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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Bearb.]
Meisterwerke der Metallschneidekunst (Band 41,1): Die Schrotblätter in Danzig, Königsberg, Pelplin, Riga — Straßburg: J.H.Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.61628#0020
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Spruch genommen hätte, der ihm die Zeichnungen für
die Gesichter lieferte. Der nächste Teil wird noch
weiteres Material zu dieser Frage bringen; für den
Augenblick wird es genügen, wenn ich auch noch die
»Tf. 8 für unsere Meister in Anspruch nehme. Ein Ver-
gleich dieser Tafel mit Tf. 13 wird ja die Richtigkeit
meiner Behauptung ohne weiteres bestätigen.
Was nun das vorliegende Bild betrifft, so ist das
Urbild in einer Arbeit des schon viel genannten Meisters
ti zu suchen, von der ich schon auf S. 7 gesprochen
habe. Danach ist die Nr. 2592 (Abb. Schmidt-Soldan
Tf. 65) frei kopiert, und nach ihr ist wieder unser Blatt
mit erheblicher Vereinfachung des ganzen Beiwerks nach-
geschnitten worden. Von letzterem befindet sich ein
zweites Exemplar mit der gleichen Bordüre in Riga,
während das British Museum ein drittes, aber ohne die
Bordüre, besitzt. Im Papier des Königsberger Exemplars
ist folgendes Wasserzeichen, das bei Briquet fehlt und


auch nicht leicht zu deuten ist. Vielleicht handelt es
sich um eine Variante des Buchstabens Y, dessen Ur-
sprung nach Briquet (9105 — 9203) im Nordosten Frank-
reichs zu suchen wäre. Ziemlich verbreitet war es in
Belgien und den Niederlanden, doch hat er es auch in
allerhand Varianten in Norddeutschland (Cöln, Minden,
Osnabrück, Bielefeld, Herford, Düsseldorf, Mainz, Mar-
burg, Bremen, Lübeck, Rostock usw.) gefunden, aber
nirgends in Oberdeutschland. Bildgröße 261 : 180; Bor-
düre 335 : 253.
Sehr. 2591. Bemalung: Grün, gelb, braunrot.
Das Blatt ist hinter dem Register eines Exemplars
des Missale Magdeburgense eingeklebt, das 1480 zu Mag-
deburg von Bartholomaeus Ghotan und Lucas Brandis
gedruckt wurde. Die folgenden Blätter befinden sich in .
dem gleichen Band.

Metallschneiders bestellt war. Der auf der Grabplatte
befindliche Kelch ist an einem für seinen Zweck unmög-
lichen Platz; das Querholz des Kreuzes, das der Engel
trägt, sitzt ganz schief, und die Säule des andern hat
einen völlig verzeichneten Fuß. Uebrigens ist auch auf
der Tf. 6 das Kreuz auf der Weltkugel des Jesuskindes
schief eingesetzt. Im allgemeinen ist die Art der Punk-
tierung und die Verwendung des Messers auf beiden
Blättern ziemlich gleich; besonders stimmt aber die Form
der Gräser mit ihren Blüten auf beiden völlig überein.
— Wenn die hier in Rede stehende Bordüre schon an
und für sich den Verdacht erregen mußte, daß der «Berg-
wolken»-Meister der Werkstatt des «Jesus in Bethanien»
habe Konkurrenz machen wollen, so liefert uns das vor-
liegende Blatt gewissermaßen den Beweis dafür. Jener
Metallschneider hatte nämlich eine ganz ähnliche Dar-
stellung, ebenfalls unter Benutzung des Stiches des
Meisters E. S. angefertigt und in seiner, uns aus Tf. 5
bekannten Bordüre auf den Markt gebracht (Sehr. 2460).
Beide Werkstätten verfügten also hier über zwei einander
sehr ähnliche Blätter. Bildgröße 260 : 185; Bordüre
340 : 257.
Sehr. 2459. Bemalung: Grün, gelb, braunrot.
Dieses Blatt klebt auf der Rückseite von Blatt 148
in dem bei der vorigen Nr. beschriebenen Meßbuch.
8. Die Marter des hl. Erasmus.
Ich hatte schon darauf hingewiesen, daß dieses Bild
technisch der Tf. 13 so nahe steht, daß an ihrer Zusam-
mengehörigkeit nicht zu zweifeln ist, wir es also mit einer
Arbeit aus der Werkstatt des Bergwolken-Meisters zu
tun haben. Das rundliche, teilweise noch mit einem
Punkt versehene Kinn scheint ein charakteristisches Merk-
mal dieser Gruppe zu sein, doch findet es sich genau
so auf Arbeiten einer anderen Werkstatt, mit der wir uns
im nächsten Bande zu beschäftigen haben werden. Das
vorliegende Blatt ist, wie ich bei der nächsten Tafel noch
näher zu begründen versuchen werde, als eine der spä-
teren Arbeiten der Bergwolken-Werkstatt anzusehen. Auf-
fällig sind dabei die Hände, denn jede der drei mittleren
Figuren streckt einen Finger in geradezu unmöglicher
Haltung aus. 266 : 189.
Sehr. 2619. Bemalung: Grün, gelb, braunrot.
Das Blatt klebt im Vorderdeckel des bei Tf. 6 an-
gegebenen Missale.

7. Der Leidensmann mit Engeln.
Dies Bild ist eine vergrößerte und vergröberte Kopie
mit einigen eigenen Hinzufügungen nach einem Stich des
Meisters E. S. (Lehrs II, p. 113, 55 d). Hier zeigt es sich
so recht, wie schwach es mit der Zeichenkunst unseres

9. Maria nährt das Kind.
Zunächst ist zu bemerken, daß die sechs kleinen
Bilder in keiner Verbindung mit dem Mittelbild stehen,
sondern einzeln herumgeklebt sind. Das Mittelbild ist
eine etwas verkleinerte gegenseitige Kopie nach einem

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