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Schreiber, Wilhelm Ludwig [Editor]; Heitz, Paul [Editor]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 8): Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in den Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen zu Donaueschingen: mit 20 handkolorierten Tafeln in Hochätzung — Straßburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.17236#0017
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19. Christus an der Martersäule. Er steht auf getäfeltem Fußboden völlig ent-
kleidet nach links gewendet neben der Martersäule und hält Rute und Geißel in
seinen Händen. 78 :

(S. 899a). Kolorit: blasses gelb, gelblich grün, karmin, blaßbraun, blau, gold.
Schwarzer Druck.

Der Gegenstand selbst bietet nichts neues ; er ist überaus häufig auf Gemälden
und Kunstblättern in der nämlichen Weise dargestellt worden. Erst unter den im ver-
gangenen Jahre erschienenen «Holzschnitten und Schrotblättern der Kgl. Universitäts-
bibliothek in Tübingen»1 ist als Nr. j ein derartiges Blatt reproduziert, das sich fast
nur durch sein größeres Format und eine etwas geschicktere Stellung des rechten Fußes
unterscheidet. Der vorliegende Holzschnitt scheint einer größeren Folge von religiösen
Bildchen anzugehören, von denen sich mehrere erhalten haben und eins unter den
«Pestblättern»2 als Nr. 3 abgebildet ist. Sie sind sämtlich recht geschickt gezeichnet
und ebenso sorgfältig geschnitten. Auch ihre Kolorierung ist sauber und eigenartig:
der Himmel ist durch eine Anzahl blauer horizontaler Striche angedeutet ; der sonst
übliche Zinnober fehlt völlig und statt seiner ist Kirschrot verwendet: das Gelb ist milde,
das Grün durch einen Zusatz von gelb gedämpft, das Gold ziemlich stark aufgetragen.
Ob das vorliegende Blatt mit dem Man. I 899 beschriebenen identisch oder ihm nur
sehr ähnlich ist, kann ich leider nicht feststellen. Die Zeichnung erinnert an manche
Augsburger Bücherholzschnitte, doch ist sie ihnen an Sorgfalt und Sauberkeit überlegen ;
die Entstehungszeit ist auch 1460—70 anzusetzen.

20. Gedenkblatt der S. Sebastians-Brüderschaft. Mitten oben schwebt Gottvater
und schießt Pestpfeile auf die Menschheit, die durch zwei von dieser Seuche dahinge-
raffte, am Boden liegende Personen angedeutet ist. Links schwebt Maria als Fürbitterin,
rechts Sebastian. Unten ist eine vierzeilige xylographische Inschrift. 100 : ijj.

(S. 1694a). Kolorit: Gelb, spahngrün, karmin, Fleischfarbe, hellbraun. Schwarzer
Druck.

Dieses Blatt bildet eine wichtige Ergänzung zu den ebenerwähnten «Pestblättern».2
Es ist, wie sich aus den in den oberen Ecken befindlichen Inschriften ergibt, von der
St. Sebastiansbrüderschaft für eine Pilgerfahrt zur Maria von Istein herausgegeben worden,
und das am Boden befindliche Wappen gehört jedenfalls dieser Brüderschaft an. Die
Unterschrift enthält ein Gebet, das sich an das Zeichen T richtet und von Papst Sixtus IV.
(1471—84) mit vierzig Tagen Ablaß begnadet sein soll. Da einige Worte von dem
Holzschneider undeutlich wiedergegeben sind, möge hier zunächst der Text mit aufgelösten
Kürzungszeichen folgen: Ein gcbett Sixti des vierden für pestilentz. dauon xl. tag ablas.
Durch das zeichen T von der pestilencz vnd hunger erlös vns herr Jhesu criste. Das

« W. L. Schreiber, Holzschnitte und Schrotblätter aus der Kgl. Universitüts-ßibliothek in Tübingen. Heraus-
gegeben von P. Heitz, Straßburg 1906.

2 W. L. Schreiber, Pestblätter des XV. Jahrhunderts. Herausgegeben von P. Heitz, Straßburg 1901.

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