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Durm, Josef
Handbuch der Architektur (Theil 2, Die Baustile ; Bd. 2): Die Baukunst der Etrusker, die Baukunst der Römer — Darmstadt, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.2021#0244
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237

lögen Caution ftellen. Hatten fie den Koftenanfchlag dann nicht überfchritten,
fo wurden fie durch Erlaffe und Auszeichnungen geehrt; Ueberfchreitungen bis zu
25 Procent wurden vom Staate bezahlt und nicht weiter geahndet. — Das Gefetz
verdiente Nachahmung!

C. Geftaltung und formale Durchbildung der

Bauglieder.

.... Aufser diefen altitalifchen Kunfttraditionen und dem frühen
Uebergewichte, das hellenifche Bildung über den Gefchmack der italifchen
Völker gewonnen hatte, find als dritter Factor, der den Bauftil der fpäteren
weltbeherrfchenden Roma entliehen half, die unmittelbaren ägypto-afiatifchen
Einwirkungen auf Sitte, Lebensweife und Kunft der Römer, kurz vor und

während ihrer Univerfalherrfchaft, zu bezeichnen.............. Die

Römer, in ihren treu verwahrten indo-germanifchen Kunfttraditionen noch
halb afiatifch, fanden fich dort in den örtlichen Provinzen mehr heimifch als
die Griechen und lösten die Aufgabe der Verfchmelzung afiatifch-ägyptifcher
und europäifcher Motive zu einer allgemein herrfchenden Weltarchitektur!

Semfier, G. Der Stil etc. Bd. I. Frankfurt 1860. S. 479—505.

Alt-italifche, tuskifche, griechifche und ägypto-afiatifche Elemente und Ein- 223

Vor-

wirkungen find an den römifchen Bauwerken erfichtlich und treten an ihnen nach bemerkungen.
einander, neben einander und vermifcht auf. Nach diefen find verfchiedene Perioden
in der Formgebung zu unterfcheiden, und für die Art der letzteren war, worauf
fchon hingewiefen wurde, das in jenen gebräuchliche Baumaterial mehrfach mafs-
gebend. Sie laffen fich in folgende vier zufammenfaffen:

1) die früh-republikanifche Periode;

2) die Zeit der Triumphe über die in Cultur und Kunft vorgefchritteneren und
durch gröfseren Reichthum ausgezeichneten Staaten Süd-Italiens, Griechenlands,
Aegyptens und Afiens;

3) die der befeftigten Weltherrfchaft unter Augußus und feinen Nachfolgern;

4) die des gröfsten Reichthumes und Luxus, der Verfchwendung und des
Sittenverfalles.

Die Bauformen der erden Periode lehnten fich noch an die gräko-italifchen
an und wurden von etruskifchen Künftlern gehandhabt; fie zeichnen fich durch
fchlichte, feingliederige, rein empfundene Einzelheiten und durch weifes Mafs-
halten in der Verwendung von Ornamenten aus. Der grau-grünliche Peperin, feltener
Travertin, und Luftziegel, mit Stuck, Terracotta und Farbe überzogen, find das
herrfchende Baumaterial. (Vergl. Sarkophag des Scipio Barbatus, das Tabularium
in Rom, der Hercules-Tempel in Cori.)

Die der zweiten ftehen unter dem Einfluffe füd-italifcher und oft-griechifcher
Meifter, tragen aber noch nicht das fertige römifche Gepräge. Das Material bleibt
noch vorwiegend Tuff mit Stuckbekleidung und Travertin, dann Luftziegel und Back-
ftein. (Vergl. Tempel der Fortuna Virilis, Marcellus-ThesX.Gr in Rom.)

Die Bauformen der dritten Periode zeigen die vollendete Verfchmelzung
italifcher und griechifcher Weifen, eine reichere Verzierung und fchönes Ebenmafs
der Kleinglieder; ftatt Tuff mit vergänglichen, gemalten Stucküberzügen werden
fefte, vielfarbige, zum Theile edle Steinforten und forgfältig geformte und gebrannte
 
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