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Schulz, Fritz Traugott [Editor]; Germanisches Nationalmuseum <Nürnberg> [Editor]; Heitz, Paul [Editor]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 13): Die Schrotblätter des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg — Straßburg, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.21233#0039
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schwarze Linie, die nur oben durch eine einfache Linie
ersetzt ist Sie faßt zugleich die zweizeilige Inschrift ein,
die unter der Darstellung angebracht ist. Diese lautet:
«apparicio * xpi * facta * beato * Gregorio * pape *
rome * in * ecclia * sancte * crucis * in * Jherusalem».
Das weißfarbene Papier tritt allseits mit mäßig breitem
Rand über die Einfassung hinaus. An verschiedenen
Stellen werden kleinere und größere Beschädigungen be-
merkt. Es gab dies seiner Zeit Veranlassung, das Blatt
auf neuem Grund aufzusetzen. Wasserzeichen: Ochsen-
kopf mit Stab und Andreaskreuz. 25,2 cm h., 17,7—17,9
cm breit.

In der Technik läßt das Blatt eine reiche Anwendung
der Kreuzschraffierung erkennen. Die weißen Linien sind
sehr eng aneinander gelegt, so daß der schwarze Unter-
grund nur ganz locker durchschimmert. Es ist dem
Künstler auf diese Weise gelungen, das blendende Weiß
des Altarlinnens täuschend zum Ausdruck zu bringen.
Am Gewand des Papstes, am Kelchtuch und an dem
Tuch mit dem Schmerzensmann hat die Kreuzschraffier-
ung eine Ueberhöhung durch gleichgroße, regelmäßig
verteilte weiße Punkte erhalten. Daneben aber hat sich
der Künstler auch der einfachen Schraffierung an vielen !
Stellen bedient. Unter anderem ist sie zur Modellierung
des nackten Körpers Christi herangezogen worden. An
den metallenen Altargeräten und an dem wirksamen
Blumenmuster des Pluviale ist ihre Behandlung eine sehr
freie. Weiße Punktierung über schwarzem Grunde be-
gegnet nur einmal, und zwar an der die durchbrochene
Galerie tragenden Quadermauer. Der Künstler muß für
die Sterne an dem schwarzen Himmel, für die stern-
artigen Figuren in der Borde des Tuches mit dem
Schmerzensmann, und für die Punkte besondere Punzen
gehabt haben. Es eignet ihm in allem eine weitgereifte
technische Durchbildung. Es ist darum geboten, das
Blatt in die spätere Zeit der Schrotkunst zu versetzen.
Auch hier macht sich an vielen Stellen ein leichtplasti-
sches Heraustreten der weißen Stellen bemerkbar.

Der künstlerische Wert des Blattes wird dadurch
bestimmt, daß es nach Schreiber Nr. 2648 eine Kopie
nach dem Gregorius-Blatt in Oxford Schreiber Nr. 2647
ist. (Inv.-Kat. Nr. 1788.)

Das Blatt ist koloriert, und zwar in Rotbraun und
mattem Grün. Rotbraun findet man an drei Streifen des
Fliesenbodens, am Pluviale, an dem Aermelsaum, der
Tiara und dem Kreuze unten auf dem Gewand des
Papstes, an den Schnittflächen der Bücher, an der Kappe,
dem Kragen und an den beiden ovalen Gliedern der
Mantelkordel des knieenden Geistlichen, bei drei der
Vögel des Antependiums, an den Fransen der das j
letztere abschließenden Bordüre, an zwei Blumen dieser
Bordüre, am Kelchknauf, an der runden Büchse, an der
linken Kerze, an den Flügeln der Engel, an den Streifen

in den Gewölken, an den seitlichen Begrenzungen des
Tuches mit dem Schmerzensmann, an den Lilien im
Nimbus Christi und an anderen kleineren Stellen. Grün
angelegt sind zwei Streifen des Fliesenbodens, der recht-
eckige Grund für das Kreuz auf dem Gewände des
Papstes, das Futter des Pluviale, die von der Tiara herab-
hängenden Bänder, einzelne Teile der Zackenkränze der
Tiara, die Blätter des Antependiums, der Deckel des
Buches des knieenden Geistlichen, die rechte Kerze, die
Blätter der Blumen in den Altarvasen, die Aermel der
Engel und die Dornenkrone Christi.

Die Entstehung unseres Bildes darf um 1480 am
Niederrhein angenommen werden.

24. S. Gregor (die kleine Gregoriusmesse).

In einem chorartigen, über Wanddiensten gewölbten,
in der Mitte und links von zweiteiligen Oeffnungen durch-
brochenen Räume, den nach vorn eine rundbogige Arkade
abschließt, kniet vor dem zur Rechten befindlichen Altar
der Papst. Seine Gestalt umhüllt ein weiter, faltenreicher
Mantel, den eine schwarze Borde mit weißer Perlenreihe
ziert. Auch das Kreuz, das auf dem Rücken aufgestickt
ist, zeigt über schwarzem Grunde eine weiße Perlenreihe.
Der Saum des Aermels wird außerdem beiderseits von
schmalen gleichgearteten Borden begrenzt. Das von einem
Strahlennimbus umgebene, mit der päpstlichen Tiara be-
krönte Haupt ist wenig emporgerichtet, die rechte Hand
mit staunendem Gestus erhoben. Auf dem Altar, der am
unteren, scheinbar zurückspringenden Teil mit spitzbogigen
Nischen und kleinen Rundungen darüber gegliedert ist,
liegt eine in kleinen Quadraten gemusterte Decke. Auf
dieser befindet sich vorn rechts über einem Pult ein auf-
geschlagenes Buch und vorn in der Mitte ein Tuch, auf
dem eine Hostie. Es werden auf dem Altar links und
rechts je ein Leuchter — der rechte ist durch die Arka-
densäule teilweise überschnitten — und etwa in der Mitte
ein Kelch bemerkt. Vor der Altarwand steht auf dem
Tisch mit nach vorn ausgebreiteten Händen der Schmer-
zensmann. Die Lenden umgürtet ein straff anliegender
Schurz. Ueber den Rücken hängt ein überwurfartiges Ge-
wandstück herab. Die Dornenkrone ist tauförmig gewun-
den, der Nimbus mit einem inneren Kreuz versehen. In
der linken Bildecke erblicken wir, zu Dreiviertel nach
vorn rechts gewandt, einen Kardinal mit aufgeschlagenem
Buch und dem Papstkreuz. Er trägt den Kardinalshut mit
den seitlichen Bändern und ein weites Kapuzengewand.
Zwischen ihm und dem Papst steht, mit beiden Händen
ein aufgeschlagenes Buch vor der Brust haltend, ein durch
die Tracht und die starke Tonsur als Mönch charakteri-
sierter Mann. Hinter ihm links schaut der hutbedeckte
Kopf eines zweiten Kardinals hervor. Der Fußboden ist
mit weißen und schwarzen Fliesen in schachbrettförmiger
Anordnung belegt. Die Darstellung wird von einer un-

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