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Durm, Josef
Die neue Universitätsbibliothek in Heidelberg — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.5050#0003
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Durra, Die neue Universitätsbibliothek in Heidelberg.

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einsehen gelernt, daß es bei öffentlichen Büchereien weniger
darauf ankommt, einen gleichmäßig entworfenen, palast-
ähnlichen Bau an die Straße zu stellen, als vielmehr darauf,
aus der Eigenart des Bedürfnisses den Bau herauszuarbeiten
und sein Äußeres danach zu gestalten. Die verschiedenen
Geschäftsräume, zu denen die Arbeitsgelasse der Bibliothekare
und des Direktors, Dienerzimmer, Ausleihezimmer, Hörsäle,
Ausstellungsräume, der große allgemeine Lesesaal, die Auf-
bewahrungsräume für die kostbaren Bestände, Kleiderablagen,

Zugang zu den Heizräumen, und neben diesen sind die Diener-
und Heizerwohnungen mit besonderen Eingängen von dem
großen, stillen Hofe aus angeordnet. Asphalt-Bürgersteige und
gepflasterte Gehwege umziehen und durchqueren diesen Hof: in
seiner Mitte steht ein großes Wasserbecken zum sofortigen
Gebrauch bei einem etwaigen Schadenfeuer. Vier tiefer liegende
Grasflächen innerhalb der Wegeinfassung sollen, im Gegensatz
zu den roten Steinfassaden, dem Auge wohltuende farbige
Flächen bilden und Staubbildungen verhindern, was bei über-

Abb. 4. Treppenilur im Eidgeschoß.

Abb. 5. Treppenilur im Obergeschoß.

Aborte usw. gehören, waren in eine Gruppe zusammenzufassen
und im unmittelbaren Zusammenhang mit dieser in einer
zweiten Gruppe die Bücherschätze unterzubringen. Danach
wurde bei unserem Bau verfahren, wie es wohl zuerst bei
der Universitätsbibliothek in Basel, dann in Gießen und in
Freiburg usw. geschehen ist.

So liegt nun an der Plöckstraße, das Baugelände nach
Süden abschließend, der Verwaltungsbau mit dem Hauptein-
gang; der Bücherspoicher berührt die Graben- und Sandgasse.
Beide Bauteile sind miteinander innig verbunden und um-
schließen einen architektonisch durchgebildeten weiten Hof,
durch den eine gewölbte Durchfahrt von der Graben- nach der
Sandgasse führt, und auf den der große Lesesaal mit seinen
Fenstern nach Norden gerichtet, in ruhiger Abgeschlossenheit
mündet (Abb. 7 Bl. G5 und Text-Abb. G u. 9). Unter ihm ist der

kiestem Hofe nicht möglich gewesen wäre. Von diesen Gesichts-
punkten in der Anlage und von dem Satze ausgehend „des
Körpers Form sei seines "Wesens Spiegel", ist die architektonische
Gestaltung des Baues nach den Straßen und nach dem Hofe
abhängig gemacht worden. Im Innern haben nur der Ausstel-
lungsraum (k in Abb. 6 Bl. G5) und der große Lesesaal eine
mehr künstlerische Durchbildung erhalten. Dem Hauptraum im
Baue, dem Lesesaal, ist in vorbereitender Weise ein gleich-
mäßig architektonisch reich gestalteter Kaum vorgelegt worden
und diesem wieder eine Eintrittshalle mit dem Haupteingang
(Text-Abb. 9). Letzterer ist seiner Bestimmung gemäß
besonders gekennzeichnet als Prachtportal zu den Schätzen
der Wissenschaft. So ist am Mittelteil der Eingangsseite
in der Plöckstraße eine durch die bauliche Anlage begrün-
dete, reiche architektonische Gestaltung entfaltet. Die Ein-
 
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