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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 6): Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Königlichen Landesbibliothek zu Stuttgart — Straßburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.17237#0011
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3. Maria mit dem Kinde und die hl. Brigitta. In einer gebirgigen Landschaft
mit einer Stadt im Hintergrunde erscheint links Maria mit dem neugeborenen Kinde, rechts
betet auf ihren Knieen die Heilige. Unter der Darstellung ist eine zweizeilige xylogra-
phische Inschrift. 114 : 60.

(S. 1139). Kolorit: Gelb, gelbgrün, blau, lackrot, rotviolett, ziegelrot, braun.
Schwarzer Druck.

Die hl. Birgita oder Brigitta, die nicht mit der hl. Brigida von Schottland ver-
wechselt werden darf, war eine schwedische Prinzessin und starb im Jahre i)J)- Sie
stiftete einen Männer- und Frauen-Orden, der ursprünglich Orden des Erlösers hieß, aber
später allgemein Brigittenorden genannt wurde. Die Regel wurde 1370 von Urban V.
bestätigt, und der Orden verbreitete sich schnell über Schweden und Deutschland, während
er in andern Ländern nur wenig Eingang fand. Die Heilige wird gewöhnlich, wie es
auch auf unserm Bilde der Fall ist, mit Pilgerhut, Stab und Tasche dargestellt, weil sie
nach Rom und von dort nach Jerusalem wallfahrtete. Das neben ihr befindliche Wappen
soll wohl das schwedische sein. Besonderen Ruhm erlangte sie durch die ihr zu teil
gewordenen Erscheinungen, in denen sich ihr das ganze Leben und Leiden Christi offen-
barte. Auf unserem Blättchen zeigt ihr Maria das eben geborene Jesuskind. Es wäre
nicht unmöglich, daß dieser Holzschnitt in ein Buch gehört; das vorliegende Exemplar
wurde in dem Breviarium ordinis praedicatorum, Basel Jacobus de Phorzheim 1492 (H.
3880) gefunden. Die Entstehungszeit ist auf etwa 1470—-80 anzusetzen; das Kolorit könnte
auf Augsburg deuten, doch pflegte man dort auf die Ausführung des landschaftlichen
Hintergrunds weniger Sorgfalt zu verwenden.

4. St. Christoph und St. Anton. Durch eine senkrechte Doppellinie ist das Blatt
in zwei Hälften geteilt. In der linken trägt der hl. Christoph das Jesuskind durch das
Wasser; rechts steht der hl. Anton auf züngelnden Flammen mit Buch, Glocke, Kreuz-
stab und Schwein. Unten ist der Künstlername KCttöltriö malet se Ulm 68. 375 : 2^4.

(S. 1379)- Kolorit: Leuchtendes rot, rosa, fleischfarben, braun, schwarz, gelb, gelb-
grün, grauviolett. Schwarzer Druck.

Der hl. Anton galt als Beschützer gegen die Pest und andere epidemische Krank-
heiten, der hl. Christoph war Patron gegen den plötzlichen Tod, d. h. gegen das Sterben
ohne vorausgehenden Empfang der hl. Sakramente. Von ihm heißt es im Kalender-
Namenbuch :

S^fdlüen tageö (25. %a\i) faltu Qan
Cljriflofarum ben großen man
<E5ei* criftttm uff (inte actjfcln ttett.
Wtt ben anfüjt bem gßfdjiljt ftein Itit
<®t$ rage£, fa er ftn antltt figt.

Das Blatt sollte also an eine Wand oder Tür als Schutz gegen Seuchengefahr geklebt
werden, und mochte um so eher Käufer finden, als im vorhergehenden Jahre (1467) in
 
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