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Major, Emil; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 23): Frühdrucke von Holz- und Metallplatten aus den Bibliotheken des Barfüsserklosters in Freiburg i. S. und des Kapuzinerklosters in Luzern — Straßburg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.7776#0015
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B. HOLZSCHNITTE, KUPFERSTICHE UND METALLSCHNITTE AUS DER
BIBLIOTHEK DES KAPUZINERKLOSTERS IN LUZERN.

6. Das Schweißtuch Christi. Holzschnitt.
H. 257-264 mm. B. 185-191 mm.

Farben: Lackrot, ockergelb, dunkelbraun, spangrün.

Von einigen Wurmlöchern abgesehen, vorzüglich er-
halten, besonders auch in den Farben.

Eingeklebt auf der Innenseite des Vorderdeckels eines
Exemplars der «Guillermi Postilla de Tempore et Sanctis>,
1482 (Hain 8261).

Vom Schweißtuch aus Goldbrokat hebt sich groß
und starr das Christusantlitz mit seinem roten Lilienkreuz-
nimbus ab. Schmerzvoll pressen die Augen sich zusam-
men, tief schneidet die grüne Dornenkrone in die Stirn
des Erlösers ein, dicke Blutstropfen rieseln über sein
Gesicht. Das Schweißtuch ist nicht das gewöhnliche.
Es ist hier zum Prunkvorhang geworden, der, unten mit
Fransen besetzt, mit Aehren, Lilien und Granatäpfeln reich
gemustert, mit dicken Schnüren an einer Querstange
befestigt ist. Die Art, wie das Gesicht wiedergegeben
ist, ist überaus altertümlich. Schon die eigenartige Kopf-
form, der in zwei Spitzen sich auslockende Bart, der
kaum angedeutete. Lippenbart. Dann aber fallen die
Augen mit ihren eigentümlich gebildeten dicken Tränen-
säcken und schweren Lidern auf, die lange schmale Nase,
die großen Ohren, der ganze Schematismus der einen
fast byzantinisch anmutenden Zeichnung.

Das sehr kräftig geschnittene Blatt ist von einem
dicken Randstrich umrahmt und trägt unten in xylogra-
phischem Text den Namen des Briefmalers tjannö fctjlaffer.

Vielleicht ist der Holzschnitt derselbe, den Schreiber
unter Nr. 758 in der Größe 261:193 mm aufführt. Da

j dieses Exemplar i. J. 1861 zu Paris versteigert wurde
und sein jetziger Aufbewahrungsort sich nicht ermitteln
ließ, so konnte es Schreiber bloß nach einer Lithographie

: beschreiben. Allerdings ist die Signatur bei Schreiber

I nicht genannt, aber diese scheint überhaupt erst nach-

! träglich mit einem Holzstempel aufgedruckt worden zu
sein, konnte also bei Sehr. 758 auch ganz fehlen. Dagegen
trägt ein anderer Holzschnitt, «die Anbetung der hl. drei
Könige» (Sehr. 99), der 1872 von C. G. Börner erwor-
ben wurde und dessen Aufenthalt ebenfalls unbekannt ist,
unten rechts die ähnliche, nur noch genauere Bezeichnung:
«Hans Schläffer von Ulm». Ein weiterer Holzschnitt, «die
Marter des hl. Sebastian*, abgebildet und besprochen bei
M. Geisberg, «Formschnitte des 15. Jahrh. im Kgl. Kupfer-

! Stichkabinett in Dresden» (Heitz, Einblattdrucke des 15.

j Jahrhunderts) unter Nr. 29, weist eine dritte Variante der
Künstlersignatur auf: den Namen Ijanf fcfjlaffcr, begleitet

j vom Wappen der Stadt Ulm. Ueber zwei unbezeichnete
Arbeiten des Meisters vgl. ebendaselbst.
Entstanden zu Ulm um 1470-1480.
7. Christus am Kreuz mit den beiden
Schachern. Metallschnitt. Größte Höhe des mittleren
Kreuzes: 219 min., größte Breite desselben: 152 mm.

Farben: Lackrot, ockergelb, braun, sparigrün. — Die
Körper mit verdünntem Lackrot leicht fleischfarbig getönt,
die Haare braun, die Kreuze gelb, der Nimbus Christi
schmutzigrot, die Dornenkrone grün.

Vier den Konturen nach ausgeschnittene und neben-
einander geklebte Fragmente einer größeren Kreuzigungs-

i komposition.
 
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