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Pfeiffer, Maximilian [Hrsg.]; Königliche Bibliothek <Bamberg> [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 24): Einzel-Formschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Königl. Bibliothek Bamberg: mit erläuterndem Text — Straßburg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.20772#0019
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des Jesuknaben tritt bei unserer Abbildung der Cruzifixus;
die Lilien sind vorhanden. Der gefesselte Dämon deutet
auf die Heilung der Besessenen, nicht etwa auf die Heiden,
wie Schreiber meinte. (Vgl. Acta sanctorum Augusti Tom.
II, S. 215 ff. und Detzel, Heinrich, Christliche Ikono-
graphie, Freiburg i. B. 1896, 2. Bd., S. 49.)

Der hl. Angelus ist ebenfalls Heiliger des Karme-
literordens. Sein Fest ist am 5. Mai. Seine üblichen Attri-
bute sind ein Buch, das Schwert, welches ihm den Kopf
spaltet, oder der Dolch, der durch die Brust gestoßen
ist. Er war geboren zu Jerusalem 1192, 1225 wurde er
in Leocata auf Sizilien erdolcht. (Vgl. Acta Sanctorum
Maii Tom. II, S. 56 ff. und Detzel, a. a. 0., S. 65.)

Die Darstellung der hl. Mutter Anna mit Maria und
dem Jesusknaben ist eines der im 15. Jahrhundert lebhaft
in Aufnahme gekommenen Sippenbilder, auch Selbdritt
oder nach der italienischen Bezeichnung metterzia Metterz
genannt. (Vgl. Detzel, a. a. 0., S. 76 ff. und Falk, Franz
Die Verehrung der hl. Anna im 15. Jahrhundert, in: Der
Katholik, 1878, S. 60 ff.)

Geschichte und Provenienz: Das Blatt stammt wohl
aus einem Karmeliterkloster, wahrscheinlich dem Bam-
berger. Die K. Bibliothek besitzt nämlich Teile dieses
Blattes in einem zweiten Exemplar. Nur sind die drei
Figurengruppen dort auseinandergeschnitten. In der Hand-
schrift Cod. lit. 153, welche auch den im 1. Bande dieser
Publikation unter Nummer 1 beschriebenen Teigdruck
enthält, ist auf Blatt 1 b das Bild des hl. Albertus, auf
der Innenseite des hinteren Einbanddeckels das des hl.
Angelus eingeklebt. Die Namen sind weggeschnitten,
ebenso der äußere Strich der Umrahmung. Daher konnte
Leitschuh-Fischer, Katalog der Handschriften I, 307 irr-
tümlich den hl. Bernhard und Bartholomäus vermuten.
Die Metterz fehlt; auf dem Teil des Blattes mit dem
hl. Albertus ist nur ein Zipfel des Mantels der Mutter
Anna sichtbar.

Die Bemalung ist in den kleinsten Einzelheiten bei
den Bruchstücken dieselbe, wie bei dem unversehrt er-
haltenen Blatt. Nur die Farbe des Habits ist dort schwarz
statt braun. Die Handschrift ist 1515—1518 vom Frater
Johannes Mötzell im Karmeliterkloster Bamberg geschrie-
ben. Dadurch dürfte für den Schnitt die Bamberger Ori-
ginalität höchst wahrscheinlich sein.

9. Der hl. Antonius der Einsiedler. Rechts
steht der bärtige Heilige. Der mit dem Nimbus umzogene
Kopf ist mit einer Mönchscalotte bedeckt, über dem Ge-
wand trägt er den Mantel, auf dessen linker Schulter das
T-Kreuz des Antoniterhabits angebracht ist. Mit der linken
Hand hält er einen Buchbeutel und den Stab, der mit
seinem Attribut, dem T-Kreuze, bekrönt ist. In der rechten
Hand trägt er ein doppeltes Kreuz, an dessen oberem

I Querstab ein Riemen mit daranhängendem Glöcklein be-
festigt ist. Links vor ihm kniet ein bärtiger Mann, der
ein kleines Schwein emporhebt; hinter dem Manne steht
eine Frau, die ebenfalls ein kleines Haustier, vielleicht
ein Schäfchen, hält, Sinnbilder des Patronats über die
Haustiere. Ueber den Häuptern der beiden Schutzflehenden
hängen an einer Querstange Weihgaben, Wachsbilder.
Rechts zu Füßen des Heiligen springt aus Feuerflammen

— Antonius wird als Helfer gegen Feuersbrunst verehrt

— ein Schwein an ihm empor, um dessen Hals wieder
das Glöckchen gebunden ist. Ueber dem Holzschnitt
steht in gotischen Lettern gedruckt: «Vjetltjer * ljerr *
fät ' antljoni * öit • got • für • ff>. Unten liest man
die Jahreszahl «o 1490 o».

194 : 130.

Bemalung: rotlack, ockergelb, grau, mineralgrün.
Schwarzer Reiberdruck. Einfache Randlinien. Das Blatt
ist durch ungeschickte Ablösungsversuche zerrissen.

1490. Fränkische Arbeit, wohl aus Würzburg.

Geschichte und Provenienz: Der Holzschnitt ist ein-
geklebt auf der Innenseite des hinteren Einbanddeckels
eines Buches, Liturg. q. 121 in der Bibliothek des erz-
bischöflichen Klerikalseminars in Bamberg. Es ist ein
Breviarium Herbipolense, ohne Druckort und Jahr, sicher
aber dieser Diözese, weil am 8. Juli (VIII. ante Idus)
das Fest Kiliani et Sociorum eius rot eingedruckt ist,
ebenso die Octav dieses Heiligen, sowie am 26. Juli (VI.
a. Cal. Aug.) das Fest Dedicationis antiquae ecclesiae
Herbipolensis.

Bei Hain fehlt der Druck.

Diese Beziehung deutet auf Würzburg als Ursprungs-
ort des Schnittes. Denn dort hatten schon im 12. Jahr-
hundert die Antoniter den Hof von Altenberg im Besitz
mit der Antoniuskapelle, wo heute das Ursulinenkloster
steht. 1546 haben sie ihr Kloster verkauft. Sie besaßen
das Privileg, ihre Schweine, von 1496 an 14, von 1503
an 6, frei in der Stadt herumlaufen zu lassen. Diese
mußten ein Glöckchen am Halse tragen und wurden durch
Streifen in der Haut, mit einem Rechen gefertigt, noch
besonders gekennzeichnet. (Vergl. Göbl, S., Würzburg,
ein kulturhistorisches Städtebild. 7. Aufl. 1904. S. 89.
Niedermayer, Andreas, Kunstgeschichte der Stadt Wirz-
burg. 1860. S. 113.)

10. Die hl. Birgitte von Schweden. Zwischen
zwei kegelförmigen Bäumen schreitet die Heilige nach
rechts hin. In der rechten Hand führt sie einen Stab, in
der linken hält sie ein Kreuz empor, das nach der her-
kömmlichen Auffassung auf einen Stift, einen Nagel vom
Kreuze Christi aufgesetzt ist. Rechts über der Heiligen
erscheint die Madonna mit dem Kinde; rechts vor Birgitte
ist ein Wappenschild, ein wachsender Löwe, ihre könig-

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