Der Hirsch ist in der Zeichnung arg verunglückt. Besser
geraten sind die Hunde. Die Zeichnung des Erdbodens
und der kleinen Wölkchen ist frei von ängstlicher Scha-
blone; eine gewisse freie Virtuosität ist hier nicht zu
verkennen. Sämtliche Figuren sind mit dicken schwarzen
Konturen aus dem Untergrunde herausgespart. Bei dem
Boden legen sich, soweit er geperlt ist, an diese noch
einseitige weiße Linien.
Als Farben sind verwandt rot, gelb und grün; und
zwar rot für die Stiefel, den Leibrock und die Mütze des
Heiligen, für die drei Blüten der Blume rechts unterhalb der
beiden Bäume, für die Bischofsmütze, das Gewand und
die Ränder der Flügel des Engels; gelb für die Hose,
das Horn, den Degengriff, die Kapuze, das Haar und den
Nimbus des Heiligen, die Baumstämme, das Kreuz und
den Nimbus des Herrn, die Holzteile des Fangnetzes
und die Haare des Engels; grün für die Gräser, Blumen,
Baumkronen und die Untersichten der Flügel des Engels.
Das Blättchen wurde i. J. 1894 von Prof. Dr. Mone
in Karlsruhe, der es der Katalognotiz zufolge für älter
hielt als das Passionale von 1485, um 150 M. gekauft.
(Inv.-Kat. Nr. 5610).
Um 1470.
Bisher unbeschrieben.
Vielleicht darf das Blatt in Zusammenhang gebracht
werden mit dem Kreuzigungsblatt Schreiber 2469 in
Dresden. Schreiber hat es auf Taf. XXXII reproduziert und
schreibt es einem Meister zu, der um 1480 vielleicht in
Mitteldeutschland gelebt hat, und dessen Werke an dem
«fond maille» kenntlich sind. Sicherlich aber ist sein
Meister identisch mit dem, der das schöne Blättchen
der h. Gertrud (Nr. 22) geschaffen. Vielleicht rühren
auch die Blätter der heil. Dreieinigkeit (Nr. 10) und des
Hauptes Christi mit den Leidenswerkzeugen (Nr. 9) von
ihm her. Er darf wohl im mittleren Deutschland ge-
sucht werden.
26. Jakobus major.
Ueber weiß geperltem, mit zwei Blumen und vier
Grasbüscheln belebtem Boden steht, die Mitte des kleinen
Blättchens einnehmend, der Apostel. Er ist en face ge-
sehen. Dadurch, daß das rechte Bein nach vorn gestellt
ist, hat die Gestalt eine leichte Wendung nach rechts be-
kommen. Er trägt ein um die Hüften gegürtetes, bis auf
die Füße herabreichendes Untergewand und einen über
der Brust von einer einfachen Spange zusammengehaltenen
Mantel, der den rechten Unterarm frei läßt. An der linken
Seite wird er durch die eine Pilgertasche tragende Hand
emporgerafft, so daß er über dem Schoß zahlreiche Falten
bildet. Die rechte Hand hält eine brennende Kerze von
gewundener Form. Das Untergewand ist von einer schwar-
zen Borde mit weißer Perlenreihe gesäumt. Das Antlitz
ist bärtig und von welligem Lockenhaar beiderseits um-
rahmt. Das Haupt deckt der Pilgerhut mit der Muschel.
Ein mehrfach verschlungenes Schriftband zieht sich in
Form eines oben offenen Rechtecks zu den Seiten und
hinter dem Rücken des Apostels herum. Darauf stehen in
Minuskelschrift die Worte: «qui + T)cepf e de spu + sanctv
9
natus + ex maria vgine». Die Darstellung ist von einer
fetten schwarzen Linie umgrenzt, die an der linken Längs-
seite größtenteils devastiert ist, und über welche das weiß-
liche Papier allseits ganz wenig heraustritt. Das auf der
Rückseite eine verblichene Handschrift aufweisende Blätt-
chen mißt: 6,3 cm Höhe und 4,6 cm Breite.
Der Abdruck ist trotz einer nicht geringen Schärfe
in der Technik etwas, wenn auch nur wenig merklich,
verschwommen. Für das Gewand des Apostels ist Kreuz-
und Parallelschraffierung verwandt. Die Falten sind schon
verhältnismäßig weich ausgeprägt. Die Luft ist weiß aus-
gespart, aber durch schräg nach rechts unten gerichtete
Schraffuren belebt. Die weißen Punkte des Bodens ent-
behren der sonst oft üblichen Gleichmäßigkeit. Der
Mantel ist in lichtestem Rot ganz dünn angelegt.
Um 1470.
W. u. Z. 384. (Inv.-Kat. Nr. 1802 a.)
Das Bildchen bildet mit dem des h. Thomas (Nr. 29)
den Bestandteil eines Credo und rührt mit diesem viel-
leicht vom Meister des S. Veit (Nr. 30) her.
27. S. Sebastian (größere Darstellung).
Das im ganzen etwas eigentümlich wirkende Blatt
setzt sich aus zwei Teilen zusammen: aus der eigent-
lichen Darstellung und der diese umrahmenden Wolken-
bordüre. Letztere ist jedoch nur noch in Resten vorhanden,
umschloß aber aller Wahrscheinlichkeit nach ursprünglich
das ganze Bild und zeigte, wie üblich, in den Ecken Medail-
lons mit den Evangelistensymbolen. Auch die Darstellung
ist durch seitliches Beschneiden nicht ganz intakt auf uns
gekommen. Viel kann sie jedoch, wie die zum größten
Teil noch sichtbaren Begrenzungslinien dartun, nicht ver-
loren haben. Der Heilige steht in der rechten Bildhälfte.
Der Körper ist nackt bis auf den schmalen Lendenschurz.
Die Arme sind nach rückwärts um den Stamm eines
dreiästigen Baumes herumgebunden. Der Körper zeigt
eine leichte Wendung nach links. Das von dichtem Locken-
haar umrahmte Haupt ist nach rechts gerichtet, der Nimbus
durch Strahlen und einen Bogenfries belebt. Im rechten
Oberschenkel, dicht über dem Nabel und in der rechten
Seite des Halses stecken tief sitzende Pfeile. Ein vierter hat
sich oberhalb des Nimbus in den Baum eingebohrt. Links
von dem Heiligen stehen die Peiniger. Der zunächst ste-
hende hat soeben den im Hals seines Opfers sitzenden
Pfeil abgeschossen. Die Sehne des Bogens hat bereits
ihre natürliche Lage wieder angenommen. Der rechte Arm
hat noch die durch das Abschnellen des Pfeiles gegebene
Haltung. Bekleidet ist er mit einem kurzen Rock und eng-
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geraten sind die Hunde. Die Zeichnung des Erdbodens
und der kleinen Wölkchen ist frei von ängstlicher Scha-
blone; eine gewisse freie Virtuosität ist hier nicht zu
verkennen. Sämtliche Figuren sind mit dicken schwarzen
Konturen aus dem Untergrunde herausgespart. Bei dem
Boden legen sich, soweit er geperlt ist, an diese noch
einseitige weiße Linien.
Als Farben sind verwandt rot, gelb und grün; und
zwar rot für die Stiefel, den Leibrock und die Mütze des
Heiligen, für die drei Blüten der Blume rechts unterhalb der
beiden Bäume, für die Bischofsmütze, das Gewand und
die Ränder der Flügel des Engels; gelb für die Hose,
das Horn, den Degengriff, die Kapuze, das Haar und den
Nimbus des Heiligen, die Baumstämme, das Kreuz und
den Nimbus des Herrn, die Holzteile des Fangnetzes
und die Haare des Engels; grün für die Gräser, Blumen,
Baumkronen und die Untersichten der Flügel des Engels.
Das Blättchen wurde i. J. 1894 von Prof. Dr. Mone
in Karlsruhe, der es der Katalognotiz zufolge für älter
hielt als das Passionale von 1485, um 150 M. gekauft.
(Inv.-Kat. Nr. 5610).
Um 1470.
Bisher unbeschrieben.
Vielleicht darf das Blatt in Zusammenhang gebracht
werden mit dem Kreuzigungsblatt Schreiber 2469 in
Dresden. Schreiber hat es auf Taf. XXXII reproduziert und
schreibt es einem Meister zu, der um 1480 vielleicht in
Mitteldeutschland gelebt hat, und dessen Werke an dem
«fond maille» kenntlich sind. Sicherlich aber ist sein
Meister identisch mit dem, der das schöne Blättchen
der h. Gertrud (Nr. 22) geschaffen. Vielleicht rühren
auch die Blätter der heil. Dreieinigkeit (Nr. 10) und des
Hauptes Christi mit den Leidenswerkzeugen (Nr. 9) von
ihm her. Er darf wohl im mittleren Deutschland ge-
sucht werden.
26. Jakobus major.
Ueber weiß geperltem, mit zwei Blumen und vier
Grasbüscheln belebtem Boden steht, die Mitte des kleinen
Blättchens einnehmend, der Apostel. Er ist en face ge-
sehen. Dadurch, daß das rechte Bein nach vorn gestellt
ist, hat die Gestalt eine leichte Wendung nach rechts be-
kommen. Er trägt ein um die Hüften gegürtetes, bis auf
die Füße herabreichendes Untergewand und einen über
der Brust von einer einfachen Spange zusammengehaltenen
Mantel, der den rechten Unterarm frei läßt. An der linken
Seite wird er durch die eine Pilgertasche tragende Hand
emporgerafft, so daß er über dem Schoß zahlreiche Falten
bildet. Die rechte Hand hält eine brennende Kerze von
gewundener Form. Das Untergewand ist von einer schwar-
zen Borde mit weißer Perlenreihe gesäumt. Das Antlitz
ist bärtig und von welligem Lockenhaar beiderseits um-
rahmt. Das Haupt deckt der Pilgerhut mit der Muschel.
Ein mehrfach verschlungenes Schriftband zieht sich in
Form eines oben offenen Rechtecks zu den Seiten und
hinter dem Rücken des Apostels herum. Darauf stehen in
Minuskelschrift die Worte: «qui + T)cepf e de spu + sanctv
9
natus + ex maria vgine». Die Darstellung ist von einer
fetten schwarzen Linie umgrenzt, die an der linken Längs-
seite größtenteils devastiert ist, und über welche das weiß-
liche Papier allseits ganz wenig heraustritt. Das auf der
Rückseite eine verblichene Handschrift aufweisende Blätt-
chen mißt: 6,3 cm Höhe und 4,6 cm Breite.
Der Abdruck ist trotz einer nicht geringen Schärfe
in der Technik etwas, wenn auch nur wenig merklich,
verschwommen. Für das Gewand des Apostels ist Kreuz-
und Parallelschraffierung verwandt. Die Falten sind schon
verhältnismäßig weich ausgeprägt. Die Luft ist weiß aus-
gespart, aber durch schräg nach rechts unten gerichtete
Schraffuren belebt. Die weißen Punkte des Bodens ent-
behren der sonst oft üblichen Gleichmäßigkeit. Der
Mantel ist in lichtestem Rot ganz dünn angelegt.
Um 1470.
W. u. Z. 384. (Inv.-Kat. Nr. 1802 a.)
Das Bildchen bildet mit dem des h. Thomas (Nr. 29)
den Bestandteil eines Credo und rührt mit diesem viel-
leicht vom Meister des S. Veit (Nr. 30) her.
27. S. Sebastian (größere Darstellung).
Das im ganzen etwas eigentümlich wirkende Blatt
setzt sich aus zwei Teilen zusammen: aus der eigent-
lichen Darstellung und der diese umrahmenden Wolken-
bordüre. Letztere ist jedoch nur noch in Resten vorhanden,
umschloß aber aller Wahrscheinlichkeit nach ursprünglich
das ganze Bild und zeigte, wie üblich, in den Ecken Medail-
lons mit den Evangelistensymbolen. Auch die Darstellung
ist durch seitliches Beschneiden nicht ganz intakt auf uns
gekommen. Viel kann sie jedoch, wie die zum größten
Teil noch sichtbaren Begrenzungslinien dartun, nicht ver-
loren haben. Der Heilige steht in der rechten Bildhälfte.
Der Körper ist nackt bis auf den schmalen Lendenschurz.
Die Arme sind nach rückwärts um den Stamm eines
dreiästigen Baumes herumgebunden. Der Körper zeigt
eine leichte Wendung nach links. Das von dichtem Locken-
haar umrahmte Haupt ist nach rechts gerichtet, der Nimbus
durch Strahlen und einen Bogenfries belebt. Im rechten
Oberschenkel, dicht über dem Nabel und in der rechten
Seite des Halses stecken tief sitzende Pfeile. Ein vierter hat
sich oberhalb des Nimbus in den Baum eingebohrt. Links
von dem Heiligen stehen die Peiniger. Der zunächst ste-
hende hat soeben den im Hals seines Opfers sitzenden
Pfeil abgeschossen. Die Sehne des Bogens hat bereits
ihre natürliche Lage wieder angenommen. Der rechte Arm
hat noch die durch das Abschnellen des Pfeiles gegebene
Haltung. Bekleidet ist er mit einem kurzen Rock und eng-
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