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Pfeiffer, Maximilian [Hrsg.]; Königliche Bibliothek <Bamberg> [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 24): Einzel-Formschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Königl. Bibliothek Bamberg: mit erläuterndem Text — Straßburg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.20772#0017
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den Typ dieser Rosenkranzbilder, bei dem freilich kleine
Verschiedenheiten zutage treten können.

Schweisstoch Chrisfi

Feg Feuer

Diese Anordnung der Anrufungen ist wohl der lau-
retanischen Litanei entnommen, denn dort gegen Ende
des Gebetes heißt es in derselben Folge wie auf den
Rosenkranzbildern: 0 Königin der Engel, Königin der
Patriarchen, Königin der Propheten, Königin der Apostel,
Königin der Märtyrer, Königin der Beichtiger (Bekenner),
Königin der Jungfrauen.

Unter den einzelnen Heiligengruppen sind immer be-
stimmte Personen kenntlich. So bei den Patriarchen Moses,
David, Johannes der Täufer; bei den Aposteln Petrus, Pau-
lus, Johannes, Markus; bei den Märtyrern Stephanus, Eras-
mus (mit der Winde), Laurentius; bei den Bekennern
oder Beichtigern Gregor, Hieronymus, Nikolaus von Myra
und Kaiser Heinrich der Heilige. Unter den Jungfrauen
sind charakterisiert durch ihre Attribute Katharina, Bar-
bara, die heilige Kaiserin Kunigunde, Klara (Monstranz).
Bei den Witwen endlich erscheinen die heilige Anna>
Maria Magdalena, Helena.

In der Mitte, bei den Knieen des Heilandes sitzt der
Jesusknabe bald mit Kreuz oder Schwert, oder die Kniee
des Erlösers umschlingend. Auf der Veit Stoß-Tafel er-
scheinen St. Sebald, St. Aegidius und St. Lorenz, die
Nürnberger Patrone. Auf unseren Blättern erweisen die
beiden Bistumspatrone Heinrich und Kunigunde Bamberg
als Ursprungsort. Beide finden sich auch auf dem Bam-
berger Dombild und der Schwabacher Tafel, die Beissel
neben dem oben genannten Nürnberger Gemälde, früher
Nr. 204, jetzt 193, beschrieben hat in der Zeitschrift für

christliche Kunst, Band 13, 1900, S. 33 ff. Dadurch dürfte
für die ungefähre Lokalisierung des Altarbildes ein Hin-
weis gegeben sein. Auch Erhard Schön hat dieselben
Heiligen und, gleich dem Bamberger Bild, noch umrahmt
von den neun Chören der Engel. Aus dieser Ueber-
einstimmung liegt der Schluß nahe, alle diese plastischen
und graphischen Darstellungen des Rosenkranzes auf
eine gemeinsame fränkische Quelle zurückzuführen.

4. Der Rosenkranz (VI Aa 41). Die dreizeilige
Ueberschrift lautet: SfFjßfug. ®a£ tft btt fjimeltfcfj cafßH*
liräc.v ©er laug fjclt !C. ©ater ©nfer. ©nb // I. aue
maria. ©nb ©. giauuen. ©er fturc> X. ©ater ©nfer.
J^nb X. aue maria. // Hub. i. giauuen. Mit roter Tinte
ist beigeschrieben: Der legat R(aymundus) hat • c • tag
ablaß geben ■ eps bbb ■ "x 1 • tag • • • (?) suffrag ■ (epis-
copus babenbergensis 40 tag et (?) suffraganeus ?).

Oben links ist die Messe des hl. Gregor, rechts die
Stigmatisation des hl. Franziskus dargestellt. Die einzelnen
Gruppen sind bezeichnet: Gott Vater mit der Taube als
Sinnbild des hl. Geistes: b'Fj bri / ualti, Maria mit dem
Kinde: maria b' Sfuncfif; die Engel: alle tj. engein;
dann folgen: 3Wc heiligen pattiarcfjn • \ bat — SUIIn
fjeüirre XII pote \cuägelifrc. In der nächsten Abteilung:
2Ule heilige inerterem. — alle fjet. peicfjtigeriT • j ©at.
Endlich in der untersten: alle Ijei. SGuncftf. — $fitte Ijei
mittiu.

Das Jesuskind sitzt in der Reihe der Märtyrer und
blickt nach dem Kreuze. Unter den Füßen des Heilandes
zieht sich ein Spruchband hin: ©er menfcfjuier / bug. Aus
dem Kreuzschaft sprossen zehn Rosen in der im Schema
anschaulich gemachten Anordnung. Unten knieen rechts
und links Kinder, Männer, Frauen, Prälaten, Fürsten und
Bürger im Gebete. Die Legende unter dem Holzschnitt
lautet in fünf Zeilen: ©ifer rafenftranc^ ift ucftetiget lnar<-
ben ©on bem paüft 2Clcranbrn bem * vj • // 3!n bem •
lxxxxvij • iar. ©nb Fjat bar^ugefien (tuen 3?ar aulaö.
SUfier uil ueuft // ©an bem aue maria aHein in bem
laugen • tner in pet Fjat ♦ lxxviij * iar unb ♦ cc * //
unb . xxx * tag aula£. ©an bem Hürtgen * xv • iar
unb • cclxxxv * tag. .^cfjreiut // 2ßerenfjarbinu£ be
2ßufti. 3n feinem marial • per • xij ♦ j. M.

Hier ist mit roter Tinte beigeschrieben: Item von
j. aue Maria gepett hat man allwegen fünfhundert //
vnd sechsvndsibenczig tag ablas.

Größe des Holzschnitts ohne Schriftspalten 157 : 140,
mit den beiden Schriftspalten 215 : 140.

Schwarzer Druck mit einfachen Randlinien ohne
Bemalung.

Schreiber 1826.

Das Blatt ist wohl aus der Offizin des Johannes
Pfeyl in Bamberg um 1500.
 
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