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Pfeiffer, Maximilian [Hrsg.]; Königliche Bibliothek <Bamberg> [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 24): Einzel-Formschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Königl. Bibliothek Bamberg: mit erläuterndem Text — Straßburg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.20772#0024
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letzten Viertel des 15. Jahrhunderts an im Schwünge
waren. Häbler hat in den «Hundert Kalenderinkunabeln»
dazu Material zusammengestellt. Ich verweise noch auf
den Aufsatz von Karl Sudhoff, Laßtafelkunst in Drucken
des 15. Jahrhunderts, in Archiv für Geschichte der Me-
dizin, Band I, Heft 3 und 4, 1908, S. 219—288.

Geschichte und Provenienz: Der Schnitt war ein-
geklebt auf dem letzten Blatte der Inkunabel, Je. II. 2:
Regimen sanitatis unter der Schlußschrift: Das nücz-
lich biieh von Ordnung der gesuntheyt hat getruckt vnd
volendet. Hanns schönsperger czü Augspurg / am montag
nach sant Mange tag. Nach cristi geburd Tausent vier-
hundert vnd in dem zweyundachezigiste jare (Hain 13744)
Der Druck hat noch den Originalumschlag, gelbes, mit
schwarzen Ornamenten bedrucktes Papier.

Um 1480 (?). Den Ursprung des Blattes genauer zu
bestimmen erscheint bei der Häufigkeit und Gleichartig-
keit des Gegenstandes und der Darstellung unmöglich.

Aus dem Bamberger Dominikanerkloster.

22. Baculus Jakob. (VI A a ohne Nummer).
Rechts im Vordergrund in einer Landschaft steht ein
junger Mann mit kurzem Rock, das Schwert an der
rechten Seite und visiert durch das optische Instrument,
dessen Namen Baculus Jacob weiß auf breitem schwarzem
Strich über dem Blatt steht, auf einen Turm. Im Hinter-
grund steht ein zweiter Mann, der ein Schloß betrachtet
durch dasselbe Instrument. Die linke Blatthälfte nimmt
die Beschreibung ein. Sie umfaßt 32 Zeilen; darunter
steht: 1502. G. L. Die Lettern der Legende sind die
gewöhnlichen Buchstaben der Kurrentschrift um die
Wende des 15./16. Jahrhunderts.

192 :276.

Ohne Bemalung. Kräftiger schwarzer Druck, an ver-
schiedenen Stellen fehlerhaft, Umrahmung durch schwarze
breite Striche. Das Blatt ist beschädigt.

Schreiber 1935.

Geschichte und Provenienz: Der Schnitt befand sich
ehemals in der Bibliothek des Klosters Banz. (P. Placi-
dus Sprenger, Aelteste Buchdruckergeschichte von Bam-
berg, Nürnberg 1800, S. 1). Von da kam er bei der
Säkularisation in den Besitz der Königlichen Bibliothek
Bamberg. (Josef Heller, Geschichte der Holzschneide-
kunst, Bamberg 1823, S. 389.) Karl Falkenstein, Ge-
schichte der Buchdruckerkunst, Leipzig 1840, hat das
Blatt S. 62, Nr. 2 beschrieben. Er, sowohl wie schon
Heller vermuten, es sei ein Teil eines größeren Werkes
über die Lehre von der mathematischen Messung, bei dem
wie beim Kalender des Regiomontanus mehrere Blätter
zu einem vollständigen Exemplare gehörten.

Leitschuh, Führer, S. 155 löst die Signatur G. L. als
«Gottfried Leigel?» Diese Hypothese erscheint bei näherer

Prüfung der von Nagler, Die Monogrammisten, 3. Band,
S. 27 vorgetragenen Daten unhaltbar.

Schreiber III, 306, Nr. XLI spricht wegen der selt-
samen Form der Ziffer 5 in der Jahrzahl die Vermutung
aus, es sei möglicherweise 1402 zu lesen. Dieser Ansicht
kann ich aus Gründen der Formensprache des Blattes nicht
zustimmen. Zudem findet sich die gleiche Form der Ziffer
5 auf Blatt 5 dieses Bandes, Rosenkranzbild von 1503.

23. Astrologisches Bild. (VI Aa 49). Ueber einer
von Felsen und Bäumen umrahmten Stadt, wohl die be-
wohnte Erde darstellend, stehen, die Füße von einem
Wolkensaume verhüllt, zwei Männer, Sinnbilder der Sonne

I und des Jupiter. Links in einen faltigen Mantel gehüllt, den
Szepter in der linken Hand, eine Krone auf dem von langen

| Haaren umgebenen Kopfe die Sonne, durch einen mit langen
Strahlenzacken umgebenen Nimbus symbolisiert. Rechts
Jupiter. Im Gegensatz zu dem bartlosen Sol mit Schnurr-
und Backenbart, in einen talarähnlichen Mantel gekleidet.
Ueber dem reichen Haupthaar trägt er eine Art Turban.
Die linke Hand hält den Szepter nach unten gekehrt. Die
Rechte deutet mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die zwi-
schen den beiden Männern angebrachten vier konzentri-
schen Kreise, bezeichnet als ignis, aer, aqua, terra, also
die vier Elemente. Ueber diesen Kreisen zwischen den
Männern ist ein vielfach verschlungenes Schriftband ange-
bracht: £al: I öominuö / anni ■ Et • ci / etnentortnn; ein
zweites über der Figur des Jupiter sich windendes Spruch-
band trägt die Inschrift: 3fup/itcr jjarticepö* elementorurn.
130 : 108.

Schwarzer Druck mit doppelten Randlinien. Ohne
Bemalung. Das Blatt ist stark beschnitten und mehrfach
beschädigt. Es scheint ehemals aufgeklebt gewesen und
bei der Ablösung verletzt worden zu sein.

Um 1500.

24. Totentanz. (VI Aa 71). Aus einem Grabe
windet sich unter Linnentüchern ein halbverfaulter, von
Würmern bedeckter Körper empor. Links steht ein eben-
falls halb fleischloser in ein Leintuch gehüllter Knochen-
mann und bläst die Flöte, zu deren Musik drei andere
Gerippe tanzen. Die beiden in der Mitte sind nur Knochen-
gerüst, der dritte hat gleich dem Flötenspieler einen Toten-
kopf, an den Gebeinen sitzt noch das Fleisch, aber aus
dem geplatzten Leibe quellen in Fetzen die Gedärme. Die
Gruppe befindet sich in lebhafter Bewegung eines gro-
tesken Tanzes. 195 : 225.

Bemalung: mineralgrün, ockergelb, blaßzinnoberrot.
Schwarzer Druck mit einfachen Randlinien. Das Blatt
ist knapp ausgeschnitten und auf der Rückseite bedruckt
mit einem Texte, scheinbar über das Weltende.

Um 1500.

Aus der Sammlung Heller.
 
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