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Major, Emil; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 23): Frühdrucke von Holz- und Metallplatten aus den Bibliotheken des Barfüsserklosters in Freiburg i. S. und des Kapuzinerklosters in Luzern — Straßburg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.7776#0013
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c) Schreiber Nr. 28. — Maria hat faltenloses Unterkleid.
Im Gebetbuch sind keine leeren Linien, sondern Lettern
zu sehen. Exemplar bei Lord Spencer; die linke Ober-
ecke des Blattes fehlt. Schlechte Abbildung bei Ottley,
History of engraving I. pag. 95.
Diesen drei Varianten schließt sich nunmehr das Frei-
burger Blatt an. Es steht Schreiber Nr. 27 am nächsten,
hat, wie dieses, u. a. die kleinen Bogen im Nimbus Mariae
und, vom Violett abgesehen, eine sehr ähnliche Kolo-
rierung.

Entstanden um 1440 in Oberdeutschland.

2. Christus am Oelberg. H. 272 mm. B. 192 mm.

— Fehlt bei Schreiber.

Farben: Violett, weinrot, lackrot, hell ockergelb, span-
grün, olivgrün.

In der oberen Hälfte durch Wurmfraß etwas beschädigt.
In den Farben brillant erhalten.

Auf der Innenseite des Hinterdeckels vom I. Band
eines Exemplars der «Summa Predicantiutn» des Joh. de i
Bromyard (Druck o, 0. u. J., wohl aus der Offizin des
Berthold Ruppel zu Basel) aufgeklebt. Auf dem ersten
Blatt dieses Bandes der handschriftliche Vermerk, der
sich im II. Band wiederholt: «Frater petrus wachenheym
de Spira: conuentus Jn ■ buchse Anno ■ 1 • 4 • 88 •>

Inmitten des grasbewachsenen, mit Flechtwerk ein-
gezäunten Oelgartens kniet Christus in weitem, violettem
Gewände vor dem Felsen, auf dem der Kelch steht. Von
oben herkommt auf Wolken die Halbfigur des Engels mit
dem Kreuze herbei. Hinter dem durch das Bandkreuz auf
dem Nimbus ausgezeichneten Heiland schlafen seine Jünger
in verschiedenen Stellungen: Vom schwarzgelassenen
Hintergrund kräftig sich abzeichnend Johannes, blond-
lockig, mit übereinandergeschlagenen Armen und hinter
ihm, noch näher den drei Oelbäumen, einer, der den
bärtigen Kopf auf die Hand stützt; im Vordergrund auf :
Felsgestein Petrus, die Hände im Schoß, in der Nähe des
holzgezimmerten Tores.

Der Verfertiger des Blattes war bestrebt, seinen
Figuren individuelle Züge zu geben. Da ist Christus,
der das blutüberströmte Antlitz mit wehem Ausdruck
emporhebt, sind die beiden Jünger nebeneinander, über
deren Gesichter die Ruhe des Schlafes sich breitet, ist
endlich Petrus, dem die Krähenfüßchen an den Augen
sitzen, dem Furchen das Gesicht überziehen und dessen
bewegte Beine in solch schroffem Gegensatze zu der gött- S
liehen Ruhe seines Meisters stehen. Dieser Christus er-
hebt sich überhaupt weit über die Dutzendware früher
Holzschnitte. Mit seiner großzügig angelegten Gestalt, mit
seinem wundervoll fließenden Faltenwurf wirkt er geradezu
monumental und läßt jedenfalls erkennen, daß hinter dem
Holzschneider ein Künstler von ausgeprägter Eigenart stand.

Wohl vom gleichen Briefmaler koloriert wie Nr. 3.
Entstanden um 1430 in Oberdeutschland.

3. Die Beweinung Christi. H. 251 mm. B.

185 mm. — Fehlt bei Schreiber.

Farben: Violett, weinrot, lackrot, ockergelb, spangrün,
olivgrün, hellbraun, hellgrau.

In der Mitte etwas durch Wurmfraß lädiert. Im
übrigen tadellos erhalten, besonders auch in den Farben.

In dem bei Nr. 1 genannten Buche, auf der Innen-
seite des Hinterdeckels aufgeklebt.

Lang ausgestreckt liegt der tote Heiland am Boden.
Ihm zu Häupten kniet händeringend Maria, die ihr violettes
Uebergewand unter seinen Rücken gebreitet hat. Die
Füße Christi ruhen auf dem gelbgeborteten Rosamantel
der Maria Magdalena, die in diesen hineinschluchzt, indes
sie mit der Rechten die Füße des Erlösers umfaßt und
ihr die Strähnen des Blondhaares auf die Brust fallen.
Im Vordergrund kniet die dritte Maria und hält ein mit
Salbe bestrichenes Linnen in Händen. Links und rechts
von ihr stehen zwei Salbgefäße auf dem mit Klee und
Löwenzahn bewachsenen Grasboden. Hinter den Frauen
sieht man die drei Männer, links und rechts die beiden
Kahlköpfe, in der Mitte Johannes, und zuhinterst ragt das
mit den drei Nägeln besteckte gekürzte Kreuz, an dem
die Dornenkrone, Geißel und Rute hängen und zu dessen
Seiten die Stange mit dem Essigschwamm und die Lanze
aufsteigen. Das Ganze ist von doppelter Einfassungslinie
mit Gelb umrahmt.

Breit und groß stehen die Gestalten im Räume. Der
Zeichner wußte mit ihnen umzugehen, sie gehörig über
den Platz zu verteilen. Und so zeigt sich oben die breite
Horizontallinie des Kreuzes, darunter folgen die drei Köpfe
der Männer, in der nächsten Reihe zwischen ihnen die
zwei Köpfe der Magdalena und Maria, dann die quer-
gelegte Christusfigur und endlich, das Dreieck der Köpfe
schließend, die dritte Maria. Durch diese Komposition
hat das Ganze etwas Kraftvolles, überaus Geschlossenes
erhalten.

Wohl vom gleichen Briefmaler koloriert wie Nr. 2.
Auch dem Maler darf hier einmal das Wort geredet werden.
Man bemerkt mit Befremden die zwei rötlichen Heiligen-
scheine in der Mitte des Blattes. Näheres Zusehen zeigt,
daß diese Farbe mit voller Ueberlegung gewählt wurde,
damit nicht Gelb auf Gelb komme. Mit Ueberlegung sind
auch die übrigen Farben zusammengestellt: Die beiden
Alten links und rechts in dunkelrotem Gewände, ihnen
gegenüber im Vordergrund die in gleicher Farbe auftretende
heilige Frau; in der Mitte beiderseits Violett und Rosa
an den beiden Wehklagenden und endlich, von allem sich
abhebend, der in Grün und Gelb gekleidete Johannes.

Entstanden um 1430 in Oberdeutschland.
 
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