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Schulz, Fritz Traugott [Editor]; Germanisches Nationalmuseum <Nürnberg> [Editor]; Heitz, Paul [Editor]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 13): Die Schrotblätter des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg — Straßburg, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.21233#0029
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Als Farben sind zur Verwendung gelangt: gelb, rot-
braun und grün. Gelb finden wir an den Antlitzen,
Haaren, Glorien, an den Borden des Mantels, an einigen
Blumen des Teppichs und seiner seitlichen Bordüren;
rotbraun am Untergewand der Maria, an den ovalen
Ziergliedern der Borden des Mantels, an der Oberfläche
des Kopftuches, an einigen Blumen des Teppichs und
seiner seitlichen Bordüren; grün am Mantel der Maria,
an einigen Blumen des Teppichs und an den Ranken
seiner seitlichen Bordüren.

Gekauft i. J. 1894 von Prof. Dr. Mone in Karlsruhe
um 300 Mark. (Inv.-Kat. Nr. 5608.)

Um 1460-1470.

Bislang unbeschrieben. Das von Weigel u. Zester-
mann unter Nr. 345 beschriebene Blatt ist nicht mit dem
unsrigen identisch, sondern ein Exemplar des gegenseitigen
Blattes zu diesem. Vgl. aber Bouchot, der seiner Be-
schreibung der Pariser Kopie im Gegensinn (Nr. 60) hin-
zufügt: «II y a une piece originale du meme genre mais
en sens contraire, ä Cracovie, dans la Bibliotheque
Jagelion». Unser Blatt wäre demnach ein zweites Exem-
plar des gegensinnigen Blattes ohne Wolkenbordüre, das
dem Pariser Blatt bezw. dessen Original als Vorlage ge-
dient haben kann. Dieses ist von Schreiber unter Nr. 2482
eingehend behandelt worden. Er hatte jedoch, wie Bouchot
bemerkt, übersehen, daß es sich bezüglich desselben um
eine wertlose Kopie (copie sans valeur) nach einem damals
im Besitz des Lord Spencer befindlichen Original handelt.
Letzteres hält Bouchot für eine flämische Arbeit aus der
Zeit um 1450, und zwar im Gegensatz zu Schreiber, der es
bezw. die Pariser Kopie darnach um 1480 ansetzt. Das Pa-
riser Blatt hat schon viel von sich reden gemacht, und
zwar namentlich durch die offenbar von einem Besitzer des
15. Jahrhunderts über dem unteren Wolkenrand ange-
brachte Inschrift, deren Lesart eine sehr verschiedene ist.
Unter anderem ist sie «Bernhardinus Milnet» gedeutet,
dieser für den ältesten französischen Formschneider er-
klärt und nach ihm die ihm besonders eigentümliche Art
der Schrotmanier in Frankreich «maniere Milnet» genannt
worden. Das Kolorit ist dem schwäbischen verwandt,
aber weit zarter und weicher. Der flämische Ursprung,
für den Bouchot bezüglich des Spencerschen Blattes
plädiert, dürfte auch für unser Blatt nicht von der Hand
zu weisen sein. Stil und Pracht der Gewandung geben
dieser Annahme eine große Wahrscheinlichkeit. Doch
kann ich mich sowohl für jenes wie für unser Blatt
nicht zu einer solch frühen Datierung, wie er sie vor-
nimmt, entschließen.

14. Die Anbetung der Könige.

Vor dem in Quadern erbauten und strohgedeckten
Stall, über welchem, nur zur Hälfte sichtbar, der groß-
strahlige Stern steht, sitzt Maria, vor sich das Kind

haltend, das sie bis zur Mitte des oben nackten Körpers
mit ihrem Mantel umhüllt hat. Dieser dient zugleich als
Kopftuch und zieht sich um das Kind sowie über den
Armen zu reichem Gefält zusammen. Der Kopf der
Maria ist mäßig nach links geneigt, ihr Blick scheint auf
den Magier zur Linken gerichtet. Der große Nimbus ist
innen von einem reichen Strahlenkranz belebt und außen
von einer zwiefachen weißen Linie umschlossen. Das
Jesuskind, das einen gleichgearteten Nimbus, jedoch nur
mit einfachem Reif, um das Haupt trägt, hat die Arme
über der Brust parallel übereinander gelegt. Vorn links
kniet in anbetender Haltung der älteste der Magier, als
solcher durch den Bart und das die Stirn freilassende
Haar charakterisiert. Er trägt langgeschnäbelte Schuhe,
eng anliegende Hosen, einen bis zur ■ Hälfte der Ober-
schenkel reichenden bordenbesetzten Leibrock und dar-
über einen weiten Mantel mit Kapuze, der von der
Achselhöhle abwärts aufgeschlitzt ist, doch an der
Hüfte von einer Rosette zusammengehalten wird. Die
Aermel liegen um den obersten Teil des Oberarmes dicht
an, um sich aber dann zu weitbauschigen, langherab-
hängenden Puffen zu erweitern. Eine rautenbelebte
Borde umzieht den oberen Aermelrand und die beider-
seitigen Ränder des Mantelschlitzes. Diesem Magier
korrespondiert zur Rechten der zweite. Seinen Körper
umschließt ein weiter Rock, der bis auf die Füße her-
abreicht und mit einem reich gemusterten Kragen ver-
sehen ist. Die weiten faltenreichen Aermel werden von
einer perlenbelebten Borde abgeschlossen. Dichtes,
volles Lockenhaar deckt das Haupt. Als der jugend-
lichste charakterisiert erscheint der dritte König, der zur
Rechten der Madonna schräg nach vorn hin kniet. Sein
Antlitz verrät innere Freude. Er ist ohne Bart, sein
Haupthaar aus kleinen Löckchen zusammengesetzt. Er
trägt eng anliegende Hosen, gespornte Stiefel und einen
fast bis zum Knie reichenden Leibrock, der von der
linken Hüfte an aufgeschlitzt und hier wie am unteren
Rande mit perlenbelebter Borde besetzt ist. Die Hüften
umgürtet ein breiter Gürtel mit vierteiligen Rosetten und
beiderseits zwiefachen weißen Einfassungen. Am Hals
wird ein geperlter Saum mit einem Stern vorn in der
Mitte bemerkt. Die Könige haben ihre Kronen abgelegt.
Die beiden vorderen haben sie zwischen sich liegen. Bei
dem dritten Magier liegt sie vorn vor dem sichtbaren
Knie. Rechts neben dem Stall werden die drei Begleiter
der Könige und drei Fahnen sichtbar. Die mittlere zeigt
einen nach rechts offenen Halbmond, die rechte einen
Mohren mit Speer. Die linke ist mit Sternen besät. Der
vorderste der drei Begleiter, mit Vollbart und Turban,
hat die Hände anbetend zusammengelegt. Links vom
Stall steht ein runder Tisch, auf dem ein Trinkgefäß in
Gestalt eines Hornes, eine runde, längsgebuckelte Büchse
und ein von drei Füßen getragener, zylindrischer Deckel-

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