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Baumeister, Engelbert [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 40): Formschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in den Sammlungen des Fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein zu Maihingen — Straßburg: Heitz, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.50934#0022
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hl. Katharina, München, Hof- und Staatsbibliothek (Sehr.
2939; Abb. Leidinger-Heitz XXI, 39) hängt zweifellos mit
unserem Blättchen zusammen. Sie ist in Technik und
Ausdruck besser und kann als Bestandteil einer für unseren
Holzschneider vorbildlichen Folge angesehen werden.
Das Mißverstandene des vorliegenden Nachschnittes macht
sich in der sauren Miene der Maria und dem gedrückten
Nimbus, der ursprünglich die obere Randlinie schnitt,
bemerkbar.
51. Hl. Bernhard von Siena. 1470—1490.
Fehlt Schreiber.
262 (?) : 188 (?). Beschnitten, beschädigt, wurmstichig.
Italienisch. Die sichere Großzügigkeit der Auffassung
deutet nach Italien. Die magere Faltengebung mit Linien,
die in ihrem geraden Zuge meist ohne Hakenbildung
jäh abbrechen, ist besonders in Venedig am Ende des
Jahrhunderts beliebt L Was Kristeller über die Stilrich-
tung des um 1490 wirkenden venezianischen Monogram-
misten «N» sagt’, trifft auch aufunsern Meister zu. Doch
spricht die größere Frische und Einfachheit der Strich-
führung für eine frühere Entstehung, die auch besser zu
der 1450 erfolgten Heiligsprechung Bernhards (vergl. die
Ueberschrift) passen würde.
Der Heilige, der als Predigermönch tätig war und
die Kartenmacher zuerst angeregt haben soll, an Stelle
der Karten Heiligenbilder anzufertigen starb 1444. Die
drei Städte Ferrara, Urbino, Siena beziehen sich auf die
ihm von mehreren Päpsten angebotenen Bischofsitze, die
er stets ablehnte.
Die leidenschaftliche Erregung des Kopfes mit den
weit geöffneten schwärmerischen Augen und der vor-
springenden fleischlosen Kinnlade ist meisterhaft erfaßt.
Die Porträtwahrheit beweist ein Vergleich mit einem Stiche
des Meisters der Spielkarten, München, Graphische Samm-
lung (Lehrs 1, 239, 11) und einem Gemälde Morettos in
London (Abb. Geisberg: «Die Anfänge des deutschen
Kupferstiches und der Meister E S» Tafel 7).
52. Hl. Brigitte mit Ordensschwestern
und -brüdern. 1480-1500.
Schreiber 1283.
52a. Zustand I: Ueber der Heiligen links Gottvater mit
Sohn, unten rechts Wappen des Hauses Wittelsbach und
Oettingen.
Linker Flügel: 265 : 97. Rechter Flügel: 266 : 93.
Mittelstück: 265 : 187.
Sämtliche Teile zeigen Spuren von Messerschnitten,
beide Flügel wurmstichig, rechter Flügel unten beschädigt.
1 Vergl. die Holzschnitte in Kethams „Fasciculus medicinae“
Venedig 1493 (Abb. Hirth-Muther 32|33).
2 Kristeller: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhun-
derten S. 134.

Ziemlich matter Druck (auf den Abbildungen zu.
kräftig).
Wasserzeichen auf dem linken Flügel:


Briquet unbekannt.
Außerdem in: Berlin, Kupferstichkabinett. Wasser-
zeichen: Armbrust'. München, Nationalmuseum1 2 3.
52 b. Zustand II: Ueber der Heiligen links an Stelle
von Gottvater mit Sohn: Gottvater (oder Christus?), unten
rechts Wappen von der Pfalz und Bayern.
Linker Flügel: 266 : 95. Rechter Flügel: 269 : 93.
Mittelstück: 266 : 190.
Mittelstück wurmstichig. Auf der Rückseite Hand-
schriftenrest mit deutschem Text. Mit der Feder: Schrift
in den aufgeschlagenen Büchern.
Wasserzeichen auf dem Mittelstück: Gotisches P.


Briquet unbekannt.
Außerdem: München, Graphische Sammlung 5 (Abb.
Schreiber-Heitz XXXII, 142, verkleinert und farblos).
1 Vergl. Lehrs, Führer durch die Ausstellung des Kgl. Kupfer-
stichkabinetts zu Berlin 1908, Nr. 98.
2 Freundl. Mitteilung von Herrn Dr. Buchheit, der den Holz-
schnitt in einem abgelösten Buchdeckel eingeklebt im „Depot“ fand..
3 Von Schreiber irrtümlich als Zustand I beschrieben.

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