Kopfwendung nach rechts; b) gegen den rechten Rand:
männliche Draperiefigur in Seitenansicht nach rechts, das
rechte Bein auf einem Quader aufruhend, den gewinkel-
ten rechten Arm zum Gesicht geführt, mit der Linken
ein Buch haltend, das auf dem rechten Oberschenkel auf-
liegt; c) unterhalb des vorigen: eine Kapitellstudie, deren
Achse ein maskenbekrönter Kandelaber einnimmt; d)
rechts oben neben b): sitzender weiblicher Frontalakt mit
erhobenem linken Arm und dem stehenden Kind zwischen
den Beinen; e) links von b): sitzender weiblicher Akt in
Vorderansicht mit nach links geneigtem Haupt, das linke
Bein aufgestützt, das rechte etwas schräg gestreckt; der
rechte, ursprünglich die Brust überquerende Arm in einen
gesenkten Arm korrigiert, der linke ehedem gewinkelte
und zum Kopf führende Arm nach abwärts gerichtet; das
Kind zwischen den Beinen schwebend; f) am linken Bildrand
verquer zu a) oben: frontaler weiblicher Akt in schwachen
Umrissen, mit frontal sitzendem Kind auf dem Schoß;
g) rechts von vorigem: frontal sitzende, bekleidete Frau
mit Kopftuch (?), dem nach rechts gewendeten Kind die
Brust reichend; h) rechts von g): sitzender weiblicher
Frontalakt mit sitzendem frontalen Kind; i) links unten,
das Blatt in Normalansicht: frontaler Jünglingsakt mit
Kopf im Profil nach links, aufgestütztem linken Bein und
auf einem Lesepult aufruhenden linken Arm. — Die Skiz-
zen weisen thematisch und technisch eine so enge Bezie-
hung zu den Blättern in London, Cat.W. n. 3 und n. 5
(Kat. n. 170, 162) auf, daß sie von Brinckmann und Wilde
als gleichzeitige Originalstudien des Meisters angesehen
wurden, indes Berenson, Thode und andere Forscher sie
als Kopien, Tolnay und Goldscheider sogar als Fälschung
erklärt haben. Um den Abstand der zeichnerischen Quali-
tät und zugleich des strukturellen Verstehens gegenüber
den Londoner Concetti sich zu vergegenwärtigen, genügt
die Konfrontierung der Skizze b) mit der Figur am rech-
ten Bildrand in London, Cat.W. n. 3 r: alles was in der
letzteren Gestalt markig im Vortrag, klar und bestimmt
im Aufbau und aus echtem bildnerischen Geist geformt
ist, läßt die Uffizien-Zeichnung vermissen: tonlos, lasch
im Lineament und in der Modellierung, mangelhaft im
Stehen und in der organischen Durchbildung der Glieder,
matt in der Behandlung der Draperie gibt sie sich als das
Produkt eines Schülers zu erkennen. Dieselben Unter-
schiede offenbart das Kapitell (c): in London, Cat.W. n.
3 v eine Frische und schwungvolle Spontaneität, in der
vorliegenden Skizze ein akzentarmer dünner Vortrag und
fehlende Phantasie. Daß auch die übrigen Federskizzen
derselben Hand angehören, wird ohne weiteres deutlich
und was den Akt in Schwarzkreide (a) betrifft, so kommt
dieser demselben Modell in London, Cat.W. n. 5 r, v wohl
äußerlich nahe, allein ohne im Duktus M’s Züge zu ver-
raten. — Ungeachtet jedoch des Kopiencharakters ist das
Blatt insoweit von Bedeutung, als die Skizzen d)—h) ver-
lorene und wahrscheinlich gegenüber der Originalfassung
in London, Cat.W. n. 5 v frühere Concetti zur Madonna
Brügge wiedergeben, gleichermaßen wie der Entwurf e)
zu den u. E. echten Madonnenstudien in Paris n. 689 r
(Kat. n. 354) motivisch verwandt erscheint. In welchen
Zusammenhang der sich aufstützende Männerakt h) ge-
hört, muß unentschieden bleiben, denn obgleich Wildes
Vermutung, die Figur könne gleich b) den Concetto eines
Dom-Apostels spiegeln, erwägenswert scheint, so wäre
die Skizze doch auch als eine verworfene Studie für einen
der Epheben hinter der Madonna Doni denkbar (Thode).
Für Valentiners Hypothese, die Zeichnung h) könne sich
mit b) auf die beiden Rahmenfiguren Christi, d. h. b) auf
den Apostel Thomas, h) auf Johannes Ev. des Piccolo-
mini-Projekts in Siena beziehen, sieht Verfasser nach kei-
ner Seite einen Anhaltspunkt gegeben. — Verso: In dem
Figurenfragment glaubt Wilde eine eigenhändige Studie
M’s nach Donatellos früher Davidstatue 1408/9 im Bar-
gello zu erkennen, die im Zusammenhang des Auftrags
für den Bronzedavid 1502/3 entstanden wäre. Die
mäßige Skizze — beachte die völlig leblose Zeichnung des
rechten Beins — entspricht in der Haltung der Arme an-
nähernd der Marmorfigur Donatellos, weicht aber in der
Stellung der Beine ganz von dem Original ab. Ganz ab-
gesehen von dem Buonarroti fernstehenden Vortrag wäre
zu fragen, wieso M. anläßlich seines Auftrags gerade auf
die früheste Davidkonzeption Donatellos zurückgegriffen
hätte, nachdem doch der Besteller Pierre de Rohan ein
Werk nach dem Muster von Donatellos Bronzedavid im
Bargello gewünscht hatte und wie M’s herrlicher Entwurf
in Paris n. 714 (Kat. n. 213) zeigt, als Ausgangspunkt ja
auch jene Schöpfung genommen wurde. Kann ein Zweifel
über den Werkstattcharakter des Blattes nicht bestehen,
so dürfte Baumgarts Datierung um 1530 doch erheblich
zu spät sein, nachdem irgendwelche Stilelemente des Ma-
nierismus in keiner der Skizzen wahrnehmbar sind. Eben-
sowenig spricht aber auch ein Anzeichen für die Annahme
einer Fälschung, wie Tolnay und Goldscheider glauben,
denn die erwähnten Concetti d)—i) lassen sich nicht als
fiktive Gebilde nach M. erklären, sondern sind als wirk-
liche Kopien nach M. zu verstehen und dieses Moment
zeugt gegen die Fälschungshypothese. U. E. dürften die
Skizzen kaum später als um 1515 entstanden sein.
BB 1645 A: Kopien; Jacobsen, Rep. 1904 p. 120, 403: Kopien
(Recto); Th 215 und Kr.U. I p. 93, 102, in, 112, 113, 247,
II p. 112: Kopien (Recto); Br 8 + (Recto); Knapp, ZfbK
1925/6 Die Kunstliteratur p. 42?; Popp, Belv. F. 1925 p. 74 —
(Recto); Baumgart, Mb. Jb. X p. 31 f., 38, 47 f. — Recto);
Degenhart, Römisches Jahrb. f. Kstg. 1937 p. 234 — (Recto);
Delacre p. 439 f., 441 ff. + (Recto); Valentiner, Art Qu. 1942
P- 33 f-> 37 + (Recto); Toi. I bei n. 19: frühe Fälschung
(Recto); Wilde, Cat.Lo p. 5 und Anm. if., 12 ff., 104 4-;
Goldscheider bei n. 22—23: Fälschung.
489
235 - Recto: Torso eines Mannes mit ausgestrecktem
linken Arm; fünf groteske Profilköpfe; Verso: zwei
Händestudien.
Feder 180 : 290 beschnitten.
Die nur von Delacre als M. beanspruchten Skizzen gehö-
ren in den Umkreis eines Zeichners wie Uffizien n. 616 E
(Kat. n. 501) und sind wahrscheinlich in den späten drei-
ßiger Jahren entstanden. In der Sammlung ist das Blatt
dem Daniele da Volterra zugeschrieben, für dessen Ur-
heberschaft wir keine Indizien sehen.
Delacre p. 389 mit Abb. 226+ (Recto).
490
258 F - Aufriß eines projektierten Doppelgrabmals
der Magnifici in der Medici-Kapelle.
Feder, laviert 400 : 260.
Die Zeichnung entspricht in der tektonischen und figura-
len Anlage den Blättern in Berlin, München, Oxford, Pa-
ris und Wien (Kat. n. 375, 591, 619, 673, 674 a, 699),
229
männliche Draperiefigur in Seitenansicht nach rechts, das
rechte Bein auf einem Quader aufruhend, den gewinkel-
ten rechten Arm zum Gesicht geführt, mit der Linken
ein Buch haltend, das auf dem rechten Oberschenkel auf-
liegt; c) unterhalb des vorigen: eine Kapitellstudie, deren
Achse ein maskenbekrönter Kandelaber einnimmt; d)
rechts oben neben b): sitzender weiblicher Frontalakt mit
erhobenem linken Arm und dem stehenden Kind zwischen
den Beinen; e) links von b): sitzender weiblicher Akt in
Vorderansicht mit nach links geneigtem Haupt, das linke
Bein aufgestützt, das rechte etwas schräg gestreckt; der
rechte, ursprünglich die Brust überquerende Arm in einen
gesenkten Arm korrigiert, der linke ehedem gewinkelte
und zum Kopf führende Arm nach abwärts gerichtet; das
Kind zwischen den Beinen schwebend; f) am linken Bildrand
verquer zu a) oben: frontaler weiblicher Akt in schwachen
Umrissen, mit frontal sitzendem Kind auf dem Schoß;
g) rechts von vorigem: frontal sitzende, bekleidete Frau
mit Kopftuch (?), dem nach rechts gewendeten Kind die
Brust reichend; h) rechts von g): sitzender weiblicher
Frontalakt mit sitzendem frontalen Kind; i) links unten,
das Blatt in Normalansicht: frontaler Jünglingsakt mit
Kopf im Profil nach links, aufgestütztem linken Bein und
auf einem Lesepult aufruhenden linken Arm. — Die Skiz-
zen weisen thematisch und technisch eine so enge Bezie-
hung zu den Blättern in London, Cat.W. n. 3 und n. 5
(Kat. n. 170, 162) auf, daß sie von Brinckmann und Wilde
als gleichzeitige Originalstudien des Meisters angesehen
wurden, indes Berenson, Thode und andere Forscher sie
als Kopien, Tolnay und Goldscheider sogar als Fälschung
erklärt haben. Um den Abstand der zeichnerischen Quali-
tät und zugleich des strukturellen Verstehens gegenüber
den Londoner Concetti sich zu vergegenwärtigen, genügt
die Konfrontierung der Skizze b) mit der Figur am rech-
ten Bildrand in London, Cat.W. n. 3 r: alles was in der
letzteren Gestalt markig im Vortrag, klar und bestimmt
im Aufbau und aus echtem bildnerischen Geist geformt
ist, läßt die Uffizien-Zeichnung vermissen: tonlos, lasch
im Lineament und in der Modellierung, mangelhaft im
Stehen und in der organischen Durchbildung der Glieder,
matt in der Behandlung der Draperie gibt sie sich als das
Produkt eines Schülers zu erkennen. Dieselben Unter-
schiede offenbart das Kapitell (c): in London, Cat.W. n.
3 v eine Frische und schwungvolle Spontaneität, in der
vorliegenden Skizze ein akzentarmer dünner Vortrag und
fehlende Phantasie. Daß auch die übrigen Federskizzen
derselben Hand angehören, wird ohne weiteres deutlich
und was den Akt in Schwarzkreide (a) betrifft, so kommt
dieser demselben Modell in London, Cat.W. n. 5 r, v wohl
äußerlich nahe, allein ohne im Duktus M’s Züge zu ver-
raten. — Ungeachtet jedoch des Kopiencharakters ist das
Blatt insoweit von Bedeutung, als die Skizzen d)—h) ver-
lorene und wahrscheinlich gegenüber der Originalfassung
in London, Cat.W. n. 5 v frühere Concetti zur Madonna
Brügge wiedergeben, gleichermaßen wie der Entwurf e)
zu den u. E. echten Madonnenstudien in Paris n. 689 r
(Kat. n. 354) motivisch verwandt erscheint. In welchen
Zusammenhang der sich aufstützende Männerakt h) ge-
hört, muß unentschieden bleiben, denn obgleich Wildes
Vermutung, die Figur könne gleich b) den Concetto eines
Dom-Apostels spiegeln, erwägenswert scheint, so wäre
die Skizze doch auch als eine verworfene Studie für einen
der Epheben hinter der Madonna Doni denkbar (Thode).
Für Valentiners Hypothese, die Zeichnung h) könne sich
mit b) auf die beiden Rahmenfiguren Christi, d. h. b) auf
den Apostel Thomas, h) auf Johannes Ev. des Piccolo-
mini-Projekts in Siena beziehen, sieht Verfasser nach kei-
ner Seite einen Anhaltspunkt gegeben. — Verso: In dem
Figurenfragment glaubt Wilde eine eigenhändige Studie
M’s nach Donatellos früher Davidstatue 1408/9 im Bar-
gello zu erkennen, die im Zusammenhang des Auftrags
für den Bronzedavid 1502/3 entstanden wäre. Die
mäßige Skizze — beachte die völlig leblose Zeichnung des
rechten Beins — entspricht in der Haltung der Arme an-
nähernd der Marmorfigur Donatellos, weicht aber in der
Stellung der Beine ganz von dem Original ab. Ganz ab-
gesehen von dem Buonarroti fernstehenden Vortrag wäre
zu fragen, wieso M. anläßlich seines Auftrags gerade auf
die früheste Davidkonzeption Donatellos zurückgegriffen
hätte, nachdem doch der Besteller Pierre de Rohan ein
Werk nach dem Muster von Donatellos Bronzedavid im
Bargello gewünscht hatte und wie M’s herrlicher Entwurf
in Paris n. 714 (Kat. n. 213) zeigt, als Ausgangspunkt ja
auch jene Schöpfung genommen wurde. Kann ein Zweifel
über den Werkstattcharakter des Blattes nicht bestehen,
so dürfte Baumgarts Datierung um 1530 doch erheblich
zu spät sein, nachdem irgendwelche Stilelemente des Ma-
nierismus in keiner der Skizzen wahrnehmbar sind. Eben-
sowenig spricht aber auch ein Anzeichen für die Annahme
einer Fälschung, wie Tolnay und Goldscheider glauben,
denn die erwähnten Concetti d)—i) lassen sich nicht als
fiktive Gebilde nach M. erklären, sondern sind als wirk-
liche Kopien nach M. zu verstehen und dieses Moment
zeugt gegen die Fälschungshypothese. U. E. dürften die
Skizzen kaum später als um 1515 entstanden sein.
BB 1645 A: Kopien; Jacobsen, Rep. 1904 p. 120, 403: Kopien
(Recto); Th 215 und Kr.U. I p. 93, 102, in, 112, 113, 247,
II p. 112: Kopien (Recto); Br 8 + (Recto); Knapp, ZfbK
1925/6 Die Kunstliteratur p. 42?; Popp, Belv. F. 1925 p. 74 —
(Recto); Baumgart, Mb. Jb. X p. 31 f., 38, 47 f. — Recto);
Degenhart, Römisches Jahrb. f. Kstg. 1937 p. 234 — (Recto);
Delacre p. 439 f., 441 ff. + (Recto); Valentiner, Art Qu. 1942
P- 33 f-> 37 + (Recto); Toi. I bei n. 19: frühe Fälschung
(Recto); Wilde, Cat.Lo p. 5 und Anm. if., 12 ff., 104 4-;
Goldscheider bei n. 22—23: Fälschung.
489
235 - Recto: Torso eines Mannes mit ausgestrecktem
linken Arm; fünf groteske Profilköpfe; Verso: zwei
Händestudien.
Feder 180 : 290 beschnitten.
Die nur von Delacre als M. beanspruchten Skizzen gehö-
ren in den Umkreis eines Zeichners wie Uffizien n. 616 E
(Kat. n. 501) und sind wahrscheinlich in den späten drei-
ßiger Jahren entstanden. In der Sammlung ist das Blatt
dem Daniele da Volterra zugeschrieben, für dessen Ur-
heberschaft wir keine Indizien sehen.
Delacre p. 389 mit Abb. 226+ (Recto).
490
258 F - Aufriß eines projektierten Doppelgrabmals
der Magnifici in der Medici-Kapelle.
Feder, laviert 400 : 260.
Die Zeichnung entspricht in der tektonischen und figura-
len Anlage den Blättern in Berlin, München, Oxford, Pa-
ris und Wien (Kat. n. 375, 591, 619, 673, 674 a, 699),
229