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Major, Emil [Hrsg.]; Öffentliche Kunstsammlung Basel [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 11): Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der öffentlichen Kunstsammlung zu Basel — Straßburg, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.21231#0019
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Pfalzgrafschaft bei Rhein (in Schwarz ein rotgekrönter,
gelber Löwe), 3. Herzogtum Bayern (von weiß und blau
schrägrechts geweckt), 4. Landgrafschaft Unter-Elsaß (in
Rot ein weißer, perlenbesetzter Schrägrechtsbalken). Die
einander gegenüberliegenden Felder 1, 4 und 2, 3 sind als
zusammengehörig zu betrachten; die zwei wappenhaltenden
Löwen sind die Schildhalter von Straßburg. Wir haben das
Wappen des Bischofs Albert von Straßburg, Landgrafen im
Unter-Elsaß vor uns. Albrecht von Bayern, aus der Linie
Pfalz-Mosbach, Sohn von Otto v. d. Pf.-M. und Enkel des
deutschen Königs Ruprecht von der Pfalz, wurde am 12. XL
1478 zum Bischof von Straßburg gewählt und starb als sol-
cher im Jahre 1506. — Demnach dürfte die neben Christus
knieende Figur den Namenspatron des Bischofs, den hl.
Albert vorstellen, dessen Marterwerkzeug ein Messer ist.

Trotz der schlechten Erhaltung des Blattes sieht man
noch, daß das Untergewand Mariae rosa oder rot und
ihr Mantel blaugrau war. In den Wolken sind auch noch
Spuren von Rot vorhanden, das Kreuz im Nimbus Christi
war lackrot, die schildhaltenden Löwen waren gelb und
die Wappen in ihren richtigen Tinkturen gemalt.

Entstanden zu Straßburg um 1480.

6. Allegorie auf die Eucharistie. H. 180 mm.

B. 120 mm.

Farben: lackrot, zinnober, hellgelb, grün, rosa, schwarz-
braun, gelbbraun.

An den vier Ecken und in der Mitte oben von Wür-
mern zerfressen. — Abgelöst vom Vorderdeckel eines
Psalters von 1477 aus der Univ. Bibl. Bas. (vgl. Nr. 14). ■

In einem T-förmigen Steintrog steht das Kreuz Christi,
in welches drei Holzpflöcke zum Andeuten der Nagel-
stellen eingeschlagen sind. Vor dem Kreuze, auf dem Rand
des Troges, steht Christus als Schmerzensmann mit Dor-
nenkrone und rotem Kreuzscheibennimbus; er hat dichtes j
Haupt- und Barthaar, doch keinen Lippenbart. Links von
ihm sieht man eine Reihe von Hostien aus seiner Seiten-
wunde in den Steinirog fallen, wo sie sich in Blut ver-
wandeln. In einem Strom läuft dieses aus dem Troge und
ergießt sich auf die im Fegfcuer schmachtenden Seelen,
ihnen Heil und Rettung bringend. Links vom Troge steht,
als Sinnbild für das Altarsakrament, ein goldener Meß-
kelch (Cupa in Glockenform, Wulstnodus, runde Basis)
mit Hostie darüber. Oberhalb desselben schwebt der hl.
Geist als Taube mit Kreuzscheibennimbus zu Christo
hinüber, ausgesandt von Gott Vater, der oben links als
bärtiger Mann mit großem Nimbus und Weltkugel halb
aus einer Wolke hervorkommt. Links liest man auf einer
aufrecht angebrachten Bandrolle die Anrede:

.(0 öonc iTjü qui t§ beruft
fonö imc rjut regfltrit . totä
terra et tncüriauit eä et
reijemit no3 ftto fagne.

Im linken Obereck ist später die Zahl 25 mit Tinte
beigefügt worden.

Der Holzschnitt ist stilistisch mit dem Blatte «St.
I Bernhard und der Gekreuzigte» (Nr. 14) eng verwandt.
Entstanden um 1470—1490, wohl in der Schweiz.

7. Jesuskind mit Weltkugel. H. 50 (bezw.
85) mm. B. 59 mm.

Farben: gelblich lackrot, mennig, braungelb (hell und
dunkler), mattkarmoisin, gelbgrün.

Auf einem an den Ecken mit Quasten gezierten Kis-
sen sitzt das Jesuskind im Freien, wo Gras und Blumen
aus der Erde wachsen. Den Kopf vom Kreuzstrahlennim-
bus umschienen, hebt es unmerklich die linke Hand und
hält auf der rechten die Weltkugel. Nach Kinderart hat
es den Mantel, welcher am Halse einen Kragen hat und
daselbst durch einen Stoffstreifen zusammengehalten wird,
als lästig zurückgeschlagen und ist nun so gut wie un-
bekleidet.

Das Köpfchen entbehrt nicht eines gewissen Lieb-
reizes, Figur und Gegenstände sind von dem Zeichner
recht geschickt im Räume verteilt, und zur guten End-
wirkung hat auch der Formschneider das Seinige bei-
getragen.

Unter der Darstellung läuft, mit beweglichen Lettern
gedruckt, ein zehnzeiliger Begleittext, welcher aufgelöst
lautet:

5Cue Sfeftt ptfncfjpfum nnftre creatfonfg. %ut jjtemfum noftre
oratfonfg. JCtte jjrerium naftte rebemptfonfg. Stute üiatfcttm noftre
jieregrfnatfonfg. Sitte falatfum noftre erpectatfonfg. SCtte faltig noftre
faltiatfonfg. %nbz bieg nnftrog tu ttta uacc bigjionf et nog in efet5
torum tttorttm fjtcge numerari. SCmen.

23enebtctum fit bttlce nomen boiitim nofttf Sfcfu cTjritff et glo-
rfofffffme bfrgfnfg JJSarfe matrfg eftig tu etermtm et Ultra, amen.
.Rog cum utolc jila üenebt'cat uirgo maria. amen, ^t'c orang ton*
feguftur fnbulgentfam trfum annotttm.

Durch diese Beischrift erweist sich das Blättchen als
ein Indulgenz- oder Ablaßzettel.

Am Oberrhein entstanden, im letzten Viertel des 15.
Jahrhunderts.

8. Maria vom Rosenkranz. H. 275 mm. B.

190 mm.

Farben: lackrot, spangrün, grau, rosa, schwarzgrau,
schwarz, gelb.

Das Blatt hat mehrere, seinerzeit beim Ablösen ent-
standene Löcher. — Abgelöst aus dem Deckel eines früher
der Karthause zu Basel, jetzt der Univ. Bibl. Bas. ge-
hörigen Bandes, welcher «Hans Nyders 24gülden Harpffen»,
o. 0. 1476, enthält.

Auf erhöhtem Throne sitzt Maria, einen Rosenkranz
auf dem Haar und den Kopf vom gekerbten Scheiben-
nimbus umzogen. Sie hält das aufrechtstehende, durch
den Kreuzscheibennimbus gekennzeichnete Jesuskind. Zwei
Eneel halten über ihr die Krone, während Mutter und
 
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