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KATAKOMBENMALEREIEN

hellenistischen Baukunst so verschieden wie eine moderne Bahnhofs-
halle aus Beton und Eisen von einer gotischen Kathedrale.
Vielleicht stimmt dieser Vergleich auch insofern, als die Voraus-
setzungen für diesen neuen Profanbau in den Schöpfungen der römi-
schen Ingenieure enthalten waren, in den Befestigungsbauten, Aquä-
dukten, Brücken, Tepidarien, Arenen, Hafenbauten und anderen An-
lagen, die uns als technische Leistungen noch heute in Erstaunen setzen.
Was im Zusammenhänge mit der Lösung technischer Aufgaben, die in
der Lebensstruktur des römischen Weltreiches eine so wichtige Rolle
spielten, entstanden ist, gewann im gegebenen Momente auch eine
darüber hinausgehende künstlerische Bedeutung. Dieser Moment war
gekommen, als der Kampf um die Weltherrschaft abgeschlossen war
und die Beherrscher der Welt das Hochgefühl des Stolzes auf jene kul-
turelle Eigenart zu erfüllen begann, die sich zur ersten Stelle in der
Menschheit durchgerungen hatte. Sie setzten der griechischen ästhetisch-
wissenschaftlichen Auffassung des Lebens eine andere entgegen, die auf
Macht, staatlicher Autorität und rechtlicher Ordnung beruhte. Auf ihr
waren das neue Kaisertum,das neue Imperium,die neueimperiale Organi-
sation der Welt aufgebaut, und ihre Gesichtspunkte, Mittel und Schöp-
fungen traten naturgemäß überall in den Vordergrund, als dieser Auf-
bau vollendet war und in dem neuen Kaisertum seinen Höhepunkt
fand. Dazu gehörte als treues Widerspiel der staatlichen Machtfülle und
Verwaltung eine Baukunst, in der die Kunst der römischen Ingenieure,
gewaltige Massen technisch zu organisieren, zum Ausdruck kam.
Ihre konstruktiven Mittel, die mächtigen Maueranlagen oder kühnen
Wölbungen werden dabei zu ästhetischen Faktoren erhoben. Gleich-
zeitig beginnt aber auch das architektonische Schaffen sich auf neue
Aufgaben und Probleme zu konzentrieren, auf Schönheit der Räume
und der kompakten Baublöcke, so daß sich zu dem neuen architektoni-
schen Empfinden auch ein neuer Phantasieinhalt gesellte. Dieser hatte
einen alten Stammbaum, denn eine Baukunst der geformten Massen
und Räume finden wir schon bei den altorientalischen Völkern, und aus
dem Osten mögen auch neue bauliche, auf dieser alten Entwicklung
beruhende Vorstellungen in die römische Kunst um so leichter einge-
drungen sein, als sie autokratischen Lebensformen entsprochen haben,
deren Einfluß auf die Cäsaren und ihre Umgebung auch sonst beobachtet
werden kann. Sicher aber nicht mehr als das; denn nirgends lassen die
Schöpfungen der römischen Architekten eine Durchbildung der Kompo-

io
 
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