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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 6): Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Königlichen Landesbibliothek zu Stuttgart — Straßburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.17237#0013
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I

und daneben befinden sich die Brustbilder der zwölf Apostel und ebenso vieler Propheten
in Ringen, die je zu zwei miteinander verbunden sind. 362 : 275.

(S. 1852). Kolorit: Leuchtend rot, rosa, grün, gelb, schwarz, dunkelbraun. Grau-
schwarzer Druck.

Nach alter Ueberlieferung ist das Credo in der Weise entstanden, daß die zwölf
Apostel, bevor sie nach dem Tode Christi in die Welt hinauszogen, um das Heil zu
verkünden, gemeinsam den Wortlaut feststellten, indem der erste einen Satz sprach,
der zweite den folgenden hinzufügte und so fort, bis alle zu Wort gekommen waren.
Das Bestreben der mittelalterlichen Theologen, jedes Ereignis und jeden Ausspruch des
Neuen Testaments mit einem solchen des Alten Testaments in Parallele zu bringen, wie
es namentlich in der Biblia pauperum zutage tritt, führte dazu, den von den Aposteln
ausgesprochenen Sätzen zwölf Aussprüche der alttestamentlichen Propheten an die Seite
zu stellen. Im Manuel Bd. IV, S. 237—244 sind drei Blockbücher beschrieben, die das
Symbolum apostolicum in dieser Weise zur Darstellung bringen ; eins von ihnen ist
mit lateinischen, ein anderes mit deutschem Text versehen. Das vorliegende Blatt ähnelt
dem letzteren, nur ist es nicht in Buchform abgefaßt, sondern als Plakat gedruckt. Es
ist jedoch zu beachten, daß die Sätze nicht wagerecht, sondern senkrecht geordnet sind,
so daß das Ganze von oben nach unten gelesen werden muß. Im allgemeinen stimmt
der Wortlaut mit dem des erwähnten Blockbuches ziemlich überein, dennoch zeigt die
Uebersetzung an einzelnen Stellen wesentliche Abweichungen. Der Vergleich gestaltet
sich noch interessanter, wenn wir die deutsche xylographischc Armenbibel, in der auch
einzelne dieser Aussprüche enthalten sind, zu Hilfe nehmen. Zwei Beispiele mögen
genügen.

Hanns Paur Blockbuch Armenbibel

Nym wäre ein iunckfraw wirt j Nembt war ain iunckfra wirt Nym war ain junckfraw wirt

enpfachen vnd wirt geberen
ain kind

empfaen vnd wirt geperen swanger vnd wirt ain kind
einen sun j gepern

Ich wird gyssen meinen gais I Ich wird aus giessen von mei-
vber alle menschen

nem gaist vber al menschen

Vber mein diener vnd diene-
rin wurd ich außgiessen von
meinem gaist.

Während also im zweiten Fall der Einblattdruck mit der Buchausgabe annähernd
übereinstimmt, die Armenbibel aber erheblich abweicht, steht im ersten Falle die letztere
dem Plakatdruck am nächsten. Eine völlige Uebereinstimmung findet aber nirgends
statt, sondern es liegen drei verschiedene Uebersetzungen vor. Der Verfertiger unseres
Blattes, Hanns Paur, dessen Name sich unten links befindet, ist wohl mit dem Karten-
maler gleichen Namens identisch, der nach J. Baader, Beiträge zur Kunstgeschichte
Nürnbergs, Teil I, S. 5, im Jahre 1445 in Nürnberger Urkunden erwähnt wird. Auf

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