60). Eine eben fo gute oder beffere Ver-
wahrung erfuhr der Firft noch durch fchmale Sattelziegel mit aufgebogenen Rändern
und Falzen für das Anfchieben der Flachziegel.
An den Anfchlüffen zeigen in Pompeji gefundene Exemplare Mörtelrefte; die
Hohlziegel waren daher in Mörtel gelegt. Die an den Firft ftofsenden Hohlziegel
mufften den Sattelflachziegeln analog gebildet fein, griffen nach zwei Seiten über,
waren auf dem Scheitel mit Palmetten geziert und wiederholten fo in fchöner
Weife den Schmuck der Traufe auch auf dem Firfte (Fig. 192 106).
Wurde die Aufmauerung und Abdeckung der Grate beim Walmdach unter-
laffen, fo waren zur Deckung die ähnlichen, befonders geformten Hohlziegel mit
Einfchnitten oder Anfätzen erforderlich, wie auf dem Firft.
Schwieriger als Firft und Grat waren die Kehlen bei dem nach innen ab- 2CI-
fallenden Dache, beim Compluvium, dicht zu halten. In einfachfter Weife konnte
dies zwar mittels Einlegen von Hohlziegeln gefchehen, wie es an italienifchen Bauern-
häufern noch geübt wird; man erhielt aber dadurch nur eine technifch rohe Ein-
richtung. Ueber die Schwierigkeiten half eine weitere Ziegelform, die nach der
einen Diagonalen leicht gebogenen Rautenziegel mit 2 abgekanteten Ecken und
2 aufgebogenen Rändern hinaus [Tegulae colliciaruni). Diefe ermöglichten einen
vollkommenen Anfchlufs an die Plan- und Hohlziegel der zufammenftofsenden Dach-
flächen und gaben eine dichte und breite Wafferrinne ab. Sie meffen nach der
Diagonalen bis zu 97 und 104 cm (Fig. 193).
Kein Dach der Neuzeit kann fich mit diefem nach allen Richtungen in feinen
Beftandtheilen durchdachten und erprobten Ziegeldache meffen 10?).
Die Flach- und Hohlziegel der Traufe unterfchieden fich an den gewöhnlichen 2°2-
Bauten, wie heute noch, durch nichts von ihren übrigen, die Dachfläche bedeckenden
Kameraden. Bei reicheren oder öffentlichen Bauten fahen wir aber fowohl die
Flach- als die Hohlziegel der Traufe befonders geformt und verziert. Palmetten
fchmückten die Stirn der Hohlziegel; fie konnten aber auch auf den Flachziegeln
auffitzen, wobei dann die Hohlziegelftirnen unverziert blieben.
Ragten die Flachziegel über den Gefimsrand vor, fo war der vortretende Theil
der Unterfläche mit Malerei gefchmückt (Fig. 182 und auch das Beifpiel aus Meta-
pont in Fig. 50, S. 57).
106) Vergl. auch: Tempeldach auf Aegina in Theil II, Bd. i diefes »Handbuches«, S. 104 — ferner die Dach-Conftruction
des Tempels der Nemefis zu Rhamnus bei: Mauch , J. M. v. Die architektonifchen Ordnungen der Griechen und Römer.
Berlin 1875. Taf. X.
107) Ueber die Art der Dachdeckung geben die neueren Ausgrabungen in Pompeji Auffchlufs. So z. B. »das theilweife
und auch nur eine Zeit lang erhaltene, jetzt zufammengebrochene und verfchwundene Dach des Periftyls in der Cafa di Sirtco
(1852) .... — Ein zweites, befler erhaltenes und jetzt vollftändig reftaurirtes Dach findet fich im Haufe des C. Vibius in der
hinteren rechten Ecke« (vergl. Overbeck und Mau a. a. O., S. 356 u. 257). — .... »Dächer find in Pompeji faft gar nicht
erhalten; belferen Auffchlufs über fie geben die Ausgrabungen von Herculaneum (vergl. Zahn, W. Die fchönften Ornamente
und merkwürdigften Gemälde aus Pompeji, Herkulanum und Stabiae etc. Berlin 1828—45. Band II, Taf. 63, 64 u. Texttafel}. —
Indeffen hat auch Pompeji zwei Refte von Dächern aufzuweifen, Niccolini Cafa di Litcrezio p. 17 und Strada Stabiana,
Cafa Numero 57, p. 5. Im letzteren Haufe war das Dach der Küche vorhanden ; die Ziegel deffelben waren mit Oeffnungen
verfehen, durch welche das Regenwaffer auf andere unterhalb derfelben angebrachte breite Hohlziegel fiel, von denen es auf-
gefangen und abgeleitet wurde, zugleich aber auch Licht eindrang« {vergl. Marquardt, J. u. Th. Mommsen. Handbuch
der römifchen Alterthümer. I. ThI. Leipzig xZ-jq. S. 232).
Firftziegeln läfft den Gebrauch derfelben nicht als allgemein oder als gewöhnlich
üblich erfcheinen. Sie überdeckten zwei Hohlziegelbahnen und waren mitten auf
der Flachziegelbahn geftofsen. Der Länge nach waren fie durch 3 bis 5 cm vorftehende
Zungen verbunden, deren Anfatz gut ausgedacht ift (Fig. 192). Seitlich hatten fie
zur Aufnahme der Dachhohlziegel entweder halbkreisförmige Einfchnitte oder röhren-
artige Anfätze (Fig. 192 u. Art. 51, S. 60). Eine eben fo gute oder beffere Ver-
wahrung erfuhr der Firft noch durch fchmale Sattelziegel mit aufgebogenen Rändern
und Falzen für das Anfchieben der Flachziegel.
An den Anfchlüffen zeigen in Pompeji gefundene Exemplare Mörtelrefte; die
Hohlziegel waren daher in Mörtel gelegt. Die an den Firft ftofsenden Hohlziegel
mufften den Sattelflachziegeln analog gebildet fein, griffen nach zwei Seiten über,
waren auf dem Scheitel mit Palmetten geziert und wiederholten fo in fchöner
Weife den Schmuck der Traufe auch auf dem Firfte (Fig. 192 106).
Wurde die Aufmauerung und Abdeckung der Grate beim Walmdach unter-
laffen, fo waren zur Deckung die ähnlichen, befonders geformten Hohlziegel mit
Einfchnitten oder Anfätzen erforderlich, wie auf dem Firft.
Schwieriger als Firft und Grat waren die Kehlen bei dem nach innen ab- 2CI-
fallenden Dache, beim Compluvium, dicht zu halten. In einfachfter Weife konnte
dies zwar mittels Einlegen von Hohlziegeln gefchehen, wie es an italienifchen Bauern-
häufern noch geübt wird; man erhielt aber dadurch nur eine technifch rohe Ein-
richtung. Ueber die Schwierigkeiten half eine weitere Ziegelform, die nach der
einen Diagonalen leicht gebogenen Rautenziegel mit 2 abgekanteten Ecken und
2 aufgebogenen Rändern hinaus [Tegulae colliciaruni). Diefe ermöglichten einen
vollkommenen Anfchlufs an die Plan- und Hohlziegel der zufammenftofsenden Dach-
flächen und gaben eine dichte und breite Wafferrinne ab. Sie meffen nach der
Diagonalen bis zu 97 und 104 cm (Fig. 193).
Kein Dach der Neuzeit kann fich mit diefem nach allen Richtungen in feinen
Beftandtheilen durchdachten und erprobten Ziegeldache meffen 10?).
Die Flach- und Hohlziegel der Traufe unterfchieden fich an den gewöhnlichen 2°2-
Bauten, wie heute noch, durch nichts von ihren übrigen, die Dachfläche bedeckenden
Kameraden. Bei reicheren oder öffentlichen Bauten fahen wir aber fowohl die
Flach- als die Hohlziegel der Traufe befonders geformt und verziert. Palmetten
fchmückten die Stirn der Hohlziegel; fie konnten aber auch auf den Flachziegeln
auffitzen, wobei dann die Hohlziegelftirnen unverziert blieben.
Ragten die Flachziegel über den Gefimsrand vor, fo war der vortretende Theil
der Unterfläche mit Malerei gefchmückt (Fig. 182 und auch das Beifpiel aus Meta-
pont in Fig. 50, S. 57).
106) Vergl. auch: Tempeldach auf Aegina in Theil II, Bd. i diefes »Handbuches«, S. 104 — ferner die Dach-Conftruction
des Tempels der Nemefis zu Rhamnus bei: Mauch , J. M. v. Die architektonifchen Ordnungen der Griechen und Römer.
Berlin 1875. Taf. X.
107) Ueber die Art der Dachdeckung geben die neueren Ausgrabungen in Pompeji Auffchlufs. So z. B. »das theilweife
und auch nur eine Zeit lang erhaltene, jetzt zufammengebrochene und verfchwundene Dach des Periftyls in der Cafa di Sirtco
(1852) .... — Ein zweites, befler erhaltenes und jetzt vollftändig reftaurirtes Dach findet fich im Haufe des C. Vibius in der
hinteren rechten Ecke« (vergl. Overbeck und Mau a. a. O., S. 356 u. 257). — .... »Dächer find in Pompeji faft gar nicht
erhalten; belferen Auffchlufs über fie geben die Ausgrabungen von Herculaneum (vergl. Zahn, W. Die fchönften Ornamente
und merkwürdigften Gemälde aus Pompeji, Herkulanum und Stabiae etc. Berlin 1828—45. Band II, Taf. 63, 64 u. Texttafel}. —
Indeffen hat auch Pompeji zwei Refte von Dächern aufzuweifen, Niccolini Cafa di Litcrezio p. 17 und Strada Stabiana,
Cafa Numero 57, p. 5. Im letzteren Haufe war das Dach der Küche vorhanden ; die Ziegel deffelben waren mit Oeffnungen
verfehen, durch welche das Regenwaffer auf andere unterhalb derfelben angebrachte breite Hohlziegel fiel, von denen es auf-
gefangen und abgeleitet wurde, zugleich aber auch Licht eindrang« {vergl. Marquardt, J. u. Th. Mommsen. Handbuch
der römifchen Alterthümer. I. ThI. Leipzig xZ-jq. S. 232).