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Pfeiffer, Maximilian [Hrsg.]; Königliche Bibliothek <Bamberg> [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 24): Einzel-Formschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Königl. Bibliothek Bamberg: mit erläuterndem Text — Straßburg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.20772#0025
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B. METALLSCHNITTE.

25. Die Geburt Christi. (Kupferstich Mappe 36).
Im Hintergrund steht der Stall, mit einem Anbau nach
rechts, in welchem Ochs und Esel sichtbar sind. Im
Rahmen des türlosen Gebäudes erscheint in Mantel und
Mütze der heilige Josef mit gefalteten Händen, die Augen
auf die Gruppe im Vordergrund gerichtet. Da kniet Maria
vor dem rechts auf einer über grasigen Grund hinge-
breiteten Schütte Stroh liegenden Jesuskinde, nach rechts
gewendet. Sie hält das nimbusgekrönte Haupt leicht ge-
neigt; die Arme sind in Anbetung über der Brust gekreuzt.
Der Mantel fließt in reichen Falten um die Figur. Von
rechts schwebt nach links gewendet ein Engel über die
Gruppe, im Begriffe einen Stern auf den First des Ge-
bäudes zu setzen.

60 : 41

Bemalung: dunkelkarmoisin, ockergelb, blaßhellblau,
zinnoberrot, mineralgrün, rotlack. Einfache Randlinien.

Das Blatt war in einem Buche oder Codex einge-
klebt. Beim Ablösen wurde es beschädigt.

Um 1470. Fränkische Arbeit.

26. Christus am Kreuz. An das mit Holz-
pflöcken in den Boden gerammte Kreuz ist der entseelte
Leib des Erlösers geheftet. Die Hände krampten sich um
die Nägel, ein dicker Blutstrom quillt aus den fünf
Wunden, Blut rinnt um Kopf und Hals, an den Armen
herab, über den Körper und am unteren Kreuzstamm
entlang zur Erde. Das bärtige Haupt ist geneigt, die
Augen sind geschlossen. Die Dornenkrone umschlingt
den Kopf, der Nimbus ist als ornamentiertes Kreuz ge-
bildet. Der Leichnam ist mit dem Lendenschurz bekleidet;
die Füße sind der rechte über den linken genagelt. Ueber

dem Heiland ist der Kreuztitel angenagelt, rechts über
dem Querbalken steht der Halbmond, links die Sonne.
Schwebende Engel fangen in Kelchen das Blut aus den
fünf Wunden auf. Rechts vom Kreuz steht Johannes,
dessen Rechte emporzeigt, während die Linke ein Buch
hält. Die Augen erhebt er zum Erlöser. Sein Gewand
wallt bis zu den unbeschuhten Füßen, der Mantel ist
vom Winde gebläht. Das reiche gelockte Haar ist von
einem sehr exakt gearbeiteten Strahlenkranze mit doppeltem
Nimbusrand umgeben. Ebenso das mit dem Schleier um-
hüllte Haupt der links stehenden Maria, welche Blick
und Hände, diese gefaltet, zu dem sterbenden Sohne
emporhebt. Ihr Gewand fällt in starren Falten herab,
der Mantel fließt in ruhigen Linien, gegenüber dem leb-
haften Johannes ist die Madonna ein Bild tiefsten, beweg-
ungslosen Schmerzes. Im Vordergrund zeigt der Boden
verschiedene Pflanzen; hinter den Seitenfiguren scheinen
Felsen angedeutet. Links neben dem Kreuz ein Toten-
schädel, davor ein verstreuter Knochen.

Das Blatt ist von großer Schönheit und hervorragend
feiner Arbeit. Bei den Gewändern und in der Behandlung
des Bodens ist Schrotung angewendet, der Hintergrund
ist in der Art eines Geflechtes gearbeitet, genau wie bei
dem hl. Florian in Band 1, Blatt 35.

Die Bemalung ist zinnoberrot, blau, braun, wodurch
die Maserung des Holzes kräftig betont wird, mineralgrün,
dunkelgelb, rosa, dunkelkarmoisin. Schwarzer Druck auf
Papier. Das Blatt ist scharf ausgeschnitten, es mißt 235:
171 mm; ein 6 mm breiter, zinnoberroter Randstrich um-
zieht dasselbe.

Das Blatt ist fränkischen Ursprunges, von einem
sicher bedeutenden Meister. Auf Franken deutet die Be-

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