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Durm, Josef
Handbuch der Architektur (Theil 2, Die Baustile ; Bd. 2): Die Baukunst der Etrusker, die Baukunst der Römer — Darmstadt, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.2021#0283
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275

277-
Tablinum.

2,8.

Höfe und

Dem Compluvium, der Oeffnung im Dache, entfprach dann das Impluvium
auf dem Fufsboden, eine Vertiefung von der Gröfse jener Oeffnung, in welcher das
Tagwaffer, das von den Traufziegeln abfiel oder vermittels Kaftenrinnen aufgefangen
und durch Wafferfpeier auf den Boden geleitet wurde, fich fammelte und aus diefer
nach dem Brunnen (Puteus) geführt wurde.

Nach der Conftruction wurde noch das Atrium tuscanicum, das tetraßylon und
corinthium unterfchieden. Bei erfterem ruhten die Sattelfchwellen oder Traufränder
des Daches auf zwei Querbalken (Unterzügen), während bei den letztgenannten der
Traufrand durch vier und mehr Säulen geftützt war; dabei konnte er auch in die
Höhe gerückt fein und den Firft der Pultdächer bilden, wenn das Tetraßylon oder
Corinthium zugleich ein Displuviatum war.

Das durch das Compluvium reichlich in das Innere einfallende Licht geftattete
eine andere Ausnutzung und beffere Beleuchtung der Innenräume und machte Licht-
öffnungen nach der Strafse entbehrlich.

Die Eingangsthür konnte auf ein geringeres Lichtmafs zurückgeführt werden,
da fie nicht mehr als Lumen thätig war; fie blieb aber immer noch, ihrer ehe-
maligen Doppelbeftimmung eingedenk, grofs und ftattlich.

Das Tablinum mufs fchon als Erweiterung einer urfprünglich einfachen Plan-
anlage angefehen werden. Zuerft war es eine bretterne Laube, an die äufsere Rück-
wand des Haufes angelehnt, die dann durch ein Durchbrechen der Wand und
Entfernen des Ehebettes aus dem Atrium mit dem Haufe verbunden wurde. Jene
blieb im Sommer offen; im Winter wurde fie durch eine Bretterwand gefchloffen.

Höfe hatten die alten Stadthäufer nicht; aber eine folgende Erweiterung und
bequemere Vertheilung der Räume fügte die Perifiylia, die von bedeckten Säulen- Perißyiia.
gangen eingefchloffenen Gärten, mit ihren Nebengebäuden, als: Vorrathskammern,
Küche und Herd, hinzu. Im Atrium verblieb an Stelle des letzteren ein Tifch
(Curtibulum).

Diefen Erweiterungen im Grundplane folgten folche nach der Höhe; das auf
ein Stockwerk berechnete Haus erhielt ein weiteres Gefchofs, deffen Zimmer alle
Cenacula hiefsen und mit Fenftern, d. h. durch Läden zu verfchliefsenden Licht-
öffnungen, verfehen waren. Sie wurden theils vom Eigenthümer benutzt, theils ver-
miethet.

Unbequeme, architektonifch bedeutungslofe, leiterartige Treppen führten zu
denfelben hinan. Die gröfsere Anzahl folcher Treppen in einem Haufe muffte für
den Mangel an Bequemlichkeit derfelben entfchädigen.

Gegen das Ende der Republik trieb in Rom Platzmangel im Inneren der Stadt
zum Stockwerksbau. Miethhäufer fowohl (über deren Einrichtung wir zu wenig
Kenntnifs haben), als Familienhäufer wurden mehrgefchoffig erbaut. Als Maximum
der Höhe derfelben wurden unter Augußus 70 Fufs feft gefetzt, welches Mafs von
Trajan auf 60 Fufs zurückgeführt wurde.

Klagen über theuere Miethen und fchlechte Bauart folcher, auf eine möglichft
grofse Rentabilität angelegten Miethhäufer finden fich allenthalben. Die Bewohner
der oberen Stöckwerke befänden fich beftändig in Gefahr, da bei Ueberfchwem-
mungen die Fundamente fchwankend würden, und defshalb werden Einftürze fo
gewöhnlich genannt, wie Feuersbrünfte. 44000 folcher dicht flehenden, nur durch
enge, winkelige Gaffen von einander getrennten Mieth-Cafernen ftanden gegen
1780 Herrfchaftshäufer.

279.

Stockwerks-
bau.
 
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