erkannt worden und selbst Delacre konnte sich dieser
Erkenntnis nicht verschließen; gleicherweise hat der
Pariser Ausstellungskatalog 1935 n. 609 dem Urteil
Thodes und Brinckmanns beigepflichtet. Unterhalb der
Beugefigur ist in bloßen Ritzlinien ein Fußbodenkarree
gezeichnet und in Feder das nicht näher zu erklärende
Wort »cafiotari« (?) zu lesen; unter diesem stand eben-
falls ein Wort. Die Verso-Studien sind allgemein abge-
lehnt worden. Delacres Versuch, sie demselben Zeichner
zu attribuieren wie in Poitiers, Mus. n. 265 »Der Denker«,
trifft nicht zu; schon Popham hat die Verschiedenheit
beider Blätter hervorgehoben.
Marcuarid XXIV+ (Recto), — (Verso); Wölfflin, Rep. 1901 p.
3x9 —; BB 1473? (Recto), — (Verso); Th 270? (Recto), —
(Verso); Frey, Quellen und Forschungen p. 22 n. 10— (Recto);
Fr-Kn 307+ (Recto), 307 a — (Verso); Br 92 — (Recto);
Brinckmann, ZfbK 1925/6 p. 220 — (Recto), 224 — (Verso);
Panofsky, Rep. 1927 p. 34 f.: Rosso Kreis (Recto); Delacre,
Burl.M. 1935 Juni p. 284 —; Popham, Burl.M. 1935 Juli p. 45 —
(Verso).
524
A 18 - Recto: Jünglingsakt nach rechts gewendet;
Teilskizze eines Rückenaktes; Verso: Kompositions-
entwurf einer Judith-Holofernes-Szene.
Schw.Kr. 405 : 260 beschnitten.
Prov.: wie Kat. n. 522.
Recto: Der Akt bezieht sich auf den im Karton der
Cascina-Schlacht in der rechten Bildhälfte erscheinenden
Jüngling, der seinem Kameraden den Panzer anschnallt.
Hatten die älteren Autoren die Zeichnung für unbedenk-
lich echt anerkannt, so wurde von Brinckmann gleich dem
wohl vom selben Zeichner stammenden Akt Haarlem
n. A 19 (Kat. n. 525), der ebenfalls im Karton der baden-
den Soldaten begegnet, der überzeugende Nachweis er-
bracht, daß es sich um eine Kopie nach dem Karton han-
delt, nicht aber um einen Originalentwurf M’s, der dem
Gesamtorganismus des Körpers in der Zeichnung Rech-
nung getragen hätte. Panofsky hat sich der Meinung
Brinckmanns voll angeschlossen, Popham gesteht im Text
des Londoner Ausstellungskatalogs: »Brinckmann’s
arguments appear convincing«, bildet aber das Blatt als
eigenhändig ab. Berensons Entscheidung in seiner Ausgabe
von 1937 ist unkonsequent: auf der einen Seite hält er
n. A 18 gleich n. A 19 für echt und betrachtet Brinck-
manns Gründe für »irrelevant«, andererseits läßt er die
Möglichkeit offen: »if they are not Originals, they are
perfect copies . . . of autograph sketches by M. . . .«. Hier
bliebe zu fragen, was als Ausgangspunkt für die Annahme
»getreuer Kopien« anzusehen ist. Gilt als dieser die
Holkham Grisaille, so offenbart der Vergleich der Zeich-
nung mit jener, daß Brinckmanns Behauptungen zutref-
fend sind, da gerade die dort verdeckten Partien des
Aktes in der Skizze eine strukturell mangelhafte Ergän-
zung aufweisen, ebenso auch die Aktion der Arme ab-
weicht. Es könnte aber der Einwand erhoben werden, daß
der Haarlemer Akt ein dem Karton vorangehendes Sta-
dium aufzeigt und die flüchtige Skizze rechts mit der
fragmentarischen Rückansicht eines Mannes im Profil eine
ebenfalls darauf bezügliche Studie sei. Nachdem jedoch
der Vortrag dieser Skizze mit M’s Zeichnungsweise des
ersten Jahrzehnts schlecht vereinbar ist, auch die mangel-
hafte Proportionierung des Oberkörpers gegen ihn spricht,
scheint uns diese Hypothese bedeutungslos und Brinck-
manns Annahme zu Recht zu bestehen. Zeitlich führt uns
die Nebenskizze* wie ein Vergleich mit n. A 19 v ergibt,
eindeutig in die zwanziger Jahre, und dieses Datum er-
härtet ebenso die stilistische Erscheinung des vorliegenden
Verso. Daß dieser Kompositionsentwurf nicht auf die
Sixtina zu beziehen ist, verrät völlig klar der Figurenstil,
der ohne Parallele in M’s »Werk« des ersten Jahrzehnts
ist, hingegen für die frühen zwanziger Jahre analoge For-
menzüge in seinen Entwürfen der Medici-Gräber, insbe-
sondere in den Gestalten von London, Cat.W. n. 26 r
(Kat. n. 150) aufweist, wie sowohl die langgestreckten
Proportionen, der knappe mit breitem Strich markierte
Figurenumriß, der jede nähere Artikulierung des Organis-
mus zwar preisgibt, andererseits aber höchst treffsicher
das Stand- bzw. Bewegungsmotiv festhält, ersehen lassen.
Panofsky, der zuerst auf diese gemeinsamen Merkmale
aufmerksam gemacht hatte, neigt zu der Hypothese, die
Komposition könne sich auf eines der geplanten Lünetten-
fresken über den Denkmälern der Medici-Kapelle bezie-
hen und, da Giovanni da Udine für deren Ausführung in
Erwägung gezogen war, scheint es ihm nicht ausgeschlos-
sen, daß dieser die Skizze geschaffen hat. U. E. spricht
kein Indizium für diese Hypothese, denn so wenig es ver-
bürgt ist, daß Giovanni da Udine sich mit Vorentwürfen
für die Lünetten der Medici-Kapelle beschäftigt hat, da
das Programm für diese Malereien von M’s persönlicher
Direktive ausging und lediglich die Durchführung dem
Giovanni zugedacht war, so unfundiert ist auch die stil-
kritische Verbindung der Judithszene zu den paar
sicheren Zeichnungen des Udinesen: jeder Vergleich mit
denselben entbehrt der entsprechenden Parallele. Wer
also der Zeichner von n. A 18, den wir für identisch mit
dem von n. A 19 halten, gewesen ist, entzieht sich unserer
näheren Kenntnis, wenn anders man nicht mit der älteren
Forschung und Knapp den Meister selbst als Autor darin
sieht. Wölfflins Einschätzung des Blattes war eine sehr
hohe; er betonte den »frischen saftigen Strich«, und das
Verso galt ihm für ein »zweifelloses Werk«. Zu Panofskys
These der Autorschaft Perinos del Vaga siehe n. A 19.
Rechts unten in Feder: »Di Bona r«.
Marcuard I, III + ; Wölfflin, Rep. 1901 p. 319 + ; Haendcke,
Rep. 1901 p. 387+ (Recto); Beckerath, Kstchr. 1901 p. 422 + ;
BB 1463 + ; Steinmann II p. 595 f. n. 16+ (Verso); Köhler p.
162+ (Recto); Jacobsen, Rep. 1907 p. 395 + ; Th 253 und
Kr.U. I p. 103, 248 +; Fr-Kn 305, 306 + ; Br 85, 86 —; Brinck-
mann, ZfbK 1925/6 p. 219 ff. — (Recto); Panofsky, Rep. 1927
p. 32 und Anm. 1 —; Popham 211 + ; Toi. I p. 219 Anm. xx:
Kopie (Recto) und II p. 181 — (Verso).
525
A 19 - Recto: Jünglingsakt; Arm-, Bein-, Fußstu-
dien; Verso: Frontaler kniender Jünglingsakt nach
links geneigt mit Kopf im Profil nach links; drei
Kniestudien.
Schw.Kr. (Recto), z. T. Metallstift (Verso) 396 : 252 beschnitten.
Prov.: wie Kat. n. 522.
Recto: Der nach links eilende Jünglingsakt mit gesenktem
Haupt entspricht der vom rechten Rand bildeinwärts stür-
menden Figur des Cascina Kartons (Holkham Grisaille)
mit dem Unterschied, daß der rechte Arm steil gewinkelt
und der linke Arm den Kontur des Rückens um einiges
überschneidet. Gesondert behandelt ist hinter der Figur
der die Lanze tragende rechte Arm in der horizontalen
Erstreckung. Die seitlichen beiden, nur schwach sichtbaren
243
Erkenntnis nicht verschließen; gleicherweise hat der
Pariser Ausstellungskatalog 1935 n. 609 dem Urteil
Thodes und Brinckmanns beigepflichtet. Unterhalb der
Beugefigur ist in bloßen Ritzlinien ein Fußbodenkarree
gezeichnet und in Feder das nicht näher zu erklärende
Wort »cafiotari« (?) zu lesen; unter diesem stand eben-
falls ein Wort. Die Verso-Studien sind allgemein abge-
lehnt worden. Delacres Versuch, sie demselben Zeichner
zu attribuieren wie in Poitiers, Mus. n. 265 »Der Denker«,
trifft nicht zu; schon Popham hat die Verschiedenheit
beider Blätter hervorgehoben.
Marcuarid XXIV+ (Recto), — (Verso); Wölfflin, Rep. 1901 p.
3x9 —; BB 1473? (Recto), — (Verso); Th 270? (Recto), —
(Verso); Frey, Quellen und Forschungen p. 22 n. 10— (Recto);
Fr-Kn 307+ (Recto), 307 a — (Verso); Br 92 — (Recto);
Brinckmann, ZfbK 1925/6 p. 220 — (Recto), 224 — (Verso);
Panofsky, Rep. 1927 p. 34 f.: Rosso Kreis (Recto); Delacre,
Burl.M. 1935 Juni p. 284 —; Popham, Burl.M. 1935 Juli p. 45 —
(Verso).
524
A 18 - Recto: Jünglingsakt nach rechts gewendet;
Teilskizze eines Rückenaktes; Verso: Kompositions-
entwurf einer Judith-Holofernes-Szene.
Schw.Kr. 405 : 260 beschnitten.
Prov.: wie Kat. n. 522.
Recto: Der Akt bezieht sich auf den im Karton der
Cascina-Schlacht in der rechten Bildhälfte erscheinenden
Jüngling, der seinem Kameraden den Panzer anschnallt.
Hatten die älteren Autoren die Zeichnung für unbedenk-
lich echt anerkannt, so wurde von Brinckmann gleich dem
wohl vom selben Zeichner stammenden Akt Haarlem
n. A 19 (Kat. n. 525), der ebenfalls im Karton der baden-
den Soldaten begegnet, der überzeugende Nachweis er-
bracht, daß es sich um eine Kopie nach dem Karton han-
delt, nicht aber um einen Originalentwurf M’s, der dem
Gesamtorganismus des Körpers in der Zeichnung Rech-
nung getragen hätte. Panofsky hat sich der Meinung
Brinckmanns voll angeschlossen, Popham gesteht im Text
des Londoner Ausstellungskatalogs: »Brinckmann’s
arguments appear convincing«, bildet aber das Blatt als
eigenhändig ab. Berensons Entscheidung in seiner Ausgabe
von 1937 ist unkonsequent: auf der einen Seite hält er
n. A 18 gleich n. A 19 für echt und betrachtet Brinck-
manns Gründe für »irrelevant«, andererseits läßt er die
Möglichkeit offen: »if they are not Originals, they are
perfect copies . . . of autograph sketches by M. . . .«. Hier
bliebe zu fragen, was als Ausgangspunkt für die Annahme
»getreuer Kopien« anzusehen ist. Gilt als dieser die
Holkham Grisaille, so offenbart der Vergleich der Zeich-
nung mit jener, daß Brinckmanns Behauptungen zutref-
fend sind, da gerade die dort verdeckten Partien des
Aktes in der Skizze eine strukturell mangelhafte Ergän-
zung aufweisen, ebenso auch die Aktion der Arme ab-
weicht. Es könnte aber der Einwand erhoben werden, daß
der Haarlemer Akt ein dem Karton vorangehendes Sta-
dium aufzeigt und die flüchtige Skizze rechts mit der
fragmentarischen Rückansicht eines Mannes im Profil eine
ebenfalls darauf bezügliche Studie sei. Nachdem jedoch
der Vortrag dieser Skizze mit M’s Zeichnungsweise des
ersten Jahrzehnts schlecht vereinbar ist, auch die mangel-
hafte Proportionierung des Oberkörpers gegen ihn spricht,
scheint uns diese Hypothese bedeutungslos und Brinck-
manns Annahme zu Recht zu bestehen. Zeitlich führt uns
die Nebenskizze* wie ein Vergleich mit n. A 19 v ergibt,
eindeutig in die zwanziger Jahre, und dieses Datum er-
härtet ebenso die stilistische Erscheinung des vorliegenden
Verso. Daß dieser Kompositionsentwurf nicht auf die
Sixtina zu beziehen ist, verrät völlig klar der Figurenstil,
der ohne Parallele in M’s »Werk« des ersten Jahrzehnts
ist, hingegen für die frühen zwanziger Jahre analoge For-
menzüge in seinen Entwürfen der Medici-Gräber, insbe-
sondere in den Gestalten von London, Cat.W. n. 26 r
(Kat. n. 150) aufweist, wie sowohl die langgestreckten
Proportionen, der knappe mit breitem Strich markierte
Figurenumriß, der jede nähere Artikulierung des Organis-
mus zwar preisgibt, andererseits aber höchst treffsicher
das Stand- bzw. Bewegungsmotiv festhält, ersehen lassen.
Panofsky, der zuerst auf diese gemeinsamen Merkmale
aufmerksam gemacht hatte, neigt zu der Hypothese, die
Komposition könne sich auf eines der geplanten Lünetten-
fresken über den Denkmälern der Medici-Kapelle bezie-
hen und, da Giovanni da Udine für deren Ausführung in
Erwägung gezogen war, scheint es ihm nicht ausgeschlos-
sen, daß dieser die Skizze geschaffen hat. U. E. spricht
kein Indizium für diese Hypothese, denn so wenig es ver-
bürgt ist, daß Giovanni da Udine sich mit Vorentwürfen
für die Lünetten der Medici-Kapelle beschäftigt hat, da
das Programm für diese Malereien von M’s persönlicher
Direktive ausging und lediglich die Durchführung dem
Giovanni zugedacht war, so unfundiert ist auch die stil-
kritische Verbindung der Judithszene zu den paar
sicheren Zeichnungen des Udinesen: jeder Vergleich mit
denselben entbehrt der entsprechenden Parallele. Wer
also der Zeichner von n. A 18, den wir für identisch mit
dem von n. A 19 halten, gewesen ist, entzieht sich unserer
näheren Kenntnis, wenn anders man nicht mit der älteren
Forschung und Knapp den Meister selbst als Autor darin
sieht. Wölfflins Einschätzung des Blattes war eine sehr
hohe; er betonte den »frischen saftigen Strich«, und das
Verso galt ihm für ein »zweifelloses Werk«. Zu Panofskys
These der Autorschaft Perinos del Vaga siehe n. A 19.
Rechts unten in Feder: »Di Bona r«.
Marcuard I, III + ; Wölfflin, Rep. 1901 p. 319 + ; Haendcke,
Rep. 1901 p. 387+ (Recto); Beckerath, Kstchr. 1901 p. 422 + ;
BB 1463 + ; Steinmann II p. 595 f. n. 16+ (Verso); Köhler p.
162+ (Recto); Jacobsen, Rep. 1907 p. 395 + ; Th 253 und
Kr.U. I p. 103, 248 +; Fr-Kn 305, 306 + ; Br 85, 86 —; Brinck-
mann, ZfbK 1925/6 p. 219 ff. — (Recto); Panofsky, Rep. 1927
p. 32 und Anm. 1 —; Popham 211 + ; Toi. I p. 219 Anm. xx:
Kopie (Recto) und II p. 181 — (Verso).
525
A 19 - Recto: Jünglingsakt; Arm-, Bein-, Fußstu-
dien; Verso: Frontaler kniender Jünglingsakt nach
links geneigt mit Kopf im Profil nach links; drei
Kniestudien.
Schw.Kr. (Recto), z. T. Metallstift (Verso) 396 : 252 beschnitten.
Prov.: wie Kat. n. 522.
Recto: Der nach links eilende Jünglingsakt mit gesenktem
Haupt entspricht der vom rechten Rand bildeinwärts stür-
menden Figur des Cascina Kartons (Holkham Grisaille)
mit dem Unterschied, daß der rechte Arm steil gewinkelt
und der linke Arm den Kontur des Rückens um einiges
überschneidet. Gesondert behandelt ist hinter der Figur
der die Lanze tragende rechte Arm in der horizontalen
Erstreckung. Die seitlichen beiden, nur schwach sichtbaren
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